Darin ist das Hahner Management Spitze:
Jammern und Klagen, und immer ist jemand anderes Schuld!

Zurück zur Übersicht

drucken

Bunk fordert für Hahn Chancengleichheit


Wettbewerb Europäische Konkurrenten stocken bei der Fracht stark auf - Qatar Airways fliegt nach Lüttich statt in Hunsrück

Flughafen Hahn. Geschäftsführer Markus Bunk fordert im internationalen Wettbewerb bessere Chancen für den Flughafen Hahn. In einem Gespräch mit unserer Zeitung betont Bunk, dass der Flughafen Hahn unter der restriktiven deutschen Handhabe der sogenannten Verkehrsrechte leide. "Im europäischen Vergleich sind wir deutlich im Nachteil", sagt er.

Hintergrund des Gesprächs ist unter anderem, dass es zuletzt immer wieder ein Rumoren gegeben hat, als von Kontakten der Fluglinie Ryanair mit dem Flughafen Luxemburg zu hören war. Bunk verfolgt die Situation genau, aber die seitens Dritter zwischenzeitlich geäußerten Vermutungen, dass Ryanair ab dem Frühjahr Luxemburg anfliege, haben sich bislang nicht bestätigt. Dass eine Fluglinie mit möglichen Partnern grundsätzlich spricht, kann der Geschäftsführer verstehen, auch wenn ihm dies als Hahn-Chef nicht behagt. Bunk betont vielmehr, dass es am Hahn bei Wizz Air als größter osteuropäischer Linie positive Entwicklungen gebe. "Das Volumen hat sich hier in zwei, drei Jahren locker verdoppelt", erklärt er. Wizz Air habe zuletzt neun Ziele vom Hahn aus ganzjährig angesteuert.

Bunk, gibt sich keinen Illusionen hin, wenn es um die Herausforderungen für den Flughafen geht "Es wird hier sicher keine 10 Millionen Passagiere geben", sagt er, "aber wenn wir die vorhandene Infrastruktur maximal auslasten, dann verdienen wir Geld." Auf der Kostenseite wurden zuletzt deutliche Reduzierungen erreicht, gerade weil Stellen nicht nachbesetzt wurden. 315 Mitarbeiter hat die Gesellschaft aktuell, die Zahl der Beschäftigten ist damit auf der Basis des Sanierungsprogramms um 65 Stellen und damit um rund 15 Prozent gesunken. "Er hat ein Programm entwickelt, das viele Notwendigkeiten zu Veränderung erkannt hat", sagt Bunk bezüglich der Arbeit seines Vorgängers Heinz Rethage. Aber er sagt auch: "Wir haben das Programm sehr verändert." Es wurden Inhalte wie geplante Kerosin-Pipeline gestrichen und Tankstellen-Ideen verworfen. Bunk erklärt jedoch weiter: "Nur mit Sparen geht es nicht." Um das von der EU gesteckte Ziel zu erreichen, bis 2023 eine schwarze Null zu schaffen, müsste es - ohne Privatisierung - mehr Verkehr am Hahn geben.

In die Verhandlungen über den Verkauf des Hahn ist Bunk mit seinem Team nur indirekt eingebunden, indem vor allem angefragte Daten und Unterlagen zur Verfügung gestellt wurden. Zudem gab es im Sommer 2015 verschiedene interessierte Besucher auf dem Hahn. Aus dem Kreis der anfangs rund 20 internationalen Unternehmen sind dem Vernehmen nach konkret noch drei im Rennen um eine mögliche Übernahme des Flughafens. Gerüchte, dass es der US-Konzern Amazon sein soll, haben sich bis dato nicht erhärtet.

Für Bunk ändern die Verhandlungen nichts am Tagesgeschäft. Es gehe darum, den Flughafen nach vor zu bringen. Insbesondere von Umstellungen im Vermarktungsbereich erhofft er sich einen Schub.

Das große Ärgernis ist aus Sicht des Geschäftsführers jedoch, dass Fluggesellschaften immer wieder außerhalb Deutschlands im nahen europäischen Umfeld des Hahns andocken, weil Deutschland offenbar zugunsten der Lufthansa die Verkehrsrechte zu restriktiv behandelt. So seien diese Rechte für Starts und Landungen in Deutschland beispielsweise für China ausgeschöpft, sodass es infolgedessen in Deutschland auch nicht zu Kontrakten kommen könne.

Qatar Airways fliegt seit Kurzem ebenso wie die Ethiopian Airlines ins belgische Lüttich. Aus der Branche ist zu hören, dass Lüttich ein rund 10-prozentiges Plus bei der Fracht vor allem dem Neukunden Quatar Airways zu verdanken hat. Lüttich als größter belgischer Frachtflughafen lag 2015 bei rund 650 000 Tonnen Fracht, Luxemburg bei gut 700 000 Tonnen, der Hahn hat dagegen nur rund 80 000 Tonnen. Mit Blick auf die beiden nahen Nachbarn in Lüttich und Luxemburg sagt Bunk: "Das ist größtenteils deutsche Fracht."

Auch der Hahn hat - ebenso wie die Flughäfen Köln-Bonn, Leipzig und München - mit Qatar Airways verhandelt. Aber aufgrund der restriktiven Einstellung des Bundesverkehrsministeriums bei den Verkehrsrechten sei daraus nichts geworden, erklärt Bank. Ebenso gebe es große Probleme bei kurzfristig angefragten Charter-Frachtflügen, die in Belgien binnen weniger Stunden genehmigt würden. Wenn solche Rechte in Deutschland überhaupt erteilt würden, dauere es Tage. Volker Boch

(Hunsrücker Zeitung vom 29.04.2016)