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Der ramponierte Flughafen-Sanierer


Als Heinz Rethage im Februar 2013 vom Landesbetrieb Mobilität zum Flughafen Hahn beordert wurde, eilte ihm der Ruf eines "Bulldozers" voraus. Viele lasten ihm jetzt die ständigen Personalquerelen am Hahn an. Seine ruppige Art könnte sein Aus bedeuten.

Mainz. Hat Flughafenchef Heinz Rethage seinen Sanierungskurs am Hahn rücksichtslos durchdrücken wollen und bewusst in Kauf genommen, andere zu beschädigen? Dieser Verdacht keimt im politischen Mainz auf, nachdem Vorwürfe erhoben worden sind. Die rot-grüne Landesregierung hält dem Geschäftsführer noch die Stange. Schließlich hat sie ihn selbst installiert. Doch der Rückhalt bröckelt.

Es ist nicht das erste Mal, dass Rethage unter Druck gerät. In Regierungskreisen wird seit längerem argwöhnisch beobachtet, wie oft der Geschäftsführer mit dem Betriebsrat aneinanderrasselt - obwohl dieser dem Sanierungsplan mit dem Abbau von 100 Stellen zugestimmt hat.

Es kursieren Gerüchte, der Flughafenchef habe im Beisein anderer Mitarbeiter gepoltert, er werde diesen oder jenen "platt machen". Ex-Prokurist Stefan Maxeiner, dessen Auflösungsvertrag noch nicht unter Dach und Fach ist, sowie der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Jörg Munsteiner sollen Rethages "Zielscheiben" gewesen sein.

Allem Anschein nach hat Rethage am 19. Dezember entlastende Informationen in Bezug auf Maxeiner, gegen den die Staatsanwaltschaft ermittelt, dem Aufsichtsrat vorenthalten, obwohl er sie seit dem 6. Dezember hatte.

Das Kontrollgremium erfuhr laut dessen Vorsitzendem Salvatore Barbaro erst vorletzte Woche davon. Barbaro traut der damaligen Mail aber offenbar nicht so recht, in der die Treuhänder der SSD - jene Firma, die am Hahn mit der Passagierabfertigung bestens verdient - benannt wurden. Es sei die "Summe aller Punkte" gewesen, die dazu geführt hätten, die Staatsanwaltschaft zu informieren, sagt er erklärend. Nun müsse man sehen, was diese ermittelt.

Es gibt noch einen weiteren Vorwurf gegen den Flughafenchef: Er, der es mit Kilometerabrechnungen der Mitarbeiter sehr genau nimmt, soll sich auf seinem Dienstwagen in der Hahn-Werkstatt einen Fahrradträger für die Fahrt in den Urlaub installiert lassen haben. Aufsichtsratschef Barbaro bestätigt, das werde von den Wirtschaftsprüfern von Dornbach und Partner beleuchtet. Diese prüfen ferner das Verhalten der Aufsichtsratsmitglieder und alle Vertragsverhältnisse des Flughafens mit der dort ansässigen Firmengruppe Bohr.

Die Grünen loben den Aufklärungskurs von Barbaro. Alle Rollen und Rolleninhaber müssten "ohne Ansehen der Person" untersucht werden, sagt der Abgeordnete Ulrich Steinbach. Auch der Aufsichtsrat - lange Jahre überwiegend mit CDU-Vertretern besetzt - könne sich seiner Verantwortung nicht entziehen.

Die SPD ärgert sich über die "Unverfrorenheit", mit der CDU-Politiker als Chefaufklärer aufträten. "Wir stochern im Nebel, das ist der Situation am Hahn nicht zuträglich", schimpft der Abgeordnete Hans-Jürgen Noss. Fraktionsvize Carsten Pörksen lässt wissen, ihm sei die Sache mit Heinz Rethage und dem Fahrradträger "völlig wurscht". Wichtig sei zu klären, ob alles korrekt abgelaufen sei.

"Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, muss Rethage gehen", sagt indes CDU-Fraktionsvize Alexander Licht. Schon jetzt halte er ihn nicht mehr für tragbar. Das Gezerre werfe auch "einen langen Schatten" auf Innenminister Roger Lewentz (SPD), der Rethage geholt habe.

(Trierischer Volksfreund vom 10.04.2014)