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Billigflieger Ryanair hebt Preise an
Flugscheine verteuern sich im Schnitt um fünf Prozent - Hoher Ölpreis belastet - Gewinnerwartungen gesenkt

Dublin - Ryanair, Europas größter Billigflieger, will die Preise im Schnitt um fünf Prozent anheben. Zudem sind höhere Gepäckgebühren geplant, wie das Unternehmen meldete. Auch denken die Iren darüber nach, Stellen zu streichen. Ryanair leidet wie andere Fluggesellschaften auch unter den hohen Preisen für Kerosin.

Firmenchef Michael O'Leary kann den hohen Öl- und Spritpreisen aber immer noch etwas Gutes abgewinnen: "Höhere Ölpreise machen die Ticketpreise von Ryanair attraktiver", sagte er in Dublin. Kunden würden verstärkt auf Billigangebote achten. Die fünf Prozent, die das Unternehmen im Schnitt mehr nehmen will, bremsen die Fluggäste da aus Sicht O'Learys eher nicht.

Der Firmenchef sieht Ryanair auch bei hohen Treibstoffkosten gut aufgestellt, obwohl er für das laufende Jahr anders als viele Konkurrenten bislang weitgehend auf Sicherungsgeschäfte verzichtet hat. Dennoch will O'Leary die Kosten drücken. Im kommenden Winter sollen rund zehn Prozent der Flotte am Boden bleiben. Zudem will Ryanair die Verträge mit sämtlichen Flughäfen neu verhandeln und dadurch die Gebühren drücken. Auch setzt das Unternehmen verstärkt auf Zusatzgeschäfte wie die Vermittlung von Auto- und Hotelreservierungen.

Falls der Ölpreis im Winter weiter über 100 Dollar je Fass (159 Liter) bleibt, sieht O'Leary auf die europäische Branche eine Pleite- und Fusionswelle zukommen. Davon werde Ryanair aus seiner Sicht jedoch profitieren. Das Unternehmen habe 2,2 Mrd. Euro zur Verfügung und könne damit etwa Strecken von jenen Konkurrenten übernehmen, die sich wegen der hohen Ölpreise zurückziehen.

Deutliche Zuwächse erhofft sich Ryanair auch in Deutschland. Im laufenden Geschäftsjahr will der Billigflieger hierzulande mehr als neun Millionen Passagiere transportieren. Im Vorjahr waren es rund acht Millionen. Auch neue Strecken seien denkbar, sagte die für Deutschland zuständige Vertriebsmanagerin Anja Seugling. "Deutschland ist für uns ein sehr wichtiger Markt." Für Einzelheiten sei es aber noch zu früh. Seit kurzem bietet Ryanair Flüge von Frankfurt-Hahn in Rheinland-Pfalz nach Berlin-Schönefeld an.

Der Ausblick aufs Geschäftsjahr 2008/09 (31. März) fiel allerdings eher verhalten aus. Ryanair senkte seine Gewinnerwartungen deutlich. Das Unternehmen rechnet jetzt bei konstant hohen Treibstoffpreisen mit einer schwarzen Null. Bislang hatte Ryanair vorhergesagt, dass sich der Gewinn im schlechtesten Fall halbieren wird. Die Anleger bremste das nicht. Der Kurs der Aktie schoss in die Höhe. "Der Ausblick für 2009 hängt stark vom Öl ab, aber das wusste schon jeder", sagte ein Händler in Dublin. Getrieben werde die Aktie von der Aussicht auf steigende Erlöse.

Im Geschäftsjahr 2007/08 konnte Ryanair die höheren Treibstoffkosten auch dank Sicherungsgeschäften gut verdauen. Trotz 14 Prozent höherer Ausgaben für Kerosin stieg der Gewinn vor Sonderposten auf 480,9 (Vorjahr: 401) Mio. Euro. Ausgeklammert wurden ein Gewinn aus dem Verkauf von Flugzeugen sowie Abschreibungen auf die Beteiligung am Konkurrenten Aer Lingus. Der Umsatz stieg um 21 Prozent auf 2,71 Mrd. Euro. DW

(Welt vom 04.06.2008)