Zurück zur Übersicht

drucken

Millionenverluste: Ryanair-Basis soll Flughafen Blankensee retten
Lübeck -Mit der irischen Billigairline Ryanair nahmen die Verluste des Flughafens stetig zu. Ironie der Geschichte: Nun soll Ryanair den Airport retten.

Seit Jahren schreibt der Airport in Blankensee rote Zahlen. 2000, als Ryanair seine Linienverkehre von und nach Lübeck aufnahm, meldete der Airport knapp eine Million Euro Verluste. Im Geschäftsjahr 2007/2008 haben sich die Miesen auf 6,094 Millionen Euro erhöht. Mit jedem Ryanair-Fluggast steige das Defizit, spotten die Airport-Gegner seit Jahren.

Ausgerechnet von der irischen Billig-Airline erhofft sich Lübeck jetzt die Wende. Im April/Mai starten die Verhandlungen über eine Ryanair-Basis in Blankensee. Wirtschaftssenator Wolfgang Halbedel (CDU): "Ich gehe fest davon aus, dass ab Sommer 2010 eine Basis steht." Halbedel rechnet in der ersten Stufe mit drei fest stationierten Maschinen. Dadurch werde sich die Zahl der Flugziele von jetzt elf deutlich erhöhen. Bis zu 1,5 Millionen Passagiere würden dann in Blankensee abgefertigt. "Ich bin sicher", so der Senator, "dass der Flughafen dann Geld verdient."

Die Chancen stehen laut Stadt so gut wie lange nicht mehr, dass Blankensee doch noch eine Erfolgsstory wird. Seit dem 3. März liegt die Ausbaugenehmigung vor. Dank eines im Januar 2008 geschlossenen Friedenspaktes mit den Landesumweltverbänden fallen Klagen der aussichtsreichsten Gegner weg. Lübeck selbst wird – im Gegensatz zum ersten Genehmigungsverfahren von 2005 – diesmal keine Rechtsmittel einlegen. Damals fühlte sich Lübeck durch Schutzanordnungen für den Kranich am Flughafen unverhältnismäßig beeinträchtigt. Diesmal sei man zwar mit den Nachtflugregelungen nicht ganz zufrieden, verzichte aber auf eine Klage. Halbedel: "Wir können mit den Auflagen leben."

Im Herbst sollen die ersten Baumaßnahmen starten. Um die Startbahn zu verlängern, werden die Landeschwelle um 120 Meter nach Westen verlegt, die Anflugbefeuerung ausgebaut und das Instrumentenlandesystem ILS-CAT II/III installiert. Das alles kostet laut einem aktuellen Bericht der Verwaltung eine Million Euro und soll vom Flughafen gestemmt werden.

Parallel startet die Suche nach einem neuen Investor. "Infratil und die Hansestadt haben sich darauf verständigt, nach einem leistungsstarken Partner für die Flughafen-Gesellschaft zu suchen, der die Gesellschafteranteile von Infratil übernehmen könnte", heißt es im Bericht der Verwaltung. Dazu wird es voraussichtlich im Mai ein Interessenbekundungsverfahren geben. Spätestens am 29. Oktober will die Verwaltung der Bürgerschaft den neuen Partner präsentieren.

Unterdessen steht jetzt fest, dass Groß Grönau gegen den Flughafenausbau klagt. Das erklärte Bürgermeister Hans Georg Weißkichel (CDU) auf Anfrage. "Wir halten den Planfeststellungsbeschluss in einer Reihe von Punkten für rechtswidrig." Es sei nicht hinreichend belegt, dass es überhaupt einen Geldgeber für die ehrgeizigen Pläne gebe. Das Nachtflugverbot sei völlig unzureichend. Auch die zum Teil erheblichen Eingriffe in die Natur will die Gemeinde überprüfen lassen. Schließlich fühlt sich die Gemeinde in ihren Hoheitsrechten beeinträchtigt. Pläne wie ein Golfplatz könnten nicht umgesetzt werden, weil die Planfeststellungsbehörde dem Flughafenausbau Vorrang eingeräumt hat.

(Lübecker Nachrichten vom 30.03.2009)