Liebe Altenholzer,
seit Beginn der Flughafendiskussion hören und lesen wir immer wieder
vom Flug-Lärm, der in Dezibel (dB) angegeben wird. Dezibel ist ein
physikalisches Maß. mit dem Schalldruckpegel gemessen werden. (Schall
besteht aus Druckwellen unterschiedlicher Frequenz, deren Stärke gemessen
wird). Bei der Lärmbeurteilung vergleicht man den Schalldruckpegel mit
der menschlichen Hörschwelle, dem Beginn der Hörfähigkeit, und
kennzeichnet die Werte mit einem (A), also dB(A).
Das Dezibel ist eine komplizierte und für Laien schwer verständliche
Maßeinheit, weil sie nicht mit den uns vertrauten Maßen wie Meter und
Kilogramm vergleichbar ist, die linear zu- oder abnehmen und mit deren
Umgang unser Hirn trainiert ist. Meter und Kilogramm sind deshalb auch
mühelos vorstellbar. Ganz anders verhält es sich mit dem Dezibel, das
den Schalldruckpegel aus praktischen Gründen mit einer logarithmischen
Formel ausdrückt. Wollte man lineare Maßeinheiten benutzen, wäre eine
Messskala mit vielen Millionen Teilstrichen erforderlich. Das ist
praktisch unmöglich. Man hat deshalb die Schalldruckpegelwerte
logarithmisch in eine übersichtliche Form gepresst und das Ergebnis
Dezibel (dB) genannt.
Als Vergleich kann man sich einen nach oben weit offenen Trichter
vorstellen, dessen kreisförmige Fläche dem Schalldruckpegel entspricht
und dessen Füllhöhe (Pegel) die Dezibel angibt. "Kleine"
dB-Veränderungen machen deshalb schon große Schalldruckunterschiede aus.
So bedeuten 3 dB mehr schon eine Verdoppelung des Schalldruckpegels. In
unserem Vorstellungsmuster von Meter und Kilogramm verfallen wir jedoch
ungewollt dem Irrtum, dass zwischen 50 dB(A) (menschliche Unterhaltung)
und dem laut Lärmgutachten noch zumutbaren Lärm von 62 dB(A) nur die
geringe Differenz von 12 dB liege. Doch in Wirklichkeit hat sich in
unserem weit offenen Trichter bei einem Anstieg der Füllhöhe um 12 dB
die kreisförmige Fläche des Schalldruckpegels vervierfacht.
Ein weiterer Umstand macht das Thema Lärm noch schwieriger.
Schalldruckpegel und Lautstärke sind nicht das gleiche. Während ersterer
exakt gemessen werden kann, entspricht die Lautstärke der subjektiven
menschlichen Wahrnehmung. Sinnesorgane registrieren anders als technische
Messinstrumente. Dies hat zur Folge, dass nicht 3, sondern erst 10 dB mehr
als eine Verdoppelung der Lautstärke wahrgenommen werden. Für den
menschlichen Organismus stellen aber schon geringfügige dB-Erhöhungen,
die evtl. gar nicht bewusst wahrgenommen werden, eine erhebliche Belastung
dar und können gesundheitliche Folgen haben. Denn Lärm macht krank,
besonders wenn es sich um Geräusche handelt, die als unangenehm und
störend empfunden werden. Die Wahrnehmung ist individuell allerdings sehr
unterschiedlich, was für den einen "Höllenlärm" ist, kann dem
anderen wie "Musik in den Ohren" klingen. Wissenschaftlich
bewiesen ist jedoch, dass Dauerlärm mit einem Schalldruckpegel von 85
dB(A) zu irreparabler Schwerhörigkeit führt.
Für den AKU
Thies Eggers
(Altenholzer Nachrichten vom 23. Mai 2001)