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Hahn - hat Mertes mit Rücktritt gedroht?


HUNSRÜCK-AIRPORT Offene Debatte um Zukunft des Geschäftsführers entbrannt / Opposition spricht von "Bauernopfer" der Landesregierung

Von Markus Lachmann

Jörg Schumacher gilt als kommunikativer Typ, der gerne zum Telefon greift und auch nicht pressescheu ist. Gestern allerdings blieb das Handy des 53-Jährigen ausgeschaltet. Der Grund: Mittlerweile wird öffentlich über den Hahn-Geschäftsführer diskutiert. Der Stuhl, heißt es in gut unterrichteten Kreisen, wackelt bedenklich.

Innenminister Roger Lewentz (SPD) hüllt sich in Schweigen, und sein Sprecher bleibt dabei, dass ihm dieser Vorgang nicht bekannt sei. Dafür soll der Aufsichtsratsvorsitzende der Flughafen Hahn GmbH, Johannes Endler, laut Insidern signalisiert haben, dass er an eine Ablösung des Geschäftsführers denkt. Eröffnet man Schumacher womöglich die Chance, selbst seinen Rückzug einzuläuten? Landtagspräsident Joachim Mertes (SPD), der eine wichtige Funktion im Hahn-Aufsichtsrat einnimmt, jedenfalls soll sich vor Schumacher gestellt haben. Dem Vernehmen nach soll Mertes sogar mit Rücktritt von seinem Aufsichtsratsposten gedroht haben, sollte man den Geschäftsführer absägen wollen. Der Flughafen gehört zu 82,5 Prozent dem Land Rheinland-Pfalz.

Doch warum soll Schumacher, der die Hahn GmbH zusammen mit Wolfgang Pollety führt, überhaupt gehen? Der 53-jährige Jurist, der früher bei Fraport arbeitete, gilt durchaus als kritischer Kopf, der intern auch schon einmal die Regierung kritisiert. Andererseits ist Schumacher, der ein SPD-Parteibuch hat, seit mehr als 15 Jahren am Hahn, hat dort einiges vorangebracht. Und dass der Flughafen seit Jahren rote Zahlen schreibt, liegt an den hohen Investitionen in den Flughafen, weniger an Missmanagement. Operativ, das betont Schumacher immer wieder, schreibt der Hahn schwarze Zahlen. FDP-Landeschef Volker Wissing wirft der rot-grünen Landesregierung deshalb vor, ein Bauernopfer zu suchen, anstatt die Probleme wirklich anzugehen. "Die Misere des Flughafens (...) liegt weniger in den Fehlern vor Ort als vielmehr in politischen Fehleinschätzung in Mainz." Die Landesregierung habe es versäumt, eine Gesamtstrategie für den Airport zu entwickeln. Wissing: "Die SPD-Regierung unter Kurt Beck hat immer zuerst investiert und dann nachgedacht." Harsche Kritik auch von der oppositionellen CDU: Laut dem CDU-Abgeordneten Alexander Licht seien Innenminister Lewentz und sein Staatssekretär Jürgen Häfner nicht in der Lage zu handeln. "Das gilt für Grundsatzfragen des Betriebskonzepts genauso wie bei Personalfragen." Auch Licht sieht die Probleme nicht beim Management, sondern im Mainzer Ministerium.

Der Flughafen, der 2011 ein Minus von zehn Millionen Euro schrieb, zählte im vergangenen Jahr 2,8 Millionen Passagiere, vier Prozent weniger als im Jahr davor. Nach Äußerungen des Aufsichtsratsmitglieds Jochen Riebel (CDU) im vergangenen Jahr entbrannte Streit um die Zukunft des Flughafens, dessen Eigenkapital aufgezehrt wurde. Über seinen Landesbetrieb Mobilität übernimmt das Land nun Straßen vom Hahn für eine Summe von bis zu 7,2 Millionen Euro. Im Gespräch ist aber auch, dass das Land die gesamte "luftseitige" Infrastruktur, auch alle Immobilien erwirbt und zurückverpachtet, um den Flughafen zu entlasten, einschließlich der Start- und Landebahn. Dafür müsste nach Insidern nicht nur ein Betrag von mehr als 100 Millionen Euro in die Hand genommen werden, sondern zwingend auch ein Nachtragshaushalt aufgestellt werden. Besitz und Betrieb würden dann getrennt. Allerdings muss bei diesem Modell die EU mitspielen, damit die Hilfe des Landes nicht als unerlaubte Beihilfe gewertet werden kann. Mitte Februar soll ein Verkehrswertgutachten für die Hahn-Immobilien vorliegen.

(Allgemeine Zeitung vom 16.01.2013)