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Der Flughafen Frankfurt-Hahn entwickelt sich immer mehr zum Cargo-Airport


Oliver Link, 21. Mai 2019

Christoph Goetzmann ist zurzeit im Frachtgeschäft so etwas wie ein Exot: Der Manager der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH kann sich über weiterhin steigende Frachtmengen freuen, während - mit Ausnahme vom Flughafen Leipzig/Halle - die Umschläge an allen anderen für die Fracht nennenswerten Airports zurzeit immer weiter sinken.

So ist die Frachtmenge des Frankfurter Flughafens im ersten Quartal um 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken. Der Hahn hingegen kann auf ein vergleichsweise zufriedenstellendes erstes Quartal zurückblicken mit einem Plus von 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Und die weiteren Aussichten sind gut: Seit Anfang Mai gibt es auf dem Hahn eine neue Verbindung durch die russische Frachtfluggesellschaft Sky Gates Airlines. Der Carrier fliegt einmal pro Woche mit einer B747-400 von Moskau-Scheremetjewo nach Hahn und zurück. Sky Gates Airlines verbindet auf diese Weise über den Moskauer Hub die weiteren Frachterverkehre mit Asien.

Das Selbstbewusstsein steigt

"Ich denke, es hat sich inzwischen einfach herumgesprochen, dass wir der Frachtflughafen des Rhein-Main-Gebiets sind", sagt Goetzmann - ganz so, als gäbe es diesen anderen, nicht ganz unbedeutenden Flughafen in gut 120 km östlicher Richtung nicht, von dem es immer heißt, er sei angeblich der größte Frachtflughafen Europas. Trommeln gehört eben doch zum Handwerk, auch und vor allem im Hunsrück.

Auch wenn am Flughafen Frankfurt am Main in einem Monat rund so viel Fracht anfällt wie derzeit am Flughafen Hahn in einem ganzen Jahr, kann man Goetzmanns These durchaus etwas abgewinnen: Das Geschäft mit der Fracht macht laut den jüngsten verfügbaren Zahlen für das Jahr 2018 inzwischen 64 Prozent des Umsatzes im gesamten Geschäftsbereich Aviation aus; ein Jahr zuvor lag der Frachtumsatzanteil noch bei 58 Prozent.

Diese Steigerung mag sich sicherlich zum einen damit erklären lassen, dass am Hahn schlicht und einfach die Passagierzahlen immer weiter sinken. Ein Trend, der sich auch im laufenden Jahr fortsetzt: Im ersten Quartal etwa waren gut 380.000 Menscher auf dem Hahn, um von dort abzufliegen, anzukommen oder umzusteigen - das sind 17,1 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Doch es wäre zu einfach, sagte man, der Frachtumsatzanteil stiege nur aus diesem Grund. Denn die Tendenz ist zweifelsohne stark steigend: Im Jahr 2017 ist die Frachtmenge in der Tonnage um 75 Prozent gewachsen; im vergangenen Jahr wuchs sie erneut um knapp 42 Prozent.

All das findet sicher auf niedrigerem Niveau statt als bei den Großen der Branche. Doch das schmälert die positive Entwicklung der Fracht am Hahn nicht: Laut Goetzmann hat sich das Chartergeschäft im Jahr 2018 verdreifacht und weist ein Plus von 16.000 t auf.

Der größte Teil des Frachtwachstums des vergangenen Jahres geht allerdings auf gerade mal zwei Airlines zurück: den aserbaidschanischen Carrier Silk Way West und Air Atlanta Icelandic, die vom deutschen Logistikunternehmen Senator gechartert wird. Beide haben 2018 am H zusammen für rund 45.000 t zusätzliche Fracht gesorgt.

Die positiven Nachrichten in der Fracht lassen es nicht vollkommen unmöglich erscheinen, dass das vom Management für 2018 angestrebte Ziel erreicht werden konnte: Für das vergangene Jahr, für das der Geschäftsbericht noch nicht veröffentlicht wurde, strebte die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH einen Verlust in Höhe von 12,5 Mio. EUR an, ein höchst ambitioniertes Ziel; dazu müsste der Jahresfehlbetrag doch um mehr als 27 Prozent im Vergleich zum Jahr 2017 sinken, als das Unternehmen ein Minus von 17,2 Mio. EUR einfuhr.

„Unser Hauptgesellschafter HNA erwartet, dass wir spätestens im Jahr 2024 profitabel sind", sagt Goetzmann, der das entscheidende Problem des Flughafens Frankfurt-Hahn allerdings nicht auf dem schwächelnden Luftfrachtmarkt ausmacht. „Das größte Hindernis für unser Wachstum ist zurzeit die strikte Verkehrsrechtepolitik des Luftfahrtbundesamtes."

(Deutsche Verkehrszeitung vom 21.05.2019)