Zurück zur Übersicht

drucken

Fluglinien: Haider kündigt "Maßnahmen" an

Landeshauptmann Jörg Haider (BZÖ) ist am Dienstag mit dem Antrag, zwei neue Flugverbindungen der Billigfluglinie Ryanair zu installieren, gescheitert. Er kündigte deshalb an, als Finanzreferent und Eigentümervertreter in Aktion treten zu wollen.


Kosten sollen von Stadt und Land je zur Hälfte finanziert werden.


Die beiden Flugverbindungen nach Frankfurt/Hahn und Stockholm würden Kärnten in den nächsten fünf Jahren 1,9 Millionen Euro kosten. Nach dem Willen des BZÖ sollte das Projekt je zur Hälfte von der Stadt Klagenfurt und dem Land finanziert werden. Die anfallenden Kosten des Land sollten aus dem Zukunftsfonds finanziert werden.


Stadtsenat beschloss Fnanzierung einstimmig


Tatsächlich hat der Klagenfurter Stadtsenat am Dienstag die Finanzierung der zwei Flugverbindungen der Ryanair einstimmig beschlossen.
Geplant sei es, die Strecke Klagenfurt-Hahn ab Herbst/Winter 2008/2009 viermal wöchentlich ganzjährig zu fliegen. Die Strecke Klagenfurt-Stockholm/Skavsta soll im Winterflugplan von Dezember bis April einmal wöchentlich geflogen werden.


Flughafen kämpft um bessere Anbindung


Hintergrund der BZÖ-Pläne: Seit der Einstellung der AUA-Flugverbindung nach Frankfurt kämpft der Flughafen Klagenfurt um eine bessere Anbindung an den internationalen Flugverkehr. Die jetzige Verbindung nach München sei dafür kein Ersatz, heißt es auch von der Industriellenvereinigung: Es gebe weniger Verbindungen nach Amerika und Fernost als von Frankfurt aus.


"Keine ausreichenden Bedarfsstudien". Ablehnung bei SPÖ und ÖVP


SPÖ und ÖVP lehnten den Antrag des Landeshauptmannes mit der Begründung ab, dass es keine ausreichenden Bedarfsstudien gebe.


"Revanche-Foul des Herren Martinz". Positives Gutachten von Wissenschaftsbeirat


In einem Interview nach der Regierungssitzung mit ORF-Redakteur Wolfgang Dittmar widersprach dem der Landeshauptmann:

"Es gibt ein positives Gutachten vom wissenschaftlichen Beirat des Zukunftsfonds, der den Herrschaften sonst immer so wichtig ist und die Zustimmung der beiden Geschäftsführer. Auch der Stadtsenat Klagenfurt hat am Dienstagvormittag beschlossen, die Hälfte zu übernehmen. Offenbar ist das das Revanche-Foul des Herren Martinz gegenüber seinem Parteifreund in Klagenfurt".


Martinz. "Hüftschuss nicht akkordiert"


SPÖ und ÖVP hatten schon im Vorfeld der Regierungssitzung angekündigt, dass es kein "Ja" zum BZÖ-Antrag geben werde. Die ÖVP begründete ihre Ablehnung damit, dass dieser "Hüftschuss", so ÖVP-Chef Josef Martinz im Vorfeld, "überhaupt nicht akkordiert wurde".
Martinz dazu: "Ich werde nicht zustimmen, sondern verlange eine Abstimmung all dieser Flugaktivitäten zwischen Wirtschaftskammer, Tourismus und Landesholding.


Stockholm nicht das "Gelbe vom Ei"


Darüber hinaus stellte sich Martinz die Frage, ob die Verbindung "Klagenfurt-Stockholm" als touristischer Schwerpunkt wirklich das "Gelbe vom Ei" sei.
Und: "Frankfurt/Hahn haben wir schon gehabt - das ist nicht unbedingt der Nabel der Welt und auch aus Sicht der Wirtschaft kein Ersatz für ein Linienflugdrehkreuz", so Martinz.


Schaunig: "Flugverbindung Frankfurt ist unbedingt notwendig". SPÖ: Kein Geld aus dem Zukunftsfonds


Wenig anders die SPÖ: Von der Vorsitzenden Gaby Schaunig hieß es, eine Flugverbindung von Klagenfurt nach Frankfurt sei aus wirtschaftlicher Sicht zwar "unbedingt notwendig", der BZÖ-Vorschlag sei aber "viel zu wenig ausgegoren". Darüber hinaus verlange man von Seiten der SPÖ, dass die Kosten aus dem laufenden Budget, nicht aus dem Zukunftsfonds gedeckt werden, so Schaunig.


"Grundsätzliches Ja, aber vernünftig gemacht"


Schaunig: "Ich glaube, dass man sich dieser Frage im Detail annehmen muss, wie eine solche Flugverbindung im Detail aufrechterhalten werden kann - ob das eine Linienflugverbindung ist oder über einen Billiganbieter passieren soll, wie man attraktive Flugzeiten sicherstellen kann, die entsprechende Anschlussverbindungen ermöglichen. Vier Mal die Woche vielleicht mitten am Tag wird nicht das Optimale sein - d.h. ein grundsätzliches Ja und Bekenntnis zu einer Fluganbindung nach Frankfurt, die brauchen wir, aber vernünftig gemacht und aus dem laufenden Landesbudget gedeckt".


Mehr Informationen eingefordert


Beim geplanten Stockholm-Flug müsse geprüft werden, ob er sich tatsächlich rentiere. Daher verlangte Schaunig detaillierte Unterlagen und Verhandlungen mit allen Parteien.


"Werde andere Möglichkeiten wahrnehmen"


Der Landeshauptmann kündigte nach dem nicht erfolgten Beschluss an, als Finanzreferent und Eigentümervertreter eine andere Möglichkeit wahrnehmen zu wollen und "es selbst zu machen".
"Vom Fußball bis zu Fluglinien muss der Landeshauptmann selbst handeln, weil die anderen unfähig sind, die Wichtigkeit dieser Dinge zu erkennen". Die Ryanair werde, so Haider, nicht warten, "bis sich die Roten und Schwarzen überlegen, vielleicht doch eine neue Fluglinie zu unterstützen".


Haider will nötige "Voraussetzungen schaffen"


Auf die Frage, ob er einen Sponsor suchen werde, antwortete der Landeshauptmann:
"Ich brauche keinen Sponsor, sondern werde als Finanzreferent die Voraussetzungen schaffen. Ich habe mit dem Flughafen-Chef gesprochen. Wir werden diese Linien ausbauen, denn es sind noch einige andere im Busch, die wir entwickeln wollen. Da können wir nicht warten, bis rote und schwarze Schläfer aufwachen und Kärnten auch verkehrspolitisch anschließen wollen".

(Osterreichischer Rundfunk vom 20.05.2008)