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Verkehrszahlen am Flughafen Frankfurt-Hahn im "Sinkflug"

Hahn. Wie die Bürgerinitiative Fluglärm.de bekannt gibt, seien in den ersten sechs Monaten des Jahres 2012 die Passagierzahlen im Vergleich zum Vergleichszeitraum des Vorjahres um 116.113, bzw. 8,32% von 1.395.805 auf 1.279.693 gesunken. Ohne den Boom bei den Transitpassagieren (+ 54.579 bzw. + 201,81% gegenüber dem Vorjahreszeitraum) wäre das Ergebnis noch verheerender. Das Lokalaufkommen ist im Jahr 2012 sogar um 170.672, bzw. 12,47% zurückgegangen. Bei den sogenanten Transitpassagieren handelt es sich um US-Soldaten auf dem Weg in die Krisengebiete in Afghanistan und in der Golf-Region. Sie befinden sich an Bord von Maschinen, die auf dem Hahn lediglich zum Auftanken zwischenlanden aber gezählt werden.

Schwere Zeiten in Sicht, US-Truppentransporte schönen Statistik, massiver Einbruch bei den Nachschubflügen mit Kriegsmaterial

Eine Besserung ist weder bei den Passagier- noch den Frachtzahlen in Sicht. Sämtliche vollmundigen Ankündigungen zu Steigerungen im Passagier- als auch Frachtbereich wie bspw. von Hahn-Geschäftsführer Jörg Schumacher im Politikbrief April 2012: "Ich bin mir sicher, dass wir mit den neuen Destinationen in diesem Jahr wieder die Marke von drei Millionen Passagieren knacken werden"., sind nicht eingetroffen. Es kommt aber noch schlimmer. Sobald die US-Amerikaner Ende 2013/Anfang 2014 den vollständigen Rückzug ihrer Truppen aus Afghanistan einleiten, werden am Flughafen Frankfurt-Hahn die heute noch durch die Transitpassagiere geschönten Passagierzahlen massiv einbrechen. Im ersten Halbjahr 2012 wurden ca. 80.000 US-Soldaten über den Flughafen Frankfurt-Hahn in die Krisengebiete verschoben. Diese Zahl wird wahrscheinlich gegen Null streben, da die verbleibenden Truppentransporte dann wieder über die regulären Kampfbasen des US-Militärs abgewickelt werden können.

Einen Vorgeschmack darauf liefern bereits die Transporte mit Kriegsmaterial. Im Bereich der Fracht hat der Abzug des US-Militärs aus dem Irak und die Nutzung von Alternativrouten zur Versorgung der US-Truppen in Afghanistan den Flughafen Frankfurt-Hahn kalt erwischt. Allein im ersten Halbjahr ist die über den Flughafen Frankfurt-Hahn transportierte Menge an Kriegsmaterial mit steigender Tendenz um 12.392, bzw. 41,02% zurückgegangen.

Fakten statt Ausreden

Im Zusammenhang mit den schlechten Verkehrsergebnissen für das erste Halbjahr 2012 hat die Flughafen Frankfurt-Hahn den üblichen Griff in die Ausredenkiste getan, um von der eigenen Schuld und vom Desaster abzulenken.

Laut Hahn-Geschäftsführer Jörg Schumacher ist wieder die Luftverkehrsabgabe an dem starken Rückgang der Passagierzahlen schuld und die allgemeine Wirtschaftslage für den extremen Einbruch bei der Fracht. Seltsamerweise sind laut den Statistiken der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) die Passagierzahlen auf den deutschen Verkehrsflughäfen beim Lokalaufkommen im Juni um Plus 3,0% gestiegen (Flughafen Frankfurt-Hahn gesunken: Minus 12,57%). Im ersten Halbjahr 2012 stieg das bundesweite Passagieraufkommen um Plus 7,0% (Flughafen Frankfurt-Hahn gefallen: Minus-12,5%).

Im Frachtbereich stieg das Lokalaufkommen bundesweit um Plus 0,4% (Flughafen Frankfurt-Hahn gefallen: -25,75). Im Frachtbereich betrug der bundesweite Rückgang Minus 4,2% (Flughafen Frankfurt-Hahn: Minus 23,99%).
Dabei stieg am Flughafen Stuttgart der Frachtumschlag um Plus 2,7% und am Flughafen Leipzig-Halle sogar um Plus 15,6%. Am Flughafen München fiel der Frachtumschlag um Minus 4,4%, an den Flughafen Köln-Bonn und Düsseldorf um jeweils Minus 1,0%. Am Flughafen Frankfurt-Main sank er, sicherlich als Folge von Streiks und insbesondere aufgrund des Nachtflugverbotes, um Minus 9,9%. Gerade angesichts des Rückgangs in Frankfurt erscheinen die extremen Rückgänge am Flughafen Frankfurt-Hahn noch merkwürdiger, haben uns doch seit Jahren die Politiker der Landesregierung und die Verantwortlichen der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH angekündigt, dass bei einem Nachtflugverbot in Frankfurt scharenweise die Frachtfluggesellschaften von dort auf Hahn abwandern würden. Man könne sich vor Anfragen kaum noch retten.

Angesichts der von „Fluglärm.de aufgezeigten Fakten klingen auch die Aussagen in einem Medienbericht oberflächlich und sicherlich dem Munde der Hahn-Geschäftsführung nachgeredet.

wie zum Beispiel:

…, dass die Aufstockung des Sommerflugplans noch nicht die Wirkung gezeigt hatte wie erhofft“,
„Immerhin ziehen die Passgierzahlen wieder an“ und "Die Weltwirtschaft befindet sich derzeit nicht gerade im Aufwind. Der Hahn spürt dies das wie alle Fracht-Airports weltweit"

Wurden dem Fraktionsvorsitzendem der SPD, Hendrik Hering "Bären aufgebunden"?

Geradezu vorgeführt wurde der Fraktionsvorsitzende der SPD im Mainzer Landtag, Hendrik Hering. Er hat sich laut einem Medienbericht im Zusammenhang mit den Verkehrsergebnissen für das erste Halbjahr 2012 vom Hahn-Geschäftsführer Wolfgang Pollety die nachfolgenden Bären aufbinden lassen:
Pollety: "Eine negative Entwicklung in der Weltwirtschaft macht sich zuerst bei den Frachtflügen bemerkbar. Das spüren wir am Hahn wie alle Flughäfen weltweit."
"Nachdem Ryanair zum Sommer wieder mehr Flugverbindungen anbietet, zieht es wieder an. Wir freuen uns auf den Sommer".

(Eifelzeitung vom 15.08.2012)