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Krise am Flughafen Hahn verschärft sich
Zerwürfnis in der SPD

Rheinland-Pfalz. Unpassender hätte der Zeitpunkt kaum sein können: Ausgerechnet zur festlichen Inthronisation der neuen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) eskaliert der Konflikt am Flughafen Hahn.

Gerüchte verdichten sich, dass die rot-grüne Regierung tatsächlich plant, Flughafen-Geschäftsführer Jörg Schumacher abzulösen. Dessen Vertrag läuft im April 2014 aus.

Angeblich wurde bereits mit dem Manager gesprochen. Hahn-Kenner schließen aber nicht aus, dass sich der Geschäftsführer der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH von sich aus neu orientiert. Er gilt als anerkannt in der Flughafenszene. In rot-grünen Kreisen geriet Schumacher indes immer stärker in die Kritik. Der Hunsrück-Flughafen ist hoch defizitär und muss bis Ende März seine Liquidität verbessern, um der Zahlungsunfähigkeit zu entgehen. Nach Informationen unserer Zeitung wird zu diesem Zeitpunkt ein Darlehen in Höhe von 13 Millionen Euro fällig.

Mertes offenbar verärgert

Doch nicht alle Sozialdemokraten scheinen mit einer Trennung von Schumacher einverstanden zu sein. Parlamentspräsident Joachim Mertes (SPD), stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender am Hahn, soll vom Infrastrukturministerium keine offizielle Mitteilung über die geplante Personalveränderung erhalten haben und deswegen höchst ungehalten gewesen sein. Angeb-lich soll Mertes sogar gedroht haben, sein Aufsichtsratsmandat niederzulegen, falls Jörg Schumacher gehen muss. Das verlautet jedenfalls aus gut informierten SPD-Kreisen. Mertes selbst will sich zu den Vorgängen nicht äußern, um kein Öl ins Feuer zu gießen.

Innerhalb der SPD ist es offenbar zu einem Zerwürfnis gekommen. Parteiinterne Kritiker des Infrastrukturministeriums halten dessen Krisenmanagement für unzureichend. "Alles, was jüngst auf den Weg gebracht wurde, hätte schon vor einem Jahr geschehen können", meinte ein Sozialdemokrat. Unzufrieden ist man zudem damit, dass der Ruf des jetzigen Flughafen-Geschäftsführers Schumacher beschädigt wird, ohne eine Alternative zu haben. Auch der neue Chef des Aufsichtsrats, Hans Endler, gilt als nicht so durchsetzungsstark und so gut vernetzt wie erhofft.

Im Infrastrukturministerium indes betont man, dass grundlegende Veränderungen am Hahn schwer zu realisieren sind, bevor die Brüsseler Wettbewerbsbehörde ihren Kurs nicht festgelegt hat. Ende Februar sollen die Entwürfe zur neuen EU-Flughafenrichtlinie kommen. Im Umfeld des Innenministeriums hält man auch den ein oder anderen robusten Auftritt in Sachen Hahn von Parlamentspräsident Mertes nicht für hilfreich.

Dreyer muss eingreifen

Die neue Ministerpräsidentin Malu Dreyer wird gleich den ersten Streit zu schlichten haben. Bei der an Wendungen so reichen jüngeren Hahn-Geschichte ist es auch nicht auszuschließen, dass Jörg Schumacher am Ende doch weiter im Amt bleibt. Die Opposition hat sowieso davor gewarnt, ihn als Bauernopfer zu missbrauchen.

Von unserem Redakteur Dietmar Brück

(Rhein-Zeitung vom 17.01.2013)