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Heftiges Gezänk am Hahn – jetzt redet der Flughafenchef


Versinkt der Flughafen Hahn im Chaos? Geschäftsführer Markus Bunk weist den Vorwurf im Volksfreund-Interview zurück. Die öffentlich ausgetragenen Differenzen passen dem Airport-Chef allerdings nicht. Jetzt will er handeln.

"Ein mühseliges Geschäft, das Jahre dauert"

Gegensätzliche Positionen intern besprechen, die aufgewühlten Mitarbeiter "einfangen", kritische Sachverhalte aufklären und ansonsten fleißig arbeiten: Das strebt Geschäftsführer Markus Bunk am Flughafen Hahn an.

Lautzenhausen. Markus Bunk ist seit Oktober 2013 neben Heinz Rethage Geschäftsführer des Hunsrück-Airports. Wenn Rethages Vertrag Ende des Jahres ausläuft, wird Bunk alleiniger starker Mann am Hahn werden. Im Interview mit TV-Redakteur Frank Giarra macht er keinen Hehl aus seinem Unmut, dass persönliche Animositäten innerhalb der Belegschaft öffentlich ausgetragen werden, und zeigt auf, was er unternehmen will.

Herr Bunk, haben Sie Ihren Wechsel aus dem Ruhrgebiet in den Hunsrück schon bereut?

Markus Bunk: Warum sollte ich? Ich kenne den Hahn schon lange und wusste, auf was ich mich hier einlasse.

Derzeit herrscht doch Chaos.

Bunk: Wenn sich alle Welt mit Chaos befasst, müssen manche Menschen arbeiten, unsere Kunden wollen schließlich bedient werden. Die große Mehrheit der Mitarbeiter macht das auch. Die Flieger landen und heben immer noch pünktlich ab.

Manche stellen aber Strafanzeige gegen Ihren Kollegen Heinz Rethage oder schreiben einen Brandbrief an die Landesregierung.

Bunk: Es gibt schon unterschiedliche Auffassungen im Unternehmen. Wir setzen uns selbstverständlich damit auseinander. Manche wählen Wege, die ich nicht für richtig halte. Öffentliche Auftritte schaden unserem Unternehmen insgesamt.

Was sagen Sie denn zu der Strafanzeige des Betriebsrates gegen Ihren Kollegen Rethage?

Bunk: Was sollte ich antworten, ohne jemanden anzugreifen? Ich habe davon aus der Zeitung erfahren. Mir liegt nichts vor. Ich nehme das zur Kenntnis.

Und wie bewerten Sie den Brandbrief einiger Mitarbeiter an die Landesregierung?

Bunk: Manche Aussage, die in den Medien wiedergegeben wird, steht den Mitarbeitern nicht zu. Wir nehmen das aber ernst und versuchen, die Dinge zu klären.

Welche Aussagen stehen den Mitarbeitern nicht zu?

Bunk: Es ist zum Beispiel von einem System Schumacher/Maxeiner (Ex-Geschäftsführer und -Prokurist, Anm. d. Red.) die Rede. Ich kann derzeit nicht beurteilen, ob es dieses System gab und welche Konsequenzen dieses hat oder hatte. Hier sind konkrete Angaben erforderlich, um Aufklärungsarbeit zu leisten.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt doch wegen des Verdachts der Untreue gegen diese Personen.

Bunk: Es gab einen Sachverhalt mit Geschmäckle, zu dem wir gerne genaue Informationen hätten. Deshalb hat der Aufsichtsratsvorsitzende die Staatsanwaltschaft davon in Kenntnis gesetzt. Sie prüft das jetzt.

Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Jörg Munsteiner muss sich Mobbingvorwürfe gefallen lassen. Was halten Sie davon?

Bunk: Wenn er sich daneben benommen hat, muss das geklärt werden. Man muss abwägen und die richtige Balance finden. Wir sind im Hunsrück, da geht es manchmal hemdsärmelig zu.

Wie ist Ihr Verhältnis zum Betriebsrat?

Bunk: Wir haben unterschiedliche Rollen. Differenzen sind normal. Damit gehen wir professionell um.

Woher kommen diese ganzen internen Grabenkämpfe am Hahn?

Bunk: Ich denke, sie resultieren auch aus persönlichen Betroffenheiten und Verbissenheit.

Was wollen Sie dagegen tun?

Bunk: Zunächst dafür sorgen, dass die Dinge sachlich und intern besprochen werden. Ziel muss sein, die Situation zu befrieden, so dass die Mitarbeiter zuverlässig und loyal ihren Job machen. Wir brauchen doch jeden einzelnen Mitarbeiter.

Mauschelvorwürfe, Grabenkämpfe, rote Zahlen - hat der Flughafen Hahn eine Zukunft?

Bunk: Ich bin sehr zuversichtlich , dass er eine hat. Versprechen kann ich nichts.

Woraus schöpfen Sie Ihren Optimismus?

Bunk: Innerhalb der Landesregierung arbeitet man sehr ernsthaft daran, uns zu helfen. Wir als Unternehmen tragen durch Sparmaßnahmen und Vertriebserfolge unseren Teil bei.

Die Politik verlangt schnelle Erfolge.

Bunk: Wer Wunder erwartet, muss sich einen Zauberlehrling suchen. Die Akquise neuer Fluggesellschaften für Fracht und Passage ist eine Fleißarbeit und ein mühseliges Geschäft, das auch mal Jahre dauern kann.

Duldet die irische Fluggesellschaft Ryanair als Platzhirsch überhaupt Konkurrenz?

Bunk: Ryanair ist im Wettbewerb schon sehr stark, das macht es anderen schwerer, sich zu etablieren. Der Hahn ist seit 20 Jahren am Markt und Ryanair seit 15 Jahren hier. An der Mischung mit Billigflug in Europa und Fracht werden wir festhalten, wobei das Wort Billigflug nicht mehr zutreffend ist.

Warum nicht?

Bunk: Weil für alle Airlines, egal wie sie heißen, der Preis maßgeblich ist. Sie können auch mit der Lufthansa für unter 150 Euro hin und zurück von Frankfurt nach Berlin fliegen.

Wo sehen Sie Wachstumschancen für den Hahn?

Bunk: Bei der Passage erwarten wir nur ein bescheidenes Wachstum von zwei Prozent pro Jahr. Bei der Fracht etwas mehr, fünf bis acht Prozent hätten wir schon gerne. Wir strecken unsere Fühler in den Nahen und Fernen Osten aus, nach China, Russland, Nordafrika.

Hört sich gut an. Aber Erfolge gibt es noch nicht zu vermelden.

Bunk: Doch. Wir haben Fly Romania mit zwei neuen Verbindungen wöchentlich gewonnen. Der Vertrieb braucht für solche Erfolge häufig ein Jahr Vorlauf.

Die Zeit läuft Ihnen aber davon. Gemäß der neuen EU-Flughafenleitlinien müssen Sie in spätestens zehn Jahren schwarze Zahlen schreiben.

Bunk. Wir arbeiten an den Wirtschaftsplänen für die nächsten zehn Jahre. Von den Inhalten müssen wir gemeinsam mit dem Land die EU-Kommission überzeugen. Die Zahlen müssen nachvollziehbar und plausibel sein.

Wann legen Sie diese Pläne vor?

Bunk: Derzeit gibt es die Flughafenleitlinien nur in englischer Sprache. Sie enthalten keine Details, was die EU-Kommission im Einzelnen von den Flughäfen erwartet. Ich hoffe darauf, dass wir in Gesprächen mit Brüssel bis Ende des Jahres eine Lösung finden.

Der Flughafen schreibt seit Jahren rote Zahlen. Wie fällt das Betriebsergebnis 2013 aus?

Bunk: Das werden wir heute im Aufsichtsrat besprechen, deshalb kann ich Ihnen die Zahl nicht vorab nennen.

Ist das Defizit niedriger als 2012 oder höher?

Bunk: Höher.

Ein ein- oder zweistelliger Millionenbetrag?

Bunk: Zweistellig. fcg

(Trierischer Volksfreund vom 04.04.2014)