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Wie gründet man eine neue Frachtairline?

Wie gründet man eigentlich eine neue Frachtairline?

Michael Bock: Die Pläne zur Gründung einer Frachtairline am Flughafen Hahn sind vor der Krise entstanden, als die Zahlen bei den Carriern noch gut aussahen. Der Flughafen Frankfurt Hahn und das Land Rheinland-Pfalz haben das Projekt unterstützt. Also haben wir Anfang 2008 einen Businessplan erstellt und einen Geschäftspartner mit ins Boot genommen. Im Mai 2008 wurden die Verträge für zwei Boeing-747Frachter unterschrieben und die Anzahlungen geleistet. Von da an wäre das Projekt nur mit Verlust der Sicherheitsleistungen zu stoppen gewesen.

Woher haben Sie das Kapital genommen?

Dafür haben wir als Kapitalgeber die City Leasing Ltd. aus Irland gefunden, die eine Minderheitsbeteiligung an der ACG hält. Vor allen Dingen haben wir von Anfang an auf schlanke Strukturen geachtet, uni die Aufbaukosten so gering wie möglich zu halten. Mit gerade mal einer Handvoll engagierter Mitarbeiter wurde das Unternehmen gegründet.

Wie ist es Ihnen gelungen, innerhalb eines Jahres seit Gründung mit Betriebsgenehmigung an den Start zu gehen?

Das schaffen Sie nur mit den entsprechenden Fachleuten. Unter anderem waren nach der Übernahme von LTU durch Air-Berlin einige sehr gute Fachkräfte am Markt verfügbar, die beim Luftfahrtbundesamt bekannt sind. Mit viel Engagement, Identifikation für das Unternehmen und einer großen Portion Pioniergeist haben wir die behördliche Zulassung erhalten.

Wie haben Sie die Durststrecke 2009 überstanden?

Zum einen über unseren Kapitalgeber City Leasing I.td., zum anderen über einen Bankkredit.

Arbeiten Sie jetzt schon profitabel?

Ein klares Ja.

Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus?

Wir sehen uns als unabhängigen und neutralen Nischenanbieter mit extrem schlanker Struktur. Daher entgehen wir dem Konsolidierungsdruck unter dem der Luftfrachtmarkt derzeit steht. Wir wollen sowohl im Linienverkehr fliegen, aber auch den Chartermarkt bedienen. Derzeit liegt das Verhältnis bei 85 zu 15.

Sind weitere Flugzeuge geplant?

Neben dem asiatischen Markt wollen wir uns weitere Standbeine schaffen. Deshalb schauen wir uns auch andere Märkte an. Konkret sind Afrika, Südamerika und USA interessant. Wir würden gerne im nächsten Jahr noch weitere Flugzeuge in Betrieb nehmen, aber das bestimmt ausschließlich die Nachfrage im Markt.

(Verkehrsrundschau Nr. 40/2010)