Flughafenplanung ist unvereinbar mit dem Generationenurteil des Bundesverfassungsgerichts und den Klimaschutzzielen der Bundesregierung
„Angesichts der immer drängenderen Klimakrise, der schwelenden Energiekrise und der gesamtgesellschaftlichen Zustände in Deutschland, Europa und der Welt ist es unverantwortlich und völlig aus der Zeit gefallen am Ausbau des Flughafen Leipzig/Halle festzuhalten“, sagt der Präsident der Bundesvereinigung gegen Fluglärm e.V. (BVF), Carl Ahlgrimm.
Mit einem Investitionsvolumen von mindestens 500 Millionen Euro soll der Frachtflughafen Leipzig/Halle von bisher 60 Stellplätzen auf bis zu 100 ausgebaut werden. Der Flughafen Leipzig/Halle ist Deutschlands zweitgrößter Frachtflughafen nach Frankfurt/Main und das viertgrößte Drehkreuz für Luftfracht in Europa.
Die Bundesvereinigung weist darauf hin, dass Fluglärm nachweislich krank macht. Mit dem 24-Stundenbetrieb in Leipzig/Halle wird bereits heute die gesetzlich geschützte Nachtruhe ab 22 Uhr ignoriert. Die bestehenden Lärmkontingente werden schon jetzt ausgeschöpft. Auch ein lärmmedizinisches Gutachten zum Flughafenausbau legt den Ausbaustopp nahe.
„Der Luftverkehr und die Flughäfen genießen leider immer noch Privilegien, die deutlich zu Lasten der Anwohner gehen. Vordergründige wirtschaftliche Argumente werden höher gewertet als der Verlust von Lebensqualität und Gesundheit der betroffenen Menschen. Nur mit massiven Subventionen kann der Flughafen in Leipzig mit seinen Dumpingpreisen im Wettbewerb zu Frankfurt/Main bestehen“, stellt Ahlgrimm fest.
Der Luftfrachtverkehr ist die mit großem Abstand klimaschädlichste Transportform. Verglichen mit dem Straßengüterverkehr sind die Treibhausgasemissionen zirka 25-mal größer, gegenüber dem Schienenverkehr sogar 100-mal größer. Auf der anderen Seite hat man auf Strecken bis zirka 1.000 km oft noch nicht einmal einen Zeitvorteil. Luftfracht auf kurzen Strecken gehört auf den Boden. Dies sollte auch DHL/Deutsche Post erkennen und erhebliche Teile des Leipziger Luftfrachtverkehrs auf Straße oder Schiene verlagern. Der Ausbau des Leipziger Flughafens wird damit obsolet.
Die Bundesvereinigung fordert die Bundesregierung auf, angesichts ihrer Energiespar-Appelle an die Bevölkerung sich auch beim Luftverkehr konsequenter zu verhalten. Die Dringlichkeit der Vermeidung von klimaschädlichen Emissionen wird in der Klima- und Energiekrise immer deutlicher. „Nur wenn die Zahl der Flugbewegungen kontinuierlich zurückgeht, können auch die Klimalast, der gesundheitsschädigende Fluglärm und die Belastungen durch Feinstaub reduziert werden“, resümiert Ahlgrimm.
„Die Bundesregierung muss anerkennen, dass jeder weitere Flughafenausbau, ob in Leipzig oder anderswo, unvereinbar mit dem Generationenurteil des Bundesverfassungsgerichts ist und ihren Klimaschutzzielen deutlich widerspricht. Flugbewegungen, auch in der regulären Nachtruhe und auf der Kurzstrecke, müssen regulativ begrenzt werden. Für alle noch geplanten oder bereits genehmigten Flughafenausbauten muss die Bundesregierung jetzt ein Moratorium beschließen“, fordert Ahlgrimm.
Ein Bündnis flughafenkritischer Initiativen hat für Samstag, den 30.07.2022, zu einer Demonstration in Leipzig aufgerufen. Start ist um 11 Uhr am S-Bahnhof Schkeuditz.