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Zwei neue Jumbos für den Hahn - Mehr als 100 neue Jobs im Hunsrück

Rheinland-Pfalz - Auftrieb für den defizitären Flughafen Hahn: Die Frachtfluggesellschaft Air Cargo Germany (ACG) will zwei neue Jumbos auf dem Hunsrück-Fliegerhorst stationieren. Anfang nächsten Jahres sollen sie zum Einsatz kommen - und mehr als 100 neue Arbeitsplätze schaffen.

Nach dem Einstieg der russischen Airline Volga-Dnepr (zu 49 Prozent) ist die Frachtfluggesellschaft Air Cargo Germany auf Expansionskurs. Die zwei neuen Transportflugzeuge vom Typ Boeing 747-400 sollen in "vier bis fünf Monaten" im Hunsrück zum Einsatz kommen, verkündete Michael Bock, geschäftsführender Gesellschafter der ACG. Die Maschinen werden am Frachthimmel unter ACG-Flagge unterwegs sein. Derzeit laufen die letzten Überprüfungen beim Luftfahrt-Bundesamt. Benötigt werden die neuen Flieger bereits jetzt. "Wir haben ein Geschäft dafür", erklärte Bock.

Nach einem Bericht der Verkehrsrundschau handelt es sich um Boeings mit Klappnase. die das Verladen von sperrigen, besonders langen und voluminösen Gütern erlauben. ACG werde künftig drei Mal wöchentlich nach Peking fliegen, nachdem Shanghai und Hongkong bereits in fernost auf dem Flugplan stehen. Mittelfristig seien auch Strecken von und nach Südamerika geplant.

Wirtschaftlicher Impuls

Der Manager geht davon aus, dass die neuen Maschinen auch weitere Jobs bedeuten. "Wir rechnen am Flughafen Hahn mindestens mit 100 neuen Arbeitsplätzen", erklärte der ACG-Geschäftsführer gegenüber unserer Zeitung. Rechnet man die Jobs hinzu, die indirekt entstehen, kalkuliert Bock sogar mit einem weitaus stärkeren Arbeitsplatzeffekt. Derzeit hat die Frachtfluggesellschaft ACG bereits vier Jumbos am Hahn in Betrieb.

Nach Auskunft des Geschäftsführers ist man dabei, einen Rahmenvertrag umzusetzen, der im Sommer dieses Jahres zwischen der ACG, dem Mitgesellschafter Volga-Dnepr, der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH und dem Land Rheinland-Pfalz geschlossen wurde. "Wir wollen jetzt anfangen, den Vertrag zu leben", so Michael Bock. Ziel des Abkommens: mehr Frachttonnage zum Hahn zu bringen.

Berichte über Irritationen zwischen ACG, Volga-Dnepr und dem Innenministerium wies Bock weit von sich. "Es gibt keinen Konflikt", sagte er klipp und klar. Angeblich sollen ACG und Volga-Dnepr mit dem Land über einen angestrebten Landeskredit aneinandergeraten sein. Etwaige Unstimmigkeiten basierten für Bock aber lediglich auf Missverständnissen. Innen- und Infrastrukturminister Roger Lewentz (SPD) erklärte im Gespräch mit unserer Zeitung jedenfalls die Bereitschaft der Landesregierung, für einen benötigten Kredit mit bis zu 80 Prozent zu bürgen. Darüber wird derzeit wohl verhandelt. Die Höhe der benötigten Summe ist nicht bekannt.

Die russische Volga-Dnepr-Gruppe, zu der die am Hahn vertretene Frachtfluggesellschaft Air Bridge Cargo (ABC) gehört, war wohl ursprünglich irrtümlich davon ausgegangen, dass Rheinland-Pfalz selbst einen Kredit gewähren würde (und nicht nur eine Bürgschaft). Die rot-grüne Landesregierung will die solventen russischen Investoren auf jeden Fall am Hahn halten.

Durch den Einstieg der Volga-Dnepr-Gruppe konnte die Air Cargo Germany ins Amerika-Geschäft einsteigen. Inzwischen wird mit Frachtfliegern vom Hahn dreimal die Woche Chicago angeflogen, zweimal die Woche Dallas und Atlanta und einmal die Woche Mexiko. Die ACG, die im vergangenen Jahr auf dem hart umkämpften Luftfrachtmarkt rund 20 Millionen Euro Miese einfuhr, sieht sich im Aufwind. "Für 2012 rechnen wir mit einem ausgeglichenen Ergebnis", prognostizierte Geschäftsführer Bock. Die russischen Investoren sollen bereits mehr als 29 Millionen Euro investiert haben.

210 Millionen Euro Umsatz

Im vergangenen Jahr hat die Air Cargo Germany rund 130 000 Tonnen Fracht bewegt. Das Umsatzvolumen lag bei 210 Millionen Euro. Die ACG hat insgesamt rund 150 Mitarbeiter im Hunsrück. Das Wartungsunternehmen Haitec, ebenfalls 2008 von Michael Bock gegründet, beschäftigt rund 180 Menschen auf dem Hahn.

Das Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen hat derzeit noch keinen merklichen Effekt für den Hunsrück-Flughafen nach sich gezogen. Bislang blieben größere Verlagerungen oder Neuansiedlungen aus. Die Landesregierung bemüht sich seit geraumer Zeit um Investoren für den Fliegerhorst, der chronisch rote Zahlen schreibt. Erst kürzlich hat das Innenministerium die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH von Infrastrukturkosten in Millionenhöhe entlastet.

Von unserem Redakteur Dietmar Brück

(Rhein-Zeitung vom 12.10.2012)