Pressemitteilung vom 07.September 2001

"Der in der Presse teilweise entstandene Eindruck, die Bürgervereinigung werde den "Kompromissvorschlag" zum Ausbau des Kieler Flughafens jetzt akzeptieren, ist in jeder Hinsicht unzutreffend! Die Bürgervereinigung und die in ihr zusammen geschlossenen mittlerweile über 1.300 Menschen halten vielmehr auch die jetzt vorgelegte Ausbaulösung für völlig unakzeptabel und werden alles tun, deren Umsetzung zu verhindern."

Dies äußerte Frank Schmidt, Pressesprecher der Bürgervereinigung, gestern als Reaktion auf die Berichterstattung in den KN vom 6. September 2001.

Schmidt kritisierte dabei erneut und in scharfer Form den Umgang der Ausbaubefürworter mit den Kritikern, denen zur fachlichen Durchsicht der in monatelanger Arbeit erstellten Gutachten kaum Zeit eingeräumt werde. Denn die politischen Entscheidungszeitpunkte seien denkbar kurzfristig und ohne nachvollziehbare Begründung für die Eile gesetzt worden. Dabei habe die politische Diskussion mit ersten Vorfestlegungen bereits begonnen. Die Bürgervereinigung habe deshalb den unmittelbaren und mittelbaren Entscheidungsträgern den beiliegenden offenen Brief übersandt.

Trotz der Kürze der Zeit werde die Bürgervereinigung jetzt aber die Gutachten mit eigenen und externen Gutachtern intensiv prüfen und kurzfristig öffentlich Stellung beziehen.

Bereits die erste Durchsicht der Gutachten zeige im übrigen, dass das umfassende Eigenlob des Wirtschaftsdezernenten Rethage, der die "beeindruckende Bearbeitungstiefe" hervorgehoben habe, nur ein taktisches Manöver darstellt, um die öffentliche und politische Meinung für sich zu vereinnahmen.

Frank Schmidt: "Wichtige Teilgutachten erreichen mit Mühe das Qualitätsniveau der – mittlerweile allseits als unsäglich erkannten - Potentialanalyse. Die Bürgervereinigung wird die Öffentlichkeit kurzfristig über die erneut vorliegenden Mängel aufklären und aufzeigen, dass hier weitere Steuergelder in erheblichem Ausmaß verschleudert worden sind!"

Nach der ersten Bewertung der Untersuchungsergebnisse stehe fest, dass auch die jetzt angestrebte Lösung einer Startbahnlänge auf 1.800 m plus 300 m Sicherheitszone (2.100 Gesamtlänge) Pauschalreiseverkehr nicht verhindern kann. Denn auf Grund der dann bestehenden Betriebspflicht gebe es kein gesetzliches Regulativ, derartige Verkehre zu verhindern. Das Beispiel Lübeck zeige, dass bei gleicher Startbahnlänge Pauschalreiseverkehr in nicht unerheblichem Maß abgewickelt wird.

Der Geschäftsführer der Charterfluggesellschaft "Hamburg -International", Norbert Greller erklärte hierzu am 05.09.2001 in der Landeszeitung, dass 1.800 m für Flüge in den Mittelmeerraum völlig ausreichend sind. Der Lufthansa-Sprecher Michael Lamberti bestätigte in der gleichen Ausgabe,

dass eine 1.800 m lange Startbahn für moderne Mittelstreckenjets völlig ausreiche. Wie also

soll der Pauschalreiseverkehr in Kiel verhindert werden ?

Die Behauptung der Bürgervereinigung, ein funktionierender Regionalflughafen sei auf bestehendem Terrain möglich, wurde gestern durch den Geschäftsführer der Kieler Flughafengesellschaft Köhn indirekt bestätigt, indem er ausführte, dass auch weiterhin leistungsfähige Turbopropmaschinen bundesweit eingesetzt werden können. Um den geringen Engpässen in Kiel in Zukunft zu begegnen, könnte als Flugzeugmuster die ATR 72 eingesetzt werden. Dieses Flugzeug benötige eine Startbahnlänge , die nur um 30 m (!) länger sei, als die derzeit vorhandene.

DIES BEDEUTET: Wenn es der Landesregierung und der Stadt Kiel nur um den Erhalt eines funktionierenden Regionalflughafen ohne Pauschalreiseverkehr geht, muss die Landebahn um lediglich 30 m verlängert werden.

Die angedachte Straßenführung der B 503 wird von der Bürgervereinigung entschieden abgelehnt. Für die Ortsteile Stift-Süd und Knoop würde dadurch eine erhebliche zusätzliche Lärmbelastung entstehen. Zudem würden Holtenau und Altenholz dabei endgültig voneinander abgekoppelt werden. Die mit ca. DM 50 Mio angegebenen Kosten beinhalten dabei noch nicht einmal alle Kostenfaktoren (Lärmschutz, Anbindung Holtenau) und müssten zudem zum Teil durch die Stadt selbst – zu Lasten anderer dringender Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen - aufgebracht werden.

Sollte eine Entscheidung in den politischen Gremien zugunsten der Ausbauvariante fallen, so würde diese nicht nach rationalen Überlegungen getroffen werden. Es würde sich vielmehr um ein Zugeständnis an die Bequemlichkeit einiger Geschäftsflieger handeln, denen eine moderne Propellermaschine zu unbequem ist (Aussage von MdL Müller vom 3.September 2001). Die Eitelkeit einiger weniger Menschen wäre befriedigt, unzählige betroffene Menschen rund um die Kieler Förde würden in starkem Ausmaß beeinträchtigt. Weit über 100 Mio DM Steuergelder würden verschwendet, deren Einsatz durch nichts gerechtfertigt ist.

 

Anlage: Offener Brief der Bürgervereinigung

 

Frank Schmidt, Sprecher der Bürgervereinigung

Rüschkamp 11, 24 161 Altenholz

Tel: 0431 32 14 19 email: fataschmidt@t-online.de