Das wäre doch die ideale Möglichkeit, um der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH noch ein paar zusätzliche "versteckte" Subventionen zukommen zu lassen!

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Hessen wirbt - die Mosel schläft

Von unserem Mitarbeiter Jochen Dietz

Kurios: Nach wie vor wird auf dem Flughafen Hahn ankommenden Passagieren auf großen Werbeflächen Hessen angepriesen. Touristische Werbung für die Reize von Mosel, Eifel und Hunsrück sucht man vergebens.

Hahn. Die Empfangshalle des Flughafens Hahn gibt dem Reisenden immer noch das Gefühl, in Hessen gelandet zu sein. Riesengroß wirbt das Nachbarland in der Empfangshalle des Terminals oder an der Gepäckausgabe nach wie vor mit Sprüchen wie etwa "Wir gewinnen durch unsere Standortvorteile. An Hessen führt kein Weg vorbei". Das, obwohl sich die Frankfurter Fraport aus dem Flughafen zurückgezogen hat und das Land Hessen gerade mal noch mit 17,5 Prozent beteiligt ist. Den Rest hält inzwischen Rheinland-Pfalz und pumpt Millionen in den Hunsrück-Flugplatz.

Gepriesener Rheingauwein 

Warum mit der Ferne werben, wenn das Gute liegt so nah? Nämlich die einzigartige Weinkulturlandschaft der Mosel, die Vulkanlandschaft der Eifel, die urigen Höhen und Wälder des Hunsrücks. Bloß ist davon im Terminal, wo es ständig ein internationales Kommen und Gehen gibt, weit und breit nichts zu sehen. Im Gegenteil: 20 Autominuten von der Mosel entfernt, werden Rheingau-Rieslinge hessischer "Spitzen-Winzer" angepriesen.

Das ist auch Adolf Michel aus Zell aufgestoßen, der kürzlich erstmals auf dem Hahn landete. "Ich habe mich erschrocken, hatte das Gefühl, auf dem falschen Flughafen gelandet zu sein. Es kann doch nicht sein, dass etwa die Hunsrück-Touristik, obendrein im Flughafen untergebracht - im Internet mit ,Hunsrück - komm und entdecke unsere Region' wirbt, selbst aber keine Aktivitäten am Hahn ergreift."

Auch ist es für Michel unglaublich, dass die Mosellandtouristik einerseits eine "Dachmarke Mosel" etablieren will, andererseits auf dem Hahn schläft. Für den Zeller könnte man doch gerade die Gepäckausgabe, wo die Fluggäste länger verweilen, für Tourismus-Werbung in eigener statt hessischer Sache nutzen.

"Das wäre der ideale Standpunkt, um ankommenden Gästen Lust auf einen Urlaub in der wunderschönen Hunsrück- und Mosellandschaft mit regionalen Spezialitäten und hervorragenden, in aller Welt bekannten Weinen zu machen." Bei der Mosellandtouristik setzt man weniger auf Werbung im Terminal als vielmehr auf das Internet sowie sogenannte Incoming-Veranstaltungen. Will heißen: Man wirbt in den Herkunftsländern mit Ständen und auf Messen für die Reize von Mosel, Eifel und Hunsrück. "Wenn wir am Hahn werben würden, wäre unser Etat wohl sehr schnell aufgebraucht", sagt Steffen Wagner von der Mosellandtouristik.

Auch Iris Müller von der Hunsrück-Touristik will potenzielle Touristen "in ihrem Land abholen". Sie verweist ebenfalls auf die teuren Werbeflächen am Hahn. "Wir sind als kleinste Region der Rheinland-Pfalz-Touristik angeschlossen, unser Budget ist beschränkt."

Werbeflächen zu teuer

Manfred Schnur, Cochem-Zeller Landrat und Aufsichtsrat der Rheinland-Pfalz-Touristik: "Es ist sehr bedauerlich, dass der ankommende Gast am Flughafen Hahn nicht auf Rheinland-Pfalz aufmerksam gemacht wird, sondern eine Werbung vom Nachbarland Hessen vorfindet. Das ist mir kürzlich auch wieder aufgefallen. Hier über sollte man wirklich nachdenken."

Auch nach seinen Kenntnissen ist eine Werbung am Flughafen Hahn bisher auch an den hohen Kosten, die die Flughafen GmbH für die Nutzung von Werbeflächen verlangt, gescheitert. Das Land Hessen war offenbar bereit, diese Kosten zu tragen. Nunmehr sollte die mehrheitliche Beteiligung von Rheinland-Pfalz auch dazu genutzt werden, den Besuchern zu vermitteln, in welcher Region sie gelandet sind oder von wo sie abfliegen. Aus Schnurs Sicht besteht großes Interesse, dass Rheinland-Pfalz die Region am Flughafen werbewirksam präsentiert.

Nachdenken sollte man laut Schnur grundsätzlich auch über eine Umbenennung des Airports: Nachdem die Fraport ausgeschieden ist und Rheinland-Pfalz mehrheitlich beteiligt ist, wünscht er sich statt der Bezeichnung Flughafen Frankfurt-Hahn etwa "Rhein-Mosel-Flughafen Hahn/Hunsrück".

(Trierischer Volksfreund vom 26.05.2009)