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Ex-Flughafenchef kämpft um Bonus


Hahn Betreibergesellschaft sieht weder Aufklärungs- noch Aufräumauftrag

Von unserem Redakteur Dietmar Brück

Rheinland-Pfalz. Neuer Knatsch am Flughafen Hahn: Ex-Geschäftsführer Heinz Rethage will sich nicht mit einer Mini-Tantieme abfinden und zieht vor Gericht. Am morgigen Mittwoch wird der Fall am Landgericht Bad Kreuznach verhandelt, wie unsere Zeitung erfuhr.

Worum geht es? Für seinen Job als Flughafen-Geschäftsführer hätte Rethage 2013 eine Tantieme, also einen Jahresbonus, von bis zu 30 000 Euro erhalten können. Exakt waren es 27 500 Euro für die elfmonatige Amtszeit. Doch faktisch floss erst einmal gar nichts - und nach Einschaltung eines Rechtsanwalts im Mai 2015 lediglich die Summe 4125 Euro. "Ohne Rechtsgrund", wie es in einem anwaltlichen Schreiben der Flughafen Frankfurt Hahn GmbH (FFHG) heißt. Man behält sich sogar vor, selbst diese Summe zurückfordern.

Üblich sind laut Rethage Tantiemen zwischen 80 und 90 Prozent der vereinbarten Summe. Und nicht 15 Prozent, die der Flughafen ursprünglich zahlen wollte. Die jetzige Flughafenleitung unter Markus Bunk sieht das natürlich anders.

Kurz zusammengefasst argumentiert die FFHG, dass Rethages Arbeitsergebnisse keinen höheren Bonus wert waren. Unter seiner Führung kam es zu zahlreichen Querelen. Er deckte aber auch Unregelmäßigkeiten auf, die zu bis heute laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft führten. Rethage wurde schließlich im Mai 2014 vom Hahn-Aufsichtsrat (Vorsitz: Finanzstaatssekretär Salvatore Barbaro, SPD) der Stuhl vor die Tür gestellt. Inzwischen ist der SPD-Mann im Ruhestand und trat zeitweise als Wahlhelfer der FDP auf.

Interessant ist die Begründung des Flughafens. Dort ist nicht nur von einem zerrütteten Vertrauensverhältnis zwischen ihm, dem Aufsichtsrat und Teilen der Belegschaft die Rede. Die FFHG bestreitet zudem, dass Rethage einen vordringlichen Auftrag als "Sanierungsgeschäftsführer" hatte oder die Aufgabe, mit "Ungereimtheiten aufzuräumen". Waren harter Sanierungskurs und Aufklärungsarbeit also unerwünscht?

Zudem werden Ex Hahn-Chef Rethage erneut sämtliche "Verfehlungen" vorgehalten: von der angeblichen Bespitzelung des Betriebsrats bis zur Montage eines Fahrradträgers "für private Zwecke an seinen Dienstwagen". Doch juristisch war bis heute keiner dieser Vorwürfe zu fassen.

Schließlich moniert die FFHG, dass Rethage an dem kriselnden Airport miese Fracht-, Geschäfts-und Passagierzahlen einfuhr. Doch teils waren die Zahlen dennoch über Plan, Die FFHG hatte selbst offiziell erklärt, dass das Geschäftsergebnis von 2013 (-10,8 Millionen Euro) rund 2,5 Millionen Euro besser als vorgesehen war. Und: Sollte der wirtschaftliche Erfolg das Kriterium für Prämien am Hahn sein, dürfte im Hunsrück noch weitaus mehr zur Disposition stehen.

(Rhein-Zeitung vom 01.12.2015)