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Wenig Fluggäste: Hunsrückbahn vor dem Aus

Rheinland-Pfalz - Der Bau der Hunsrückbahn kommt nicht voran. Innen- und Infrastrukturminister Roger Lewentz (SPD) hat zwar jüngst versichert: "Das Land Rheinland-Pfalz hält an der Reaktivierung der Hunsrückbahn fest." Aber der SPD-Politiker musste bereits einräumen, dass sich der Start der neuen Bahn von Langenlonsheim zum Flughafen Frankfurt-Hahn voraussichtlich um vier Jahre bis 2018 verzögert.

Hintergrund: Der Betrieb der geplanten Regionalexpress-Linie "Flughafen Hahn - Simmern - Bingen - Mainz - Frankfurt Hauptbahnhof" wird, so das Ministerium, aus einem derzeit laufenden Ausschreibungsverfahren herausgelöst und gesondert vergeben. Zudem besteht bei den 80 Bahnübergängen Abstimmungsbedarf. Der Start der Bahn soll nun im August 2018 sein. Die Investitionssumme beträgt 104 Millionen Euro. Doch es bestehen Zweifel, dass die Hunsrückbahn je ins Rollen kommt.

Dazu ein Blick zurück: Die Pläne für die Reaktivierung dieser Bahnverbindung stammen aus Zeiten, in denen der Regionalflughafen einen Passagierrekord nach dem anderen aufstellte. Die Grenze von sechs Millionen Passagieren schien in dieser Phase erreichbar. Spätestens dann wäre das Straßennetz überlastet gewesen. Man hoffte zudem, ein Bahnanschluss würde dem Hahn zusätzlichen Schub verpassen. Parallel dazu waren Pläne für ein Flughafensystem zwischen Hahn und Frankfurt im Gespräch.

Nach dem Ausstieg der Fraport ist das Schnee von gestern - ebenso wie Hoffnungen auf sechs Millionen Passagiere oder gar mehr. Durch das Streichkonzert von Ryanair gehen die Passagierzahlen zurück. Und da die vierspurige B 50 in diesem Jahr noch fertig wird, dürften die Flugreisenden weiterhin problemlos über die Straße zu ihrem Flieger kommen.

Joachim Mertes, SPD-Politiker und Landtagspräsident, meint zum Projekt Hunsrückbahn: "Ja, wir werden die Planungen fortsetzen, und wenn diese beendet sind, werden wir sie der dann vorherrschenden Nachfragesituation gegenüberstellen." Ein eindeutiges Ja klingt anders. Denn was ist, wenn die Planungen um 2016 abgeschlossen sind und der Bedarf für die Hunsrückbahn als höchst fraglich erscheint? In diesem Fall ist der millionenschwere Bau kaum realistisch, zumal das Land die Schuldenbremse einhalten muss.

Die Planungen, die allein sieben Millionen verschlingen, können indes nur schwer abgebrochen werden. Sonst ist angeblich die Kostenübernahme durch den Bund gefährdet. Die entscheidende Frage aber lautet: Wird die Bahn bei nur drei Millionen Flugpassagieren überhaupt noch gebraucht? Dazu Joachim Mertes: "Die Hahn-Anbindung über die vierspurige B 50 ist äußerst leistungsfähig. Parallel dazu würde dann eine Bahn mit 60 oder 80 km/h fahren."

Wieder kein Bekenntnis zur Hunsrückbahn - eher Vorsicht und Realismus. Versucht die rot-grüne Regierung, der Bevölkerung langsam schmackhaft zu machen, dass die Zugverbindung am Ende doch nicht kommt? Ein letztes Mal SPD-Politiker Mertes: "Wir stellen uns den neuen Nachfragerealitäten." Dietmar Brück und Thomas Torkler

(Hunsrücker Zeitung vom 10.09.2011)