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Start von großen Airports: Ryanair will mehr Geschäftsreisende


Angesichts starker Konkurrenz krempelt Ryanair das Geschäftsmodell weiter um. So will Europas größter Billigflieger verstärkt auch die großen Flughäfen bedienen, um so mehr Geschäftsreisende zu gewinnen.

Ryanair will künftig verstärkt von größeren europäischen Flughäfen aus starten. In den nächsten fünf Jahren werde die irische Fluggesellschaft auf den meisten Hauptflughäfen in Europa vertreten sein, kündigte Unternehmenschef Michael O'Leary am Mittwoch in Brüssel an. Die drei wichtigsten Drehkreuze Europas - London-Heathrow, Charles-de-Gaulle in Paris und den Flughafen Frankfurt - schloss er allerdings aus.

In dieser Woche hatte O'Leary bereits Vereinbarungen mit den größten Flughäfen in Basel, Brüssel und in Rom bekanntgegeben. So soll es ab Februar 2014 in Ergänzung zu den Flügen ab Charleroi von Brüssel-Zaventem zehn tägliche Verbindungen unter anderem nach Barcelona, Ibiza und Rom geben. «Wir haben auch viele Pläne für die Hauptflughäfen in Deutschland», sagte er. Konkrete Angaben machte er nicht.

Bislang ist Ryanair auf zwölf deutschen Flughäfen vertreten, darunter die größeren Airports Berlin-Schönefeld sowie Leipzig/Halle. Zumeist steuert der Billigflieger aber Flughäfen weitab der Städte an wie zum Beispiel Weeze bei Düsseldorf oder Memmingen bei München. Auch an diesen Standorten wolle die Fluglinie weiter wachsen, sagte O'Leary. Mentalitätswechsel bei Ryanair

Die neue Strategie könnte auch für einen Mentalitätswechsel bei Ryanair stehen. Angesichts starker Konkurrenz hat das Unternehmen in der jüngsten Vergangenheit einen neuen Schwerpunkt auf Geschäftsreisende gelegt und einige der hohen „Bußgelder“ gesenkt, die zum Beispiel für den Ersatz einer Boarding-Karte oder das spätere Aufgeben von Gepäck fällig werden. "Wir hören genau auf unsere Kunden", sagte O'Leary am Mittwoch.

Der größte Konkurrent Easyjet verfolgt schon länger diese Strategie und bedient vorrangig die großen Flughäfen Europas, auch wenn diese mehr Gebühren verlangen als entfernter liegende Provinz-Airports. So kündigte die Lowfare-Airline jüngst die Eröffnung einer zweiten deutschen Niederlassung am Hamburger Flughafen an. Ryanair steuert dagegen Lübeck an.

Und der Erfolg gibt Easyjet recht: So verdiente das Unternehmen im Ende September abgeschlossenen Geschäftsjahr 478 Millionen Britische Pfund (rund 570 Millionen Euro) und damit 50 Prozent mehr als vor einem Jahr. Der irische Konkurrent Ryanair hatte zuletzt herbe Gewinnrückgänge verbuchen müssen. Bereits zweimal kürzte O'Leary die Gewinnprognose. Der Überschuss dürfte im Geschäftsjahr bis Ende März statt 570 Millionen Euro nur noch 500 bis 520 Millionen Euro erreichen. Trotz steigender Fluggastzahlen wäre dies weniger als die 569 Millionen Euro aus dem Vorjahr und weitaus weniger als von Analysten erwartet.

Zugleich unterbricht das Unternehmen seinen aggressiven Expansionskurs. Nach 20 Jahren anhaltenden Wachstums dürften die Passagierzahlen in den kommenden zwölf Monaten stagnieren, hieß es. Zudem bekommt Ryanair Druck von den eigenen Piloten, die über eine neugegründete Gewerkschaft bessere Arbeitsbedingungen fordern.

(airliners.de vom 28.11.2013)