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Experten: Hahn braucht dringend Sparkurs - möglicher Abzug von Ryanair

Mainz/Hahn - Angesichts der Verluste auf dem Flughafen Hahn raten Gutachter im Auftrag der Landesregierung zu drastischen Sparmaßnahmen, Gebühren- und Preiserhöhungen. Dass dann der Hauptkunde, die irische Billigfluglinie Ryanair, aussteigen könnte, ist den Fachleuten klar.

Der Hahn ist neben dem Nürburgring größtes Sorgenkind der rot-grünen Landesregierung. Millionenverluste werden aus dem Eigenkapital der Flughafen GmbH beglichen, das schmilzt. Den Hahn belasten Zins und Tilgung für Altschulden. Jetzt heißt es in einem von Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne) in Auftrag gegebenen Gutachten, das sie am Donnerstag nicht öffentlich im Wirtschaftsausschuss des Landtags präsentierte: Selbst nachdem das Land den Hahn unterstützt hat, etwa mit Straßenkäufen, muss eine Ergebnislücke von 17,5 Millionen Euro im Jahr geschlossen werden. Die Gutachter schlagen nach Informationen des "Trierischen Volksfreunds" Maßnahmen vor, die 9,7 Millionen Euro einbringen sollen:

  • Preise und Gebühren für Bodenverkehrsdienste, Technik, Flugsicherung und Service erhöhen, Mehreinnahmen: 3,2 Millionen Euro
  • Preise und Gebühren für Parkhäuser und Geschäfte im Terminal anheben, Mehreinnahmen: 4 Millionen Euro
  • Operative Kosten um 2,5 Millionen Euro senken: Das bedeutet Lohnkürzungen und möglicherweise Jobabbau.
  • Geld von Steuerzahler: Aber selbst wenn alle Vorschläge umgesetzt würden, schreiben die Experten, wäre der Hahn "weiterhin auf Unterstützung für Infrastruktur und/oder hoheitliche Aufgaben angewiesen". Sprich: auf das Geld der Steuerzahler.
Den Gutachtern ist klar, dass höhere Preise und Gebühren „zum Abzug“ der Fluggesellschaft Ryanair führen könnten. Ryanair hatte schon 2008 damit gedroht, als der sogenannte "Hahn-Taler", eine Abgabe von 3 Euro pro Passagier, erwogen wurde.

Das Gutachten hat es also in sich. Auch weil es den 24-Stunden-Betrieb für wichtig hält. Wie es mit dem Hahn weitergeht, ist nämlich innerhalb der Landesregierung umstritten, die Grünen sehen die Genehmigung des Rund-um-die-Uhr-Betriebeskritisch. Für den Hunsrück-Flughafen ist allerdings nach Ansicht der rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne) auch künftig entscheidend, dass er 24 Stunden am Tag geöffnet ist. Dies sei ein "wesentlicher Bestandteil" des Betriebes, sagte Lemke im Wirtschaftsausschuss des Landtags in Mainz. Das Gutachten stelle der Wettbewerbsfähigkeit des Flughafens ein gutes Zeugnis aus und sehe "gute Chancen für eine nachhaltige Sicherung des Standortes". Allerdings würden auch Änderungen empfohlen.

Am Hunsrück-Flughafen gibt es Lemke zufolge rund 3000 Arbeitsplätze. Der Airport schreibt bereits seit Langem rote Zahlen. Hauptgesellschafter der GmbH ist das Land Rheinland-Pfalz. Hessen hatte mit Ausstieg gedroht. Die rheinland-pfälzische CDU fordert ein neues Konzept für den Flughafen.

Von unserem Mitarbeiter Frank Giarra

(Rhein-Zeitung vom 23.11.2012)