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Staatsanwälte durchleuchten die Ex-Chefs


Flughafen Hahn - Auf dem Weg zum Flughafen Hahn verdüstert sich der Himmel. In sattem Grün stehen die Wiesen und Weiden diesseits und jenseits der B 50, die über den Hunsrück und am Hahn vorbeiführt. Am Morgen sind hier bereits mehrere silberfarbene Mercedes Kombi vorbeigefahren - jetzt, da sich am Himmel Regenwolken breit machen, sind die Insassen der Wagen bei der Arbeit. Die Staatsanwaltschaft ist mit verschiedenen Teams im Durchsuchungseinsatz, um die Vorgänge rund um Firmengeflechte und mögliche Vorteilsnahmen am Hahn zu prüfen.

Von unserem Redakteur Volker Boch

Ein Team der Staatsanwaltschaft Koblenz hat seine Wagen vor dem Gebäude 667 auf dem Flughafengelände geparkt. Im Kofferraum liegen zusammengefaltete Umzugskartons bereit, auf dem Rücksitz eines anderen Autos ist eine schusssichere Weste ausgebreitet, in der Mittelkonsole eines dritten Fahrzeugs auf den Besucherplätzen steckt ein mobiles Blaulicht. Was hinter den grauen Mauern der ehemaligen US-Gebäude abläuft, ist unterdessen nur zu erahnen.

Knappe Auskunft

"Ich kann bestätigen, dass die Staatsanwaltschaft hier im Haus ist", erklärt Bianca Waters als Pressesprecherin des Flughafens am Telefon. "Mehr kann ich dazu nicht sagen." Minuten später verschickt die Staatsanwaltschaft Koblenz eine offizielle Mitteilung. Darin heißt es, dass sie im Zuge ihrer Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts der Untreue Durchsuchungen durchführen würde. Wann genau die Maßnahme an diesem Freitag begonnen hat, kann Waters nicht sagen, der Hahn-Sprecherin ist die verzwickte Rolle zwischen dem Wunsch nach Auskünften und der Pflicht zur Verschwiegenheit anzumerken, für die Geschäftsführung des Hahns dürfte es schönere Tage geben. Allein die Anzahl der Wagen lässt davon ausgehen, dass es kein ganz kleines Team ist, das hier für die Staatsanwaltschaft im Einsatz ist. Im Verwaltungsgebäude 667b, in dem die Geschäftsführung des Flughafens ihren Sitz hat, läuft eine mehrstündige Aktion. Während die Mittagsmaschinen von Ryanair in den Hunsrücker Himmel abheben, geht die Fahrt weiter durch einen zunehmend dichteren Regenfilm. Im kleinen Hunsrückort Horbruch, einige Kilometer vom Rollfeld entfernt, läuft die nächste Untersuchung. Das silberfarbene Fahrzeug von Polizei und Staatsanwaltschaft steht in der Einfahrt einer ansprechend restaurierten Hunsrücker Villa.

Hinter dem offenen schmiedeeisernen Tor erschließt sich ein feines kleines Ensemble aus einem Park und Nebengebäuden. Lediglich der Regen trübt das Gesamtbild etwas ein, zudem verlassen um 12.24 Uhr drei Personen das Privathaus des früheren Hahn-Geschäftsführers Jörg Schumacher - Mitarbeiter von Polizei und Staatsanwaltschaft Koblenz. Kartons mit Akten oder Computern tragen die Beamten nicht heraus, sie haben lediglich eine Aktentasche sowie einen Umschlag bei sich.

30 Beamte sind im Einsatz

Insgesamt sind nach Angaben der Anklagebehörde sechs Staatsanwälte, zwei Mitglieder der Wirtschaftsprüfgruppe der Staatsanwaltschaft Koblenz sowie 22 Polizeibedienstete an der Aktion im Hunsrück beteiligt. Neben dem Besuch in den Räumen der Flughafengesellschaft und im Haus Schumachers durchsuchen die Beamten weitere Räume, darunter wohl auch das Privathaus des früheren Flughafen-Prokuristen Stefan Maxeiner, der wenige Kilometer von Schumacher entfernt wohnt. Es ist ein Tag, an dem die unauffälligen silberfarbenen Mercedes der Staatsanwaltschaft in den kleinen Hunsrückgemeinden für große Aufmerksamkeit sorgen.

(Rhein-Zeitung vom 22.03.2014)