Flughafenausbau Kiel-Holtenau:
Was ist denn daran so schlimm?


In 30 Minuten am Flughafen und dann ab in den Süden

Eigentlich eine schöne Vorstellung: Mit gepackten Koffern und in bester Ferienstimmung fährt man zum Flughafen gleich vor der eigenen Haustür. Kurzer Anfahrtsweg, kostenloses Parken, schnelles Einchecken und dann nichts wie weg mit dem Urlaubsjet in den Süden. Am Ziel der Träume angekommen steigt man in den Bus des Reiseveranstalters und fährt in weit genug vom Fluglärm entfernte Feriendörfer und Urlaubsorte. Denn wer möchte schon in den schönsten Wochen des Jahres durch Düsenjets gestört werden.

Was für wenige Wochen im Urlaub gilt, sollte aber umso mehr auch für den Rest des Jahres gelten. Wer 14 Tage lang keinen Lärm um sich herum haben will, der sollte für sich selbst und tausende seiner Mitmenschen während der übrigen 50 Wochen des Jahres zumindestens den selben Anspruch haben. Darüber hinaus leben wir in Kiel inmitten einer Ferienregion. Auch unsere Gäste im Großraum Kiel haben ein Recht auf ungestörte Urlaubsfreuden. Oder sie bleiben künftig weg, ebenso wie die vielen Millionen Mark, von denen unsere Fremdenverkehrswirtschaft und viele Firmen leben.

Fast jeder fliegt in den Urlaub, dann muss man eben auch mehr Lärm ertragen können

Lärm ist anscheinend der Preis für unsere Mobilität. Die Frage ist nur, wie viele Menschen diesen Belastungen ausgesetzt werden müssen. Die Anwohner in Einflugschneisen und Überfluggebieten sind nicht zu beneiden. Ihre gesundheitlichen Belastungen sind erheblich: Schlafmangel, Konzentrationsstörungen, Stresssymptome, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebsrisiko und Allergien. Nicht umsonst bauen umsichtige Stadtplaner und Politiker Flughäfen nicht mehr in der Nähe von Ballungszentren und Wohngebieten, sondern abseits davon, um die Gesundheitsrisiken für die Menschen zu minimieren.

In Kiel und Umgebung werden über 150.000 Menschen von zusätzlichem Fluglärm und schädlichen Abgasen betroffen sein. Und Lärm hat leider die unangenehme Eigenschaft, dass man sich nie an ihn gewöhnt!

Die paar mehr Flüge sind doch nicht so schlimm

In den ersten Pressemeldungen Ende Februar war von einem "maßvollen Ausbau" des Flughafens die Rede. Nur viermal wöchentlich sollten angeblich von Holtenau aus Urlaubsflieger nach Mallorca und in die Türkei starten. Warum also die ganze Aufregung? Weil die ganze Investitionsplanung auf einen massiven Einstieg in den Pauschaltourismus ausgerichtet ist. Nur mit einer hohen Frequenz von Charterflügen kann sich das Ausbauprojekt vielleicht rechnen. Vergleichbare Regionalflughäfen wie Saarbrücken, Karlsruhe oder Friedrichshafen geben die Richtung vor. Nach dem Einstieg ins Chartergeschäft hat sich dort die Anzahl der Flüge drastisch erhöht und beträgt jetzt schon das 5-10-fache von Kiel.

Dann muss die Nutzung von Holtenau eben auf den Linienverkehr begrenzt werden

Eine nur scheinbar gute Idee, die leider nicht praktikabel ist. Jeder Flughafen hat eine sogenannte Betriebspflicht, d.h. Flüge müssen ermöglicht werden, wenn ein Bedarf angemeldet wird. Diesen kann ein Linienbetreiber anmelden, aber eben auch eine Chartergesellschaft oder ein Luftfrachtunternehmen. Für letztere sind sogar Nachtflüge zulässig. Im übrigen ist die Aufrechterhaltung des Linienverkehrs von Kiel auch ohne eine Startbahnverlängerung auf 1.800 oder gar 2.700 Meter möglich. Sparsame und im Vergleich zu Düsenjets umweltfreundliche Turboprop-Maschinen werden gerade vor dem Hintergrund steigender Flugbenzin-Preise eine gute Zukunft haben und sind für Kiel bestens geeignet. Auch neue Linienverbindungen sind möglich, wenn ausreichender Bedarf in der Wirtschaft besteht.