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Notlandung eines Frachtjumbos am Hahn und viele offene Fragen

Am 15. Februar 2018 berichtete u.a. der Südwestfunk über eine Notlandung am Flugplatz Hahn. Ein Sprecher des Flughafeneigentümers hatte mitgeteilt, dass am Donnerstagvormittag ein Flugzeug nach einem explosionsartigen Geräusch an Bord notgelandet sei.
Wir halten allerdings nicht den Inhalt des Berichts, sondern die Kommentare für besonders interessant. Noch viel wichtiger erscheinen uns zudem die Fragen und Konsequenzen, die sich aus dem Vorfall ergeben.


Welche Fluggesellschaft?

Zunächst schien unklar zu sein, um welche Fluggesellschaft es sich handelte. Der SWR berichtet von ACT, in einem anderen Bericht ist von einer chinesischen Fluggesellschaft die Rede. Ein dritter berichtet von einem Flug einer Maschine von SilkWay Airlines.
Richtig scheint zu sein, dass es sich um die türkische ACT Airlines gehandelt hat. Laut Wikipedia befindet sich die Fluggesellschaft zu 49% in Besitz von Hainan Airlines (Haupteigentümer HNA). ACT wird unter dem Namen MyCargo Airlines vermarktet, mindestens eine ihrer Maschinen scheint für Magma zu fliegen. Bekannt ist ACT für die beiden schweren Unfälle, zuletzt im Januar 2017, als einer ihrer Frachtjumbos abstürzte. Die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH wirbt, dass die Airlines ACT, MyCargo und Magma den Flughafen Hahn regelmäßig für Frachtflüge nutzen. Offensichtlich handelt es sich bei den drei Fluggesellschaften allerdings um ein und dieselbe. Clou an der Sache ist nach unseren Informationen, dass ACT die Frachtflüge auch noch im Auftrag bzw. anstatt von SilkWay Cargo durchführt.
Mit den modernen Boeing B 747-800 Frachtern von SilkWay gibt sich der Flugplatz Hahn gern modern und fortschrittlich, während tatsächlich dann bspw. ACT mit ihren alten Schröpchen vom Typ 747-400 fliegt.


Wurde Kerosin abgelassen?

"na so was", "Gabriele Christ" und "Kuno Paschunke" stellen, insbesondere nach den heftigen Diskussionen im Zusammenhang mit dem Ablassen von Kerosin über Rheinland-Pfalz, in ihren Kommentaren zum SWR-Bericht zurecht die Frage nach dem Ablassen von Kerosin. Nachgefragt hat bisher noch niemand!


Wöchentlich mehrere Notlandungen von Frachtmaschinen am Flughafen Frankfurt am Main?

In einem anderen Bericht zur Notlandung am Hahn wird das Mitglied der Geschäftsleitung der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH, Herr Christoph Götzmann wie folgt zitiert:
"Am Flughafen Frankfurt (Main) passiert so was mehrmals in der Woche."
Wenn es in Frankfurt tatsächlich mehrfach in der Woche zu Notlandungen von Frachtmaschinen kommt, ist davon auszugehen, dass es auch mehrfach in der Woche zum Ablassen von Kerosin kommt. Warum hat man davon noch nichts gehört bzw. warum hat der Berichterstatter in Frankfurt nicht nachgefragt, ob dies tatsächlich stimmt?
Wenn es stimmen würde, könnte die im Zuge der Diskussion im Zusammenhang mit dem Ablassen von Kerosin aufgedeckte Wissenslücke zwar nicht komplett geschlossen, aber zumindest verringert werden. Und warum sollte es allein bei Frachtmaschinen so häufig zu Notsituationen kommen?


Wie hoch waren die Kosten des Einsatzes und wer bezahlt?

Was hat der Einsatz gekostet? Warum wurden vier Löschzüge, auch aus der weiteren Umgebung, mit insgesamt 65 Mann alarmiert, wenn es lediglich einen Knall an Bord eines Flugzeuges gegeben hat, es keine Auswirkungen auf die Flugfähigkeit hatte und das Flugzeug sogar noch 1,5 Stunden zurückfliegen konnte?
Wer bezahlt den Einsatz der 65 Einsatzkräfte? Die Flughafengesellschaft oder die Fluggesellschaft? Oder bleiben die Kosten etwa bei den Kommunen hängen?


Zuwendungen für Sicherheitskosten des Flugbetriebs und Brandschutzes

Unklar ist auch, warum überhaupt die Feuerwehren der umliegenden Kommunen alarmiert werden mussten. Der Kommentar des "Feuerwehrmanns" zum SWR-Bericht ist dazu besonders aufschlussreich. Wir sind bisher davon ausgegangen, dass die Hahner Flughafenfeuerwehr personell und materiell hervorragend ausgestattet ist, sodass sie für Notsituationen bestens gerüstet ist.
Dies haben wir insbesondere aus dem Grund erwartet, da die Flughafen Frankfurt-Hahn in den letzten Jahren stets Zuwendungen des Landes Rheinland-Pfalz in Millionenhöhe für die Sicherheitskosten des Flugbetriebs und für Brandschutzmaßnahmen erhalten hat. So findet sich bspw. im Geschäftsbericht der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH für das Jahr 2016 folgende Information:
"Das Land Rheinland-Pfalz hat für die Sicherheitskosten des Flugbetriebs Zuwendungen für das Jahr 2016 von TEUR 2.693 (i. Vj. TEUR 3.250) bewilligt." In einem anderen Geschäftsbericht ist als Grund für die Zuwendungen neben den Sicherheitskosten des Flugbetriebs auch der Brandschutz erwähnt. 2012 und 2013 betrugen die Zuwendungen für Sicherheitskosten im Übrigen sogar jeweils TEUR 8.000.


Vetternwirtschaft auf Kosten der Qualität?

Nach unseren Informationen müsste bei der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH auch ausreichendes Feuerwehrpersonal beschäftigt sein. Der Flur- und Thekenfunk berichtet hierzu, das insbesondere auf Betreiben des ehemaligen Landtagspräsidenten und Bürgermeisters der Gemeinde Buch und Mitglied des Aufsichtsrates der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH, Joachim Mertes (SPD), vorrangig Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr seines Heimatortes Buch bei der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH als Feuerwehrleute angestellt wurden. Diese Einstellungswelle muss so viele Personen umfasst haben, dass gewitzelt wurde, dass bei einem Brand in der Gemeinde Buch der Flugbetrieb am Hahn eingestellt werden müsste.

(Newsletter der BI Nachtflughafen Hahn vom 19.02.2018)