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Geschäftsführer des Flughafens Hahn für Verlagerung von Nachtflügen

Von Markus Lachmann

An dem Urteil im August gab es nichts zu rütteln: Der Frankfurter Flughafen muss in der Zeit von 23 bis 5 Uhr deutlich unter 17 Nachtflügen bleiben, lautete der Richterspruch in Kassel. Ob es nun tatsächlich zum absoluten Nachtflugverbot kommt, wird aber wohl erst das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig klären.

In die immer lautstarker geführte Diskussion hat sich nun auch der Geschäftsführer des Flughafens Hahn, Jörg Schumacher, eingeschaltet. Ihn hat der Richterspruch nicht überrascht: Die hessische Landesregierung habe schließlich immer "keinen Ausbau ohne Nachtflug" betont, und Fraport das Verbot beantragt. Entsprechend sei es auch im hessischen Landesentwicklungsplan festgehalten. "Sich dann zu wundern, dass die Richter sagen, 17 Nachtflüge seien zu viel, ist komisch", sagt der Hahn-Geschäftsführer im Gespräch mit dieser Zeitung.

Schumacher wirbt dafür, nächtliche Flüge von Frankfurt auf den Hunsrück-Flughafen zu verlagern. "Das gemeinsame Flughafensystem von Frankfurt und Hahn existiert auch nach dem Ausstieg der Fraport aus dem Flughafen Hahn weiter - es wurde ja auch genau für diesen Fall gemacht", so der Geschäftsführer. "Nur weil Fraport uns verkauft hat, sind wir nicht weg." Wie Schumacher sagt, sei sein Unternehmen derzeit mit einer Charterfluggesellschaft sowie zwei Cargo-Kunden am Frankfurter Flughafen in Verhandlungen. "Die Kunden sind realistisch genug, zu sagen, wir können nicht abwarten. Die müssen bereits jetzt eine Lösung finden." Äußerungen von Lufthansa Cargo, es seien bei einer Verlagerung zum Hahn 47.000 zusätzliche Lkw-Fahrten nötig, hält Schumacher für nicht plausibel und "vorgeschoben".

Gelassen bleibt die Hahn-Geschäftsführung angesichts der jüngsten Äußerungen von Fraport-Chef Stefan Schulte, der erklärt hatte, Frankfurt werde sich künftig verstärkt um Billigflieger bemühen. Damit würde der Rhein-Main-Airport dem Hahn Konkurrenz machen, der auf "Low Cost"-Angebote spezialisiert ist. Schumacher hält das aber lediglich für eine Ankündigung, und fügt ironisch hinzu: "Wir gratulieren jetzt schon der Lufthansa für die billigen Gebühren. Diese müssten in Frankfurt dann ja auch für die Lufthansa gelten". Der Hahn-Geschäftsführer wertet die Äußerungen des Fraport-Chefs als "Revanchefoul". Hatte doch vor kurzem der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck gemeinsam mit hessischen Sozialdemokraten für eine Verlagerung nächtlicher Fracht-Flüge nach Rheinland-Pfalz geworben.

Erst im Mai hatte der Mainzer Verkehrsminister Hendrik Hering für den Flughafen Hahn ein Zukunftskonzept vorgestellt. Damit soll der Airport mittelfristig aus den roten Zahlen kommen das Land rechnet am Hahn mit einem Verlust am Ende des Jahres von 16,7 Millionen Euro nach 18,7 Millionen Euro im Jahr 2008. "Wir sind da optimistisch", betont Schumacher, diese Zahlen auch zu erreichen.

Optimistisch gibt er sich auch bei den Passagierzahlen: In den vergangenen beiden Monaten verkündete der Hahn Rekordzahlen. So verzeichnete der Flughafen im August 435.000 Fluggäste. Das bedeutete ein Plus gegenüber dem August 2008 von 12.000 Passagieren. "Wenn wir in diesem Jahr wieder die Zahl von 3,9 Millionen Passagieren wie im vergangenen Jahr erreichen, wäre das toll", so der Geschäftsführer. Vor allem der Anteil der Geschäftsreisenden steige stetig, weiß Schumacher: "Viele Firmen steigen in der Rezession ganz bewusst um."



Weiterführende Links

(Main-Spitze vom 09.09.2009)