Zurück zur Übersicht

drucken

Turbulenzen am Flughafen Hahn

Von Markus Lachmann

HUNSRÜCK-AIRPORT Aufsichtsratschef schmeißt hin - und die Opposition fordert von Lewentz "Machtwort"

Eines ist sicher: Dem Aufsichtsratsvorsitzenden des Flughafens Hahn, Jochen Langen, muss dieser Tage eine kräftige Laus über die Leber gelaufen sein. So wurde bekannt, dass Langen, Mann der Binger Oberbürgermeisterin Collin-Langen, das Amt niedergelegt hat - in einem Brief am Freitag teilte er dies Innenminister Roger Lewentz (SPD) mit. Interessant: Ebenfalls am Freitag war in dieser Zeitung ein Interview mit Grünen-Fraktionschef Daniel Köbler zu lesen, in dem dieser ankündigte, die Subventionen am Hahn würden bis 2016 heruntergefahren. Die Zahl von elf bis 13 Millionen Euro nimmt Köbler mittlerweile nicht mehr in den Mund - so soll ihm Innenminister Lewentz in einem Telefonat persönlich mitgeteilt haben, dass diese nicht stimme. Aber dennoch, munkelt man in Mainz, könnten diese Äußerungen der berühmte Tropfen gewesen sein, der das Fass zum Überlaufen brachte. Auch schlechte Passagierzahlen am Hahn, angebliches Kompetenzgerangel zwischen Wirtschafts- und Infrastrukturministerium sowie eine "andere Lebensplanung" werden als Auslöser für den Rückzug Langens, Ex-Zentralabteilungsleiter im Wirtschaftsministerium, vermutet. Er sei nicht "umsonst" zurückgetreten, heißt es am Hahn.

Dort schüttelt der Geschäftsführer Jörg Schumacher den Kopf über die Grünen-Äußerungen: Bis Ende 2008 habe Fraport als Hauptanteilseigner des Hahns die Verluste getragen - seitdem gleiche diese der Flughafen aus seinem Kapital aus. 2010 betrug der Verlust rund elf Millionen Euro. Laut Schumacher zahle das Land Geld für Aufgaben, die es an den Hahn übertragen habe - etwa die Luftaufsicht. Auch würden Investitionen am Hahn vom Land gefördert - diese kämen aber nicht dem Flughafen zugute.

Laut Lewentz gibt es keine Subventionen des Landes für den Hahn. Zwar würden Gelder fließen, allerdings: "Das ist nicht die riesige Subventionsbaustelle."

Wie viele Gelder nun tatsächlich aus dem Landeshaushalt an den Hahn wandern, ist offenbar nie zusammengerechnet worden. Köbler jedenfalls verwendet das Wort "Subventionen" nicht mehr, sondern spricht von "Geldern, die im Landeshaushalt abgebildet sind - und die die wirtschaftliche Tätigkeit am Hahn stützen". Im Lager der Grünen wird betont, dass Köbler im Grunde nichts anderes gemacht habe, als den Koalitionsvertrag zu zitieren - es werde "angestrebt, die Zuschüsse aus dem Landeshaushalt schnellstmöglich zurückzuführen", heißt es darin.

Unterdessen geht die Suche nach einem privaten Investor am Hahn weiter - so soll eine russisch-deutsche Investorengruppe weiter an 25,1 Prozent der Anteile interessiert sein. Lewentz dementierte, das Land (derzeit 82,5 Prozent) wolle unbedingt 50,1 der Anteile behalten. "Wenn ein lukratives Angebot kommt, sind wir gesprächsbereit."

(Allgemeine Zeitung vom 07.09.2011)