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Kosten für Infrastruktur drücken den Hahn

Flughafen: Hendrik Hering informiert sich

Von unserem Redaktionsleiter Thomas Torkler

Flughafen Hahn - Die Zeit der Frachtrekorde und Passagiersteigerungen auf dem Flughafen Frankfurt-Hahn ist vorbei. Derzeit kämpft man mit den Folgen der wirtschaftlichen Entwicklung, was zu einem Rückgang der Frachtflüge am Hahn geführt hat. Geschäftsführer Wolfgang Pollety erklärt: "Eine negative Entwicklung in der Weltwirtschaft macht sich zuerst bei den Frachtflügen bemerkbar. Das spüren wir am Hahn, wie alle Flughäfen weltweit."

Der Fraktionsvorsitzende der SPD im Mainzer Landtag, Hendrik Hering machte bei seiner Sommertour Station auf dem Hahn, dort wo er in seiner zeit als Wirtschaftsminister öfter zugegen war. Zur aktuellen Situation, die ihm die Geschäftsführung beschrieb, gehört auch der Rückgang im Passagiergeschäft. "Wir hatten einen schweren Winterflugplan, auch bedingt durch die Ryanair-Kürzungen aufgrund der Luftverkehrssteuer. Nachdem Ryanair zum Sommer wieder mehr Flugverbindungen anbietet, zieht es wieder an. Wir freuen uns auf den Sommer", sagte Pollety.

Neben der Schilderung der aktuellen Situation am Hahn, bekam Hendrik Hering auch mit auf den Weg, was eines der dringendsten Probleme auf dem Hahn ist. Der Hahn ist einer der wenigen Flughäfen in Deutschland, bei dem Infrastrukturmaßnahmen von der Flughafen-GmbH finanziert werden müssen. Bei sämtlichen vergleichbaren Airports werden hierfür öffentlichen Mittel eingesetzt. 8,5 Millionen Euro muss die Flughafengesellschaft in diesem Jahr beispielsweise aufbringen, um den Tower zu renovieren (4,5 Millionen Euro) und eine Enteisungswasserbecken zu finanzieren.

Nicht sofort, aber demnächst steht auch noch an, die Start und Landebahn für die Langversion der Boeing 747-800 anzupassen. Die Frachtmaschine hat aufgrund ihrer Größe mit dem daraus resultierenden Gewicht einen anderen Aufsetzpunkt bei der Landung. Daher müssen die beiden sogenannten Landeschwellen der Landebahn entsprechend verlegt werden. Weil die Maschinen länger sind, müssen auch die Abzweigungen der Rollwege einen größeren Radius bekommen. Ein parallel zur Landebahn verlaufender Rollweg ist schon länger in der Planung. "Der Hahn muss bei der Finanzierung von Lasten befreit werden, die die anderen nicht haben, damit wir wettbewerbsfähig bleiben", fordert Pollety. Bei der Landesregierung ist das Problem bekannt. "Wir sind in Gesprächen, aber wir müssen bei dem Punkt endlich aus den Schlafpantoffeln in die Sieben-Meilen-Stiefel kommen", erklärt der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Joachim Mertes.

Laut Hering ist es Ziel, dass der Hahn bis 2015/2016 in die Gewinnzone kommt. Um eine Änderung der Struktur hinzubekommen, muss die Landesregierung entsprechende Beschlüsse fassen. Will heißen, der Koalitionspartner Bündnis 90/Die Grünen muss zustimmen. Vielleicht lässt sich deren Fraktionsvorsitzender Daniel Köbler von der Dringlichkeit überzeugen, wenn er dem Hahn einen Besuch abstattet. Angekündigt ist der Besuch, wie zu hören war. Die Wirtschaftsministerin des Landes hat es - wie ebenfalls zu hören war - bisher noch nicht geschafft, dem wichtigsten Konversionsprojekt des Landes (Hering) ihre Aufwartung zu machen.

Der fünftgrößte Frachtfughafen Deutschlands wird langfristig vom Nachtflugverbot in Frankfurt/Main profitieren. Davon ist Hendrik Hering überzeugt, auch wenn, wie Pollety es ausdrückt, "es nicht so ist, dass uns durch das Frankfurter Nachtflugverbot die Brathähnchen in den Mund fliegen."

Hering: "Wir haben großes Vertrauen in den Standort Hahn, wegen dessen Flexibilität und der 24-Stunden-Genehmigung. Wir brauchen das Alleinstellungsmerkmal Nachtflug - auch wenn es nur um wenige Nachtflüge mehr geht."



(Hunrücker Zeitung vom 13.07.2012)