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Hahn-Geschäftsführer wehren sich

Flughafen Hahn - Die Insolvenz-Gerüchte wirken sich für den Flughafen Frankfurt-Hahn als geschäftsschädigend aus. Die Flughafengesellschaft prüft rechtliche Schritte gegen das hessische Aufsichtsratsmitglied Jochen Riebel. Die Geschäftsführer der Flughafen Frankfurt-Hahn-GmbH setzen sich zur Wehr gegen die in der Presse verbreiteten Prognosen, wonach dem Flughafen Hahn im März die Insolvenz drohe. Bei der Pressekonferenz zum Thema forderte der Betriebsrat den Rücktritt Riebels.
Thomas Torkler

Jörg Schumacher, Sprecher der Geschäftsführung, erklärt dazu: "Wenn man eine Kampagne über ein Unternehmen lostritt, bringt man es in wirtschaftliche Schwierigkeiten." Es ist kein Gerücht, dass der Hahn wirtschaftliche Schwierigkeiten hat. Investitionen in Infrastrukturmaßnahmen, wie Straßenbau und Kläranlagen, gehen nach wie vor zulasten der Flughafengesellschaft und bescheren ihr jedes Jahr ein sattes Minus. Dagegen schreibt die Flughafengesellschaft beim reinen Flugbetrieb schwarze Zahlen. Die Trennung von Infrastruktur-Investitionen und Finanzierung des Flugbetriebs wird auch vom Haupteigner, dem Land Rheinland-Pfalz, angestrebt, um den Hahn vom Schuldenballast zu befreien. "Eine Kläranlage für 14 Millionen Euro zu bauen, das muss kein Flughafen in Deutschland machen. Es ist überall eine Sache der Kommunen", sagt Schumacher.

Einig ist er sich mit dem für die Finanzen zuständigen Geschäftsführer-Kollegen Wolfgang Pollety darin, dass an der drohenden Insolvenz nichts dran ist. Was das hessische Aufsichtsratsmitglied Jochen Riebel prognostiziert hat, sei aus dem Zusammenhang gegriffen und füge der Hahn-GmbH jetzt großen Schaden zu. Riebel hatte sich bei seinen Aussagen auf ein Gutachten berufen. Die sei die jährliche Planung, die die GmbH pflichtgemäß den Gesellschaftern vorzulegen hat, so die Geschäftsführer. "Wir legen den Gesellschaftern regelmäßig im Aufsichtsrat die Informationen darüber vor, wie es um das Unternehmen bestellt ist", erklärt Schumacher. Pollety ergänzt: "Wir haben im März 2011 unsere Liquiditätsplanung für die nächsten zwölf Monate abgegeben. Darin ist aufgeführt, welche Maßnahmen anstehen und wie diese sich auswirken können." Und dabei sei im März eben auch erklärt worden, dass im Falle eines drastischen Einnahmeverlustes und bei einem Verzicht aller geplanten Maßnahmen bis zum März ein Liquiditätsproblem entstehen könnte. "Dies aus dem Zusammenhang zu reißen und daraus zu prognostizieren, uns drohe im März die Insolvenz, ist grob fahrlässig", so Schumacher. Zu den bis März geplanten Maßnahmen gehören das "Abwerfen von Ballast", sprich die Konzentration auf den Flugbetrieb und der Verkauf von Immobilien und Grundstücken, sowie die Erschließung von Einnahmequellen durch neue Kunden. Und hier hakt es offenbar, seitdem die Insolvenz-Drohungen verbreitet wurden. "Uns springen die Kunden ab. Verhandlungen werden abgebrochen, mit der Begründung: Euch gibt's ja bald nicht mehr", sagt Jörg Schumacher. "Die Insolvenz-Gerüchte haben sich wie ein Lauffeuer weltweit verbreitet, sagen die Geschäftsführer. "Früher haben uns Chinesen gefragt: Hahn, wo und was ist denn das überhaupt? Heute kriegen wir E-Mails mit der Frage: Was ist denn bei euch los?", erklärt Wolfgang Pollety.

Das Eigenkapital beziffert Jörg Schumacher auf 44 Millionen Euro: Selbst wenn wir weiter jedes Jahr 10 Millionen Euro Miese machen, würden wir es demnach noch 4,4 Jahre lang aushalten. An der geplanten Trennung von Infrastruktur und Flugbetrieb werde derzeit gearbeitet: "Wir sind schon weit und prüfen zurzeit, wie man das Ganze rechnerisch trennen kann." Ende dieses Jahres sei ein Durchbruch in dieser Frage zu erwarten, stellen die Geschäftsführer in Aussicht. Klaus Stumpf, Aufsichtsratsmitglied der Landesregierung, bestätiigt: " Das ganze ist ein verzahnter Prozess. Einerseits hat die Landesregierung die Stelle eines Transaktionsberaters ausgeschrieben. Wir hatten schon Vorstellungsgespräche, die in zwei Wochen zu einem Ergebnis führen werden. Dieser Berater wird bei einer Privatisierung des Hahns helfen. Andererseits wollen wir den Hahn in eine Position bringen, die alle Flughäfen in Deutschland haben. Die Prozesse laufen seit einiger Zeit. Wir sind auf einem guten Stand, was die Trennung von Flugbetrieb und Infrastruktur-Investitionen angeht."

Dass es mit dem Flugbetrieb am Hahn stimmt, verdeutlicht Wolfgang Pollety: "Wir sind der Flughafen mit der zweitgrößten Abflugmasse in Deutschland nach Frankfurt. Als fünftgrößter Frachtflughafen in Deutschland haben wir mehr Fracht als alle 17 nach uns rangierenden Flughäfen zusammen." Jörg Schumacher verweist auf die Fluggesellschaft VG Cargo, die derzeit am Hahn für 20 Millionen Euro eine neue Frachthalle baut: "Das ist ein eindeutiges Bekenntnis zum Hahn."

(Hunsrücker Zeitung vom 31.08.2012)