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Flughafen Hahn steht vor harter Sanierung


Rheinland-Pfalz - Die Aufsichtsratssitzung am Montag dürfte eine Zäsur in der Geschichte des Flughafens Hahn bedeuten. Die Flughafengesellschaft steht vor einem harten Konsolidierungskurs, um aus den roten Zahlen zu kommen. Am Montag entscheidet der Hahn-Aufsichtsrat über die Marschrichtung.

Von unserem Redakteur Dietmar Brück

Landesregierung, Aufsichtsrat und Geschäftsführung der Flughafengesellschaft scheinen wild entschlossen, die Konsolidierung des Airports voranzutreiben. Nach Informationen unserer Zeitung soll das umfangreiche Sanierungskonzept des neuen Geschäftsführers der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH (FFHG), Heinz Rethage, mit wenigen Abstrichen auf den Weg gebracht werden. Der Hahn will Millionen Euro einsparen. In wenigen Jahren soll das operative Geschäft wieder schwarze Zahlen schreiben.

Nicht machbar ist die Übertragung der luftseitigen Infrastruktur auf den Landesbetrieb Mobilität (LBM). Dieser hätte der FFHG nach dem ursprünglichen Plan die Startbahn, die Rollwege und das Vorfeld abgekauft. Die Flughafengesellschaft wäre anschließend als Pächterin aufgetreten - alles unter Marktbedingungen und in Absprache mit der EU. Doch die Brüsseler Wettbewerbsbehörde ist skeptisch. Offensichtlich wittert sie in dieser Konstruktion eine Bevorteilung des Hahns. Bis zu einer endgültigen Klärung dürfen allein Teile des Flughafengeländes auf den LBM übertragen werden, die nicht zum Flugbetrieb gehören.

Die zweite Abweichung vom Rethage-Konzept ist wohl der Verzicht auf einen Sanierungstarifvertrag. In der rot-grünen Landesregierung und dem FFHG-Aufsichtsrat hat sich die Meinung durchgesetzt, den Mitarbeitern der Flughafengesellschaft nicht ans Gehalt zu gehen. Das durchschnittliche Einkommensniveau soll nicht besonders hoch liegen. Die Anzahl der wirklichen Top-Verdiener ist gering. Vor allem die SPD hat zum Verzicht auf einen Sanierungstarifvertrag gedrängt. Damit dürfte sie den Betriebsrat an ihrer Seite haben. Die Sozialdemokraten wollen den ohnehin gestörten Betriebsfrieden nicht noch einer zusätzlichen Belastungsprobe aussetzen.

Schließlich will der Aufsichtsrat auch transparenter als sonst auftreten. Daher hat Joachim Mertes (SPD), der Vizevorsitzende des Kontrollgremiums, eine Pressekonferenz direkt nach der Sitzung angesetzt. Auch die Mitarbeiter sollen besser informiert werden, als es früher üblich war. Mertes leitet die Sitzung, weil der designierte Aufsichtsratschef, Finanzstaatssekretär Salvatore Barbaro (SPD), erst am 1. Oktober sein Amt antritt.

Einfach dürfte der Sanierungskurs nicht werden. Denn ohne eine Konsolidierung würde der Hahn - so eine Projektion des Finanzministeriums - zwischen 2015 und 2018 weitere 56,5 Millionen Euro Landesgeld verschlingen. Dabei hat Rot-Grün im Frühjahr bereits einen Nachtragshaushalt von 125 Millionen Euro auf den Weg gebracht, um den Airport bis Ende 2014 finanziell über Wasser zu halten.

Doch nicht nur die Zahlen sind eine Herausforderung, sondern auch das Klima am Hahn. Das scheint inzwischen so vergiftet zu sein, dass bei unserer Zeitung gleich mehrere anonyme Schreiben und Anrufe eingegangen sind, in denen diverse Beschuldigungen erhoben werden. Von getürkten Rechnungen, fingierten Verträgen, Preisabsprachen und Schwarzgeldzahlungen ist die Rede. Dem Flughafen sollen Leistungen berechnet worden sein, die nie erbracht wurden. Angeblich wurden private Feiern über die FFHG abgerechnet. Zudem soll es Mauscheleien bei Auftragsvergaben gegeben haben. Sogar von erotischen Partys wird gesprochen.

Der Wahrheitsgehalt der Vorwürfe ist völlig offen. Aber die neue Dimension zeigt, wie verpestet die Atmosphäre ist. Einen mehrseitigen Brief mit Vorwürfen hat auch die Mainzer Staatsanwaltschaft erhalten und an die Koblenzer Staatsanwaltschaft weitergegeben. Ein gleichlautendes Schriftstück traf beim Innenministerium ein. Inzwischen wurde es der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Dornbach & Partner zur Prüfung zugleitet.

(Rhein-Zeitung vom 21.09.2013)