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Grüne wettern gegen Hahn


Bei Diskussion sprachen sich nicht nur die Podiumsgäste gegen den Regionalflughafen aus

Eine kontroverse Diskussion hat sich bei der Morbacher Podiumsdiskussion von "Bündnis 90/Die Grünen" nicht entsponnen. Den Wortmeldungen der rund 40 Zuhörer nach zu schließen, teilten diese die Sicht der Redner, Regionalflughäfen wie den Hahn aus ökologischen und ökonomischen Gründen zu schließen.

FLUGHAFEN HAHN. Wenn es um die Daseinsberechtigung von Regionalflughäfen geht, hat der Trierer Uni-Professor Heiner Monheim seine feste Meinung: "Platt machen und weg damit", lautet etwa seine Empfehlung für den Flughafen Hahn. Das sagte er vor rund 40 Gästen der Podiumsdiskussion "Sinn und Unsinn der Regionalflughäfen" von "Bündnis 90/Die Grünen" in Morbach.

Einer seiner Kritikpunkte gilt dabei der fehlenden städtebaulichen Infrastruktur am Flughafen - für Monheim ein Versäumnis der Landesregierung: "Das ist alles billigste Wegwerfarchitektur." Außerdem werde am Hahn "der letzte" und obendrein laute "Schrott" für Linienflüge zugelassen. Die Ara von Regionalflughäfen mit der Devise "höher, schneller, weiter" ist für ihn aber generell ein Auslaufmodell: "Das können wir uns ökologisch und ökonomisch nicht mehr leisten". Der Uni-Professor plädiert vielmehr dafür, das Geld in Kindergärten zu investieren.

Seine Podiumsnachbarn sehen das ähnlich. Franziska Brantner, Europaabgeordnete der Grünen, würde von den auf dem Hahn investierten Summen lieber Trainingsprogramme für neue Jobs finanzieren. Da bei allen ökologischen Projekten Arbeitsplätze verloren gingen, müsse der Strukturwandel vorangetrieben werden. Nur so seien auch für künftige Generationen Gestaltungs-Spielräume zu erhalten.

Zu viele Flughäfen im Land?

Das Engagement des Landes ist für Brantner vom Grundsatz falsch: "Für mich sind Regionalflughäfen keine Daseinsvorsorge. "In Anbetracht des Rückzugs der Firma Fraport sei die "extrem hohe Dichte" an Regionalflughäfen in und um Rheinland-Pfalz nicht nachvollziehbar. Wenn sich ein privater Investor ausklinke, sei das stets ein Zeichen, dass sich das finanzielle Engagement nicht lohne. Bestätigt sieht das die Abgeordnete durch die hohen Verluste des Flughafens Hahn: 19 Millionen Euro im Jahr 2008 und erwartete 17 Millionen Euro für 2009. Bei jährlich 3,7 Millionen Passagieren (2009) zeige das, so Brantner dass der vom Monopolisten Ryanair abhängige Flughafen von Rentabilität weit entfernt sei.

Darin sieht auch Uwe Andretta von der Bürgerinitiative (BI) gegen Nachtflughafen ein Riesenproblem. Vor allem mit Blick auf noch geplante Investitionen: "Da ist das Millionengrab Nürburgring ein Strohfeuer gegenüber diesem Flächenbrand." Die offiziellen Arbeitsplatzzahlen trösteten ihn nicht. Dass es im wirtlich schwierigen Jahr 2009 eine Steigerung der in 2008 noch 3300 Stellen gegeben haben soll, ist für ihn unwahrscheinlich. Außerdem habe die Region zwar mehr Lärm - und das auch nachts -, aber "null Mehrwert" von den Fluggästen. Statt in Aussicht gestellter Urlauber im Hunsrück würden vermehrt beliebte Urlaubsorte angeflogen.

Doch nicht nur die bezuschussten Regionalflughäfen belasteten, bedauerte Moderation Jutta Blatzheim-Roegler, Grünen-Sprecherin Landearbeitsgemeinschaft Verkehr. Auch der damit in Zusammenhang zu sehende Hochmoselübergang werde die Steuerzahler Millionen kosten. Dabei gebe es für ihn keinen Bedarf.

Andere Politik angemahnt

Die Zuhörer, die sich zu Wort meldeten, sahen das ebenso. Karl-Georg Schroll, Verkehrs-Sprecher der Partei "Die Linke", würdigte die am Hahn geschaffene Infrastruktur, sprach aber von einem 2Euro-Grab " . Ein Mainzer Stadtratsmitglied mahnte eine 2andere Landespolitik" an. Es ärgere ihn maßlos, dass Straßensanierungen zurückstünden. 2Dreh- und Angelpunkt ist das Land mit seinen Subventionierungen", pflichtete Ludwig Kewes von der Bitburger Initiative 2Bürger gegen Nachtflug" bei. Morbachs Bürgermeister Gregor Eibes hatte laut Blatzheim-Roegler aus terminlichen Gründen nicht an der Diskussion teilnehmen können. (urs)

Weiterführende Links
Hier habe ich noch ein paar Links zu Seiten, in denen ausführlich von der Veranstaltung berichtet wird. http://ow.ly/1jqvB ( Blog von Franziska Brantner), http://eveline-lemke.de/herzlich-willkommen/

(Hunsrücker Zeitung vom 15.03.2010)