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Meinung: Abschied vom Erfolgsmodell


Auf dem Hahn werden so schnell die Lichter nicht ausgehen. Aber sie werden vermutlich weniger hell leuchten.

Der unter Branchenkennern als sicher geltende Rückzug der russischen Aeroflot vom Hahn bedeutet einen herben Verlust. Denn es ist quasi der Abschied vom Frachtverkehr im Hunsrück, von einem Standbein, mit dem die sinkenden Passagierzahlen ausgeglichen werden sollten. Selbst die angeblichen Standortvorteile wie geringe Landegebühren, schnelle Be- und Entladezeiten und die Nachtfluggenehmigung, die vor allem den Grünen in der Landesregierung schon immer ein Dorn im Auge gewesen ist, können den Frachtflug auf dem Hahn nicht retten. Der ehemalige US-Flughafen ist im Reigen der bedeutenden Frachtflughäfen wie Frankfurt, Paris, London oder Amsterdam einfach zu klein, um wettbewerbsfähig zu sein. Es ist für die Spediteure zu teuer, die Fracht über die Straße zum und vom Hahn zu transportieren. Dafür sind die Gewinnmargen in der Branche einfach zu gering. Die großen Frachtflieger gehen dahin, wo es internationale Verbindungen gibt, wo die Fracht von einem auf das andere Flugzeug umgeladen und weitertransportiert werden kann.

Jahrelang hat man sich die Frachtzahlen auf dem Hahn womöglich auch schöngeredet. Auch die vom US-Militär gecharterten Transportflüge in den Irak oder nach Afghanistan, die im Hunsrück zum Tanken zwischenlandeten, wurden als an- und abfliegende Fracht gewertet, obwohl kein Umladen stattgefunden hat. Genauso wurden auch die auf diesem Weg transportierten US-Soldaten den Passagierzahlen hinzugerechnet.

Das Erfolgsmodell Hahn als fünftgrößter Frachtflughafen Deutschlands ist mit dem Abzug von Aeroflot gescheitert. Und damit bricht eine der wesentlichen Einnahmen des finanziell angeschlagenen Flughafens weg. Spätestens jetzt ist klar: Mit dem Hahn wird vermutlich niemals ein Gewinn gemacht werden. Die Aufgabe der Verantwortlichen ist es nun, dafür zu sorgen, dass das Minus nicht noch größer wird und dass das Land nicht mehr als die gerade erst bewilligten 80 Millionen Euro zuschießen muss, um den Flughafen am Leben zu halten. Der vom neuen Flughafenchef eingeleitete Weg, sich möglichst rasch von Eigentum wie Landebahn und Straßen zu trennen, ist richtig und alternativlos - auch wenn es letztlich nur darum geht, die Bilanz zu schönen und das Land in Form einer anderen Gesellschaft trotzdem für die Kosten aufkommen muss. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Lichter auf dem Hahn weiter brennen werden.

b.wientjes@volksfreund.de

(Trierischer Volksfreund vom 13.06.2013)