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Ryanair-Aktie mit abrupter Notlandung

28. Januar 2004 Ernüchterung bei allen Ryanair-Aktionären. Denn ausgerechnet jetzt, da ihre Aktie zeitweise Anstalten machte, aus der seit langem gültigen Seitwärtsspanne nach oben auszubrechen, erleidet der Titel den größten Tagesverlust aller Zeiten.

Im Frankfurter Handel bricht der Wert gegen 11.45 Uhr um 21,03 Prozent auf 5,37 Euro ein und im Tief war er sogar schon bis auf 5,25 Euro abgerutscht. Statt einen Höhenflug hinzulegen, ist die Aktie damit bis auf den unteren Rand der seit Ende 2001 gültigen Handelsspanne abgestürzt. Werden dem Titel nun noch etwas weiter die Flügel gestützt, wäre damit viel charttechnisches Porzellan zerschlagen.


Gewinnwarnung erwischt Anleger auf dem falschen Fuß


Völlig auszuschließen ist das nicht, denn die neuesten Nachrichten von Europas größten Billigflieger sind wahrlich nicht dazu angetan, die Anleger zu erfreuen. Zwar ist der Umsatz um 37 Prozent auf 225 Millionen Euro gestiegen und bilanziert nach Irish GAAP ist es den Iren zwar auch noch gelungen, das Ergebnis nach Steuern von 43,2 Millionen Euro auf 47,5 Millionen Euro zu steigern. Aber auf Basis von US GAAP mußte ein Gewinnrückgang auf 42 Millionen Euro von 43,2 Millionen Euro hingenommen werden.

Für den Hoffnungsträger einer ganzen Branche, der Ryanair nun einmal für die Börsianer ist, ist das eindeutig zu wenig. Zumal der Ryanair-Vorstand die Marktteilnehmer zudem noch mit einem überraschend schwachen Ausblick auf dem völlig falschen Fuß erwischt. Wie es warnend heißt, könne für das gesamte Geschäftsjahr ein Gewinnrückgang um zehn Prozent auf 215 Millionen Euro bei gleichzeitig möglicherweise 25 bis 30 Prozent geringeren Durchschnittserlösen nicht ausgeschlossen werden.

Wie groß die Enttäuschung darüber sein muß bei den Börsianer, läßt sich daran ablesen, daß Analysten bisher mit einem Ergebnis von 260 bis 270 Millionen Euro gerechnet hatten. Ryanair scheint damit nun selbst die Zeche für den selbst angezettelten harten Preiskampf zahlen zu müssen. Der Vorstand spricht jedenfalls von einem sehr harten Wettbewerb, der zu sinkenden Ticketpreisen und folglich zu noch dünneren Margen je beförderten Passagier führe.


Prüfverfahren der EU bringt Ryanair zusätzlich in Bedrängnis


Und als ob das noch nicht genug wäre, steht ausgerechnet am dritten Februar noch die Bekanntgabe einer mit Spannung erwarteten Entscheidung der EU-Kommission an. In dem Prüfverfahren geht es darum, Beihilfen in Form von Steuernachlässen und billigeren Gebühren für verschiedene Dienste, welche die wallonische Regionalregierung als Eigentümerin des Regionalflughafen Charleroi an Ryanair gewährt hat, in der vereinbarten Form zulässig sind oder als unerlaubte Subventionen gewertet werden.

Konkret hat das irische Unternehmen hier ein Abkommen mit einer Laufzeit von fünfzehn Jahren abgeschlossen, bei der ihr pro Jahr Rabatte von mehr als einer Million Euro gewährt werden. Ryanair-Manager Jim Callaghan hat am Mittwoch aber bereits eingeräumt, einen Teil der Staatshilfen zurückzahlen zu müssen. Die Tageszeitung "Financial Times" bezifferte den dadurch auf Ryanair zukommenden Betrag auf 15 Millionen Euro.

Nicht nur diese Summe würde Ryanair hart treffen, sondern der Urteilsspruch als solcher wäre ein Dämpfer für das eigene Geschäftsmodell, da er als richtungsweisend für Verträge mit anderen Flughäfen gilt. Denn als Billigfluglinie ist Ryanair darauf ausgerichtet, Regionalflughäfen besonders gute Konditionen abzutrotzen. Zusammengefaßt sprechen die Rahmendaten dafür, daß die Ryanair-Aktie an der Börse nicht so schnell wieder durchstarten wird. Zumal Ryanair auch nach dem jüngsten Kurssturz mit einer Marktkapitalisierung von über vier Milliarden Euro gemessen am Umsatz noch immer sehr hoch bewertet erscheint.

Originalmeldung

(Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 30.01.2004)

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