Zurück zur Übersicht

drucken

Fraport schreibt 30 Millionen ab Rheinland-Pfalz übernimmt Flughafen Hahn für einen Euro

3.2.2009, Das Land Rheinland-Pfalz übernimmt rückwirkend zum 1. Januar zum symbolischen Preis von einem Euro alle Anteile des Flughafenbetreibers Fraport am Flughafen Hahn. Damit hält Rheinland-Pfalz fortan 82,5 Prozent der Anteile. Hessen bleibt mit seinem bisherigen Anteil Miteigentümer der Flughafen Hahn GmbH.

Beide Seiten hätten sich auf einen symbolischen Kaufpreis von einem Euro verständigt, sagte der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hendrik Hering am Dienstag in Mainz. Für das Management sei künftig das Land Rheinland-Pfalz verantwortlich. Das Land Hessen bleibe mit seinem bisherigen Anteil von 17,5 Prozent Miteigentümer der Flughafen Hahn GmbH.

Der hessische Finanzminister Karlheinz Weimar (CDU) bestätigte, dass Verhandlungen über einen Verbleib seines Landes in der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH laufen. Zentrale Bedingung hierfür sei aber, dass Hessen künftig keine finanziellen Verpflichtungen mehr habe und Rheinland-Pfalz diese uneingeschränkt übernehme.


Fraport: Einmal-Abschreibung von 30 Millionen Euro

Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport erwartet wegen des Verkauf seiner Beteiligung am Hunsrück-Flughafen Hahn eine Sonderbelastung von etwa 30 Millionen Euro. Im Konzernabschluss für 2008 werde voraussichtlich eine Abschreibung in dieser Größenordnung verbucht, sagte ein Konzernsprecher am Dienstag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Ursprünglich habe Fraport 44 Millionen Euro in das Eigenkapital der Hahn -Betreibergesellschaft investiert, jedoch zwischenzeitlich bereits eine Wertkorrektur vorgenommen. Zudem habe der Flughafen Hahn bei Fraport in den Jahren 1999 bis 2008 im Durchschnitt Verluste von etwa 15 Millionen Euro verursacht.


Der "Hahn-Taler" und seine Folgen

Mit dem Verkauf enden den Angaben zufolge alle bestehenden wirtschaftlichen Verpflichtungen der Fraport. Fraport-Vorstandsvize Stefan Schulte sagte, für sein Unternehmen sei «als börsennotierter Konzern» die wirtschaftliche Ertragsstärke der Beteiligungen das entscheidende Kriterium. Verlustbringer könne man sich dauerhaft nicht leisten. Für den Ausstieg sei entscheidend gewesen, dass ab sofort keine weiteren Verluste mehr zu tragen sein, was angesichts der vertraglichen Bindungen bis zum Jahr 2024 "eine große Belastung gewesen wäre".

Um aus den roten Zahlen zu kommen, hatte der Flughafen Hahn zuletzt unter anderem versucht, eine neue Terminalgebühr von drei Euro pro Passagier zu erheben. Dagegen hatte sich aber der Billigflieger Ryanair als Hauptkunde gewehrt und mit dem Abzug seiner Flotte gedroht. Daraufhin wurde die Zusatzgebühr gegen den Willen der Fraport wieder fallengelassen. Ohne die Umsetzung des von Fraport vorgestellten Zukunftskonzeptes sah diese den Betrieb von Frankfurt-Hahn für das Unternehmen als «nicht mehr möglich» an und stieg aus.

«Das Land Rheinland-Pfalz und Fraport haben unterschiedliche Prioritäten», sagte Hering zu dem offenen Streit. Das Land habe das Risiko nicht eingehen wollen, dass der Hauptkunde vom Hahn seine Drohung wahr mache und sich schrittweise vom Flughafen zurückziehe. «Rund 6000 Arbeitsplätze wären unmittelbar gefährdet gewesen. Dies konnten wir nicht zulassen», betonte er.

Fraport war bis Ende vergangenen Jahres mit 65 Prozent der größte Anteilseigner des Hunsrück-Flughafens. Die Länder Rheinland-Pfalz und Hessen besaßen bislang jeweils 17,5 Prozent der Anteile.

(Deutscher Depeschen Dienst vom 04.02.2009)