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Bunk: Wende im Frachtflug wird nicht leicht


Interiew - Hahn-Geschäftsführer will an asiatische Märkte - Vorgänger Schumacher ist in die Akquise eingebunden

Rheinland-Pfalz - Markus Bunk ist ein gewinnender Typ: offenes Lachen, herzlicher Umgang, ein Chef ohne Allüren. Auf den ersten Blick wirkt der neue Flughafengeschäftsführer wie ein "Sonnyboy", der mit sich und der Welt im Reinen ist.

Doch am Hahn hat er - gemeinsam mit Co-Geschäftsführer Heinz Rethage - ein hartes Kommando übernommen. Er muss den hoch defizitären Airport auf Kurs bringen. Rethage senkt die Kosten, Bunk muss die Erlöse erhöhen, sprich: neues Geschäft akquirieren. Der erfahrene Flughafenmanager weiß, wie schwierig diese Aufgabe ist. Und räumt ein, dass es eine harte Nuss wird, den Negativtrend vor allem im Frachtbereich zu stoppen. Hier das Interview:

Das Bekenntnis von Ryanair zum Hahn ist in Mainz und im Hunsrück mit großer Freude aufgenommen worden. Aber ist diese Abhängigkeit von einem Großkunden nicht auch ein unternehmerisches Risiko?

Sicherlich. Aber diese Abhängigkeit ist nicht von heute auf morgen entstanden und nicht von heute auf morgen zu beenden. Für den Hahn war und ist es gut, Ryanair zu haben. Dieser Kunde ist im Laufe der Jahre sehr groß geworden und hat sich damit eine dominante Position erarbeitet. Für den Hunsrück-Airport wäre es sicher besser, im Passagierflugbereich breiter aufgestellt zu sein. Aber so etwas braucht Zeit.

Neben den Passagierzahlen befinden sich vor allem die Frachtzahlen im Sinkflug. Wie lässt sich dieser Trend aufhalten?

Derzeit wird es sehr schwer sein, diesen Trend umzudrehen. Die Frachtraten gelten als Frühindikator der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes. Es ist nicht erkennbar, dass sie in Kürze steil nach oben gehen. In einem schwachen Markt müssen wir mit viel Fleißarbeit und einem gestärkten Vertrieb sehen, dass wir unseren Anteil abbekommen.

Können Sie etwas über Ihre Vertriebsstrategie sagen? Wo kann der Hahn am stärksten auf dem Markt punkten? Wo hat er Alleinstellungsmerkmale?

Im Frachtbereich haben wir überall da Vorteile, wo nur Fracht geflogen wird. Die sogenannte Belly-Fracht, Beifracht für Passagierflugzeuge, findet am Hahn ja nicht statt. Das ist eine Einschränkung des Standorts. Wir haben aber den Vorteil einer langen Start- und Landebahn und die Möglichkeit, rund um die Uhr zu fliegen. Wir müssen uns auf Kunden konzentrieren, für die das ein entscheidender Vorteil ist. Starkes Wachstum verzeichnen wir im Moment im asiatischen Markt, im Mittleren Osten und in Nordafrika. Um diese Märkte müssen und werden wir uns intensiv kümmern. Im Moment analysieren wir, wo wir nachjustieren müssen. Neben dem Kostensparen wollen wir natürlich auch neue Kunden an den Hahn ziehen. Das ist der Teil des Geschäfts, der richtig Spaß macht.

Der Hahn soll entschuldet werden, um künftigen Investoren den Einstieg zu erleichtern. Wie ist der Stand?

Das ist in erster Linie Sache der Gesellschafter, also der Länder Rheinland-Pfalz und Hessen. Seit Monaten laufen zahlreiche intensive Gespräche mit den europäischen Behörden. Noch liegt die finale Lösung allerdings nicht auf dem Tisch.

Wie schreitet der Sanierungskurs voran?

Sehr gut. Zusammen mit meinem Kollegen in der Geschäftsführung, Heinz Rethage, haben wir uns auf zahlreiche Schritte, um Kosten zu sparen und die Erlöse zu verbessern, verständigt. Das Paket wird in Kürze dem Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft vorgelegt. Wir gehen davon aus, dass er zustimmt und uns mit der Umsetzung beauftragt.

Gehen Sie auch an das Personal heran?

Wir haben einen Einstellungsstopp. Den halte ich für absolut richtig. Wenn wir dennoch jemand einstellen müssen, wird genau geprüft, ob wir diese Funktion wirklich brauchen. Dabei schauen wir stets, ob wir durch Umverteilen, Umschichten oder einen internen Umbau an einer Einstellung vorbeikommen. Es wird nicht mehr automatisch nachbesetzt. Damit erreichen wir, dass Arbeitsplätze sozialverträglich abgebaut werden.

Angebliche Unregelmäßigkeiten werden von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Dornbach untersucht. Liegt da ein Ergebnis vor?

Das ist eine Untersuchung des Aufsichtsrats. Über diesen Prozess spricht die Firma Dornbach mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Salvatore Barbaro. Ich gehe davon aus, dass wir in der oder um die Aufsichtsratssitzung herum dazu Informationen erhalten.

Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihrem Vorgänger Jörg Schumacher?

Gut. Wir kennen uns seit zwölf Jahren. Wir haben uns in meiner Zeit hier auch schon getroffen.

Sie sollen ihn für die Akquise von Neukunden eingespannt haben.

Jörg Schumacher hat ein hervorragendes Netzwerk in der Fracht-Community. Es wäre dumm und sträflich, wenn wir in unserer jetzigen Situation nicht jede Chance nutzen würden, neues Geschäft zu akquirieren. Wir können von Schumachers Netzwerk profitieren. Das hilft uns. Ihm liegt der Hahn im Übrigen noch immer sehr am Herzen. Und er ist bereit, unseren Standort zu stärken.

Gibt es einen konkreten Vertrag, der die Zusammenarbeit mit ihm regelt?

Es gibt Vereinbarungen, die ermöglichen, dass er uns bei bestimmten Projekten helfen kann.

Haben Sie tatsächlich als Flughafenchef eine Vier-Tage-Woche?

Nein. Ich habe Zugeständnisse gemacht, indem ich kurzfristig am 15. Oktober im Hunsrück angefangen habe. Im Gegenzug wurden Zugeständnisse für meine ersten Wochen hier gemacht.

Das Gespräch führte Dietmar Brück

(Rhein-Zeitung vom 07.12.2013)