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Von der linken in die rechte Tasche

Eine Milchmädchenrechnung ist laut Internetlexikon Wikipedia "die spöttische Bezeichnung für eine naive Betrachtung oder Argumentation, die wesentliche Rahmenbedingungen nicht beachtet oder falsch in Ansatz bringt, und deshalb zu einem nur scheinbar plausiblen, tatsächlich jedoch unzutreffenden Ergebnis kommt." Ein Beispiel für eine solche Milchmädchenrechnung präsentiert das Land in Sachen Flughafen Hahn.

Um die Flughafengesellschaft von Kosten zu entlasten und das jährliche Minus von zehn Millionen Euro, das der Hahn einfährt und das das Land zu tragen hat, zu minimieren, steckt das Land (!) einfach weitere Millionen in den Flughafen. Teils direkt aus dem Landeshaushalt, indem zu den ohnehin schon überwiesenen fünf Millionen Euro für die Feuerwehr und den Rettungsdienst auf dem Hahn noch weitere Millionen hinzukommen. Und das nicht etwa, weil die sogenannten hoheitlichen Aufgaben zugenommen haben. Angesichts sinkender Passagierzahlen dürfte nämlich eher das Gegenteil der Fall sein.

Weitere Finanzspritzen kommen von einem landeseigenen Betrieb und einer dem Land gehörenden Gesellschaft, also indirekt aus dem Landeshaushalt. Der Landesbetrieb Mobilität kauft der Flughafengesellschaft die Straßen auf dem Hahn-Gelände ab. Und die Entwicklungsgesellschaft, die in Personalunion von einem der Flughafen-Geschäftsführer gemanagt wird, kauft mit Landesmitteln Grundstücke, für die sich bislang kein anderer Käufer gefunden hat. Um den Verlust von zehn Millionen Euro zu verringern, steckt das Land geschätzt zehn Millionen Euro an Steuergeldern in den Hahn rein. Die Flughafengesellschaft steht gut da, die drohende Pleite ist abgewendet. Ein Umverteilen von der linken in die rechte Tasche. Oder eben eine Milchmädchenrechnung. Zumal die EU, die ohnehin schon ein kritisches Auge auf die Finanzierung des Hahn geworfen hat, diese angebliche Umstrukturierung als versteckte oder gar offensichtliche Subvention des sich noch immer nicht selbst tragenden Hunsrückflughafens sehen könnte.

Vielleicht denkt man sich aber auch einfach in Mainz: Die Millionen für den Hahn sind im Vergleich zu denen für den Nürburgring noch immer Peanuts. Und besser angelegt sind sie im Hunsrück auch. Immerhin sind dort jede Menge Arbeitsplätze durch den Hahn entstanden. Im Gegensatz zum Ring.

(Trierischer Volksfreund vom 24.09.2012)