Zurück zur Übersicht

drucken

Böses Erwachen

Von Jochen Remmert

Hahntaler klingt zwar nett, aber dahinter verbirgt sich ein ganz gewöhnlicher Preisaufschlag, den alle Passagiere zahlen sollen, die vom Hunsrückflughafen Hahn aus fliegen wollen. Mehr zahlt niemand gern. Doch die Idee eines Aufschlags ist vielleicht die letzte und sicherlich eine realistische Möglichkeit, den Flughafen Hahn doch noch in die Gewinnzone zu bringen. Denn kein auch nur einigermaßen sachkundiger Mensch glaubt noch ernsthaft daran, dass sich in einem sich weiter konsolidieren Markt der Fluggesellschaften eine weitere relevante Passagierairline außer Ryanair finden könnte, die im Hunsrück eine nennenswerte Zahl von Maschinen stationieren könnte oder wollte.

Die Flughafenbetreibergesellschaft sucht seit Jahren unentwegt nach neuen Kunden - einen, der auch nur annähernd die Marktmacht von Ryanair besitzt, hat sie nicht gefunden. Die Flughafenbetreiber im Hunsrück werden aus der Abhängigkeit von den Iren also kaum entrinnen. Das haben sie nicht einmal zu den Boomzeiten der Billigfliegerei geschafft, und die ist ohnedies vorbei.


Steuerfinanzierte Träume

Vielmehr wird die Ertragslage auf dem Hahn leiden, wenn die Geschäfte von Ryanair selbst weiter nachlassen - und dafür gibt es durchaus deutliche Anzeichen. Beispielsweise dürfte die als Drohgebärde bemäntelte Ankündigung der irischen Billigflieger vom Dezember, sie reduzierten Flüge auf dem Hahn schon einmal im Vorgriff auf befürchtete Rückgänge durch ebendiesen Hahntaler, vor allem auf ein schon nachlassendes Geschäft hindeuten.

Ryanair-Chef Michael O’Leary ist zwar für spektakuläre Sprüche und Aktionen bekannt, der Mann kann aber auch rechnen. Er würde voll ausgelastete Verbindungen kaum vorsorglich streichen. Das hat ihm schon im Dezember niemand geglaubt – mit Ausnahme offenbar des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministers. Letztlich rächt sich nun, dass sich fast jeder Bürgermeister oder Landrat, in dessen Zuständigkeitsgebiet sich ein alter Militärflughafen befand, steuerfinanzierten Träumen von blühenden Landschaften hingab. Es ist heute sozusagen das Geschäftsmodell von Ryanair, den Wunsch zu instrumentalisieren, nicht aus diesem Traum zu erwachen.

(Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 13.01.2009)