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Hahn in Turbulenzen: Aufsichtsratschef geht


Rheinland-Pfalz - Wirbel um den Flughafen Hahn: Nach Informationen unserer Zeitung hat Jochen Langen, Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH, sein Amt aufgegeben.


Das Innenministerium bestätige den überraschenden Rücktritt am Montagnachmittag. Langen hatte seine Entscheidung bereits am Freitag Innen- und Infrastrukturminister Roger Lewentz (SPD) in einem persönlichen Brief mitgeteilt. Der Rücktritt fällt in eine heikle Phase. Denn dieser Tage laufen erneut Verhandlungen über das finanzielle Engagement zusätzlicher Firmen. Seit geraumer Zeit wird händeringend nach Investoren für den defizitären Hunsrück-Flughafen gesucht. Die Landesregierung will den Hahn möglichst von öffentlichen Subventionen unabhängig machen. Das ist vor allem den Grünen ein Anliegen.

Jochen Langen, der frühere Leiter der Zentralabteilung im Wirtschaftsministerium, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Pikant: Der zurückgetretene Aufsichtsratschef ist CDU-Mitglied. Sein verantwortungsvolles Amt hatte er seit 2009 und davor schon einmal in den 90er-Jahren inne.

Die CDU-Landtagsfraktion geht davon aus, dass interne Querelen Auslöser seines Ausscheidens sind. "Es kracht hinter den Kulissen", so Alexander Licht, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, gegenüber unserer Zeitung. Seiner Einschätzung nach herrscht am Hahn große Unsicherheit, was den künftigen Kurs angeht. "Es gibt ein Kompetenzgerangel zwischen Wirtschafts- und Infrastrukturministerium", so Licht. In der Folge werden nach Überzeugung der CDU dringend nötige Investitionen blockiert.

Hahn-Kenner in der CDU gehen davon aus, dass Langen zu wenige Fortschritte am Hahn erkennen konnte. Vielleicht hat ihm auch der rot-grüne Kurs zunehmend Unbehagen bereitet. Nach seiner Pensionierung vor einem Jahr wird es für den Wirtschaftsexperten ohnehin schwerer gewesen sein, Einfluss auszuüben. Doch was den Christdemokraten letztlich zum Rückzug bewog, bleibt offen. Innenminister Lewentz betrachtet Langens Schreiben als vertraulich und gibt nichts vom Inhalt preis.

Ohnehin bestreiten das Innen- und Wirtschaftsministerium, dass Irritationen in der Zusammenarbeit beider Häuser entstanden sind. "Es gibt kein Kompetenzgerangel, sondern viele gemeinsame Gespräche", erklärte Wirtschaftsministerin Eveline Lemke im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Grünen-Politikerin weist zudem Vorwürfe zurück, dass sich Firmen am Hahn in jüngster Zeit vergeblich um Termine in ihrem Haus bemüht hätten. "Jeder bekommt einen Termin", meinte sie - in dringenden Fällen sogar kurzfristig.

Die neuere Geschichte des Hahns weist viele Unwägbarkeiten auf. Der Flughafen schrieb 2010 einen Verlust von knapp 11 Millionen Euro. Die irische Fluggesellschaft Ryanair will weitere Strecken streichen. Zudem prüft die EU-Kommission die Rechtmäßigkeit staatlicher Beihilfen. Das Bemühen einer Entwicklungsgesellschaft, im Verbund mit der Privatwirtschaft neue Einnahmequellen zu erschließen, kam kaum voran. "Der Hahn hat erhebliche Finanzierungsschwierigkeiten", bilanziert der CDU-Abgeordnete Hans-Josef Bracht. Die Christdemokraten fordern eine konsequente Trennung von Flughafenbetrieb und den übrigen Gebäuden und Flächen des früheren US-Stützpunktes.

Jochen Langen galt lange Jahre als stiller und engagierter Macher am Hahn. Jetzt muss der Vize-Aufsichtsratschef vorübergehend übernehmen: Parlamentspräsident Joachim Mertes (SPD). db

(Hunsrücker Zeitung vom 06.09.2011)