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Bürger treffen Bauckhage

MAINZ. Gegensätzliche Welten prallten beim Gespräch Bürgerinitiative (BI) gegen den Nachtflughafen Hahn mit dem Verkehrsminister aufeinander.

Von unserer Redakteurin MARION MAIER

Nach dem Gespräch mit Hans-Artur Bauckhage kennt Christiane Schenk von der BI ein zweites Gesicht des Ministers. "Im Sommer in Bernkastel-Kues kam er mir vor wie der joviale Bäckermeister, eigentlich ganz nett. Beim Gespräch jetzt erschien er mir aggressiv. Seine abweisende Körperhaltung schien auszudrücken: 'Was wollt ihr hier?'"


4000 Unterschriften gegen Nachtflüge


Die Frage kann Schenk flott beantworten. "Wir wollten in Mainz unsere Bedenken gegen den Nachtflughafen und die Startbahnverlängerung äußern, damit der Minister weiß, dass der Hahn nicht über die breite Unterstützung verfügt, die er uns immer glauben machen will. Überall, wo wir die Leute aufgeklärt haben, waren sie am Ende gegen die Nachtflüge. Wir haben bereits 4000 Unterschriften zusammen bekommen."

Die Geschichte des Gesprächs Bauckhage-Bürgerinitiative begann im Juli dieses Jahres. Die BI nutzte die Sommerreise des Ministers, um gegen die geplanten Nachtflüge zu protestieren. Nach einem kurzen Schlagabtausch versprach der Minister der Gruppe ein Gespräch.

Und so zogen Christiane Schenk aus Wehlen, die Morbacherin Bärbel Anton und Stefan Benz diese Woche nach Mainz. Dort nahmen sich Bauckhage und seine Begleiter Jochen Lange, Aufsichtsratsvorsitzender des Hahns sowie Lothar Kaufmann, Abteilungsleiter Verkehr, "erstaunlich viel Zeit", (O-Ton Anton) für die drei Aktivisten. Eineinviertel Stunde dauerte die detailreiche Unterredung.

Im Ministerium hieß es später: "Es wurden die bekannten Positionen ausgetauscht, es gab keine neuen Erkenntnisse." Schenk hingegen gewann neue Erkenntnisse. Die BI hatte Bauckhage auf den ihrer Meinung nach drohenden Gegensatz angesprochen, dass einerseits viele Menschen der Region vom Tourismus lebten und das Land diesen fördere, dass aber andererseits Touristen und Einwohner durch den Fluglärm vertrieben würden. "Bauckhages Antwort fand ich bemerkenswert. Er meinte, teilweise werde der Tourismus Schaden nehmen, teilweise werde er belebt durch den Hahn. Mir scheint, dem Minister sind die Arbeitsplätze alteingesessener Hoteliers und Winzer egal." Was Schenk ebenfalls negativ verbuchte, war Bauckhages striktes Nein zu einem runden Tisch mit Vertretern der BI und des Ministeriums zur Entwicklung nachhaltiger Perspektiven für die Region ohne Nachtflüge.Anton hatte in Sachen Hunsrückhöhenstraße nachgehakt. Für den Bau der Startbahnverlängerung wird die B 327 gekappt. Die Umleitungen sorgten für große Belastungen in den Orten, die passiert würden, sagte sie. Die Bauern müssten auf Feldwege ausweichen, wenn die B 50 als Kraftfahrstraße ausgewiesen werde: "Das ist zumutbar."


"Großteil der Abgase bleibt in der Region"


Auf die Nachfrage, warum nicht zuerst die B 327 und dann die Landebahn umgebaut würde, gab es ebenso wenig eine Reaktion wie auf die Befürchtung, die B 327 könne mit Hinblick auf eine zweite Startbahn überhaupt nicht mehr geöffnet werden. Zu einer zweiten Startbahn hieß es, sie sei derzeit nicht notwendig. Ebenfalls keine Reaktion gab es auf den BI-Hinweis, ein Großteil der Abgase der Hahnflieger bleibe in der Region und stelle eine potentielle Existenzbedrohung für Landwirte und Winzer dar. "Bis zu 75 Prozent der geladenen Kerosinmenge verbrennt ein Flieger, um die Reiseflughöhe zu erreichen", sagte Anton.
Einige Fragen sollen den BI-lern im Nachhinein beantwortet werden. Gespannt sind sie auf die versprochene genaue Arbeitsplatzstatistik vom Hahn. Sie hätten Kenntnis von Firmen, die ihre Leute vom Hahn per Bus nach Frankfurt fahren würden, so die BI.

(Trierischer Volksfreund vom 02.10.2004)