W In Frankfurt ist man mit der Geduld am Ende. Das Fraport-Management hat dem Tochter-Flughafen Hahn ein Ultimatum gestellt: Bis zum Jahr 2010 muss der Betreiber des 122 Kilometer entfernten Provinz-Airports endlich schwarze Zahlen schreiben.
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Verkauf nicht ausgeschlossen
Fraport erhöht Druck auf Flughafen Hahn
VON PETER DIETZ

In Frankfurt ist man mit der Geduld am Ende. Das Fraport-Management hat dem Tochter-Flughafen Hahn ein Ultimatum gestellt: Bis zum Jahr 2010 muss der Betreiber des 122 Kilometer entfernten Provinz-Airports endlich schwarze Zahlen schreiben.

Sollte der vor allem vom Billigflieger Ryanair genutzte Flughafen die Gewinnzone nicht wie gefordert erreichen, werde die Konzernmutter die Verlustsituation nicht weiter akzeptieren, droht Finanzvorstand Matthias Zieschang. Fraport-Vorstandschef Wilhelm Bender schließt gar einen Verkauf der Beteiligung im Hunsrück nicht mehr aus.

Hohe Investition, hoher Verlust



Standort-Strategie



Der frühere Militär-Airport Hahn wird seit 1993 zivil genutzt. Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport erwarb vor zehn Jahren die Mehrheit, um dem holländischen Konkurrenten Schiphol zuvorzukommen und ihn so von der eigenen Haustür wegzuhalten.

Die deutsche Heimatbasis der irischen Billigfluglinie Ryanair ist der Flughafen im Hunsrück heute. Der Airport firmiert als "Frankfurt-Hahn", liegt aber mehr als 120 Kilometer von der Bankenstadt entfernten.

Als Erfolgsmodell feiert sich der Hahn. 110 Betriebe mit knapp 2900 Mitarbeitern hätten sich angesiedelt. Kritiker indes verweisen auf hohe Subventionen von Bund und Ländern. Fraport hält 65 Prozent der Anteile am Flughafen Hahn, die Länder Hessen und Rheinland-Pfalz je 17,5 Prozent. Laut Gewinnabführungsvertrag muss Fraport die Verluste aber alleine tragen. Und da kommt einiges zusammen. Denn seit Jahren schreibt die Betreibergesellschaft am Hahn rote Zahlen: 2006 verbuchte das Unternehmen Miese in Höhe von 15,7 Millionen Euro nach fast 16 Millionen Euro im Jahr 2005. In den ersten neun Monaten diesen Jahres brachte der ehemalige US-Militärflughafen einen Verlust vor Zinsen und Steuern von 7,8 Millionen Euro nach 8,7 Millionen Euro im Vorjahr.

"Wir sind mit den Zahlen nicht zufrieden", sagt Finanz-Chef Zieschang. Kein Wunder, schließlich investiert der Konzern auf dem Hahn kräftig: Bis 2010 will Fraport 150 Millionen Euro in die Entwicklung des Flughafens stecken. Ein Großteil der Summe ist bereits verbaut - so wurde etwa ein neues Terminal hoch gezogen.

Erstmals seit 2000 könnten am Jahresende auch die Passagierzahlen auf dem Hahn rückläufig sein. 3,1 Millionen Fluggäste starteten in den ersten neun Monaten vom Hunsrück - das ist ein Minus von 2,5 Prozent. Fraport erklärt das mit dem reduziertem Angebot von Ryanair, Streichungen der Wizz Air und dem Ausbleiben von Transitpassagieren; das habe zu Passagierrückgängen in den ersten vier Monaten des Jahres geführt. Mit Umsetzung des Sommerflugplans habe es zwar wieder Zuwächse gegeben; die aber reichten bisher nicht aus, um das Minus ausgleichen zu können.

Jetzt sei "unternehmerische Fantasie gefragt", heißt es bei Fraport. Man müsse alles tun, um Erträge zu erzielen. Den Geschäftsführer hat die Konzernmutter schon ausgetauscht - Ende April musste Stefano Wulf den Hahn verlassen. Im Blick haben die Flughafen-Manager vor allem die Grundstücke an der Piste; die Immobilien sollen besser vermarktet werden. Um den Flughafen herum sollen verstärkt Läden und Hotels angesiedelt werden, forderte Bender schon im Frühjahr.

Im Gespräch ist laut Medienberichten aber auch die Erhöhung der Flughafengebühren. Fraport wolle die Entgelte für den Billigflieger Ryanair am Hunsrück-Flughafen möglicherweise verdreifachen, meldete der SWR. Einem Bericht des Senders zufolge wolle Fraport so die Einnahmesituation verbessern. Ein hessisches Aufsichtsratmitglied der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH habe bevorstehende Gespräche mit Ryanair bestätigt, hieß es. Noch lägen aber keine konkreten Zahlen zur Abstimmung vor. Bei der letzten Sitzung des Aufsichtsrates habe der Vorsitzende über die Gebührenpläne berichtet. Das sei "reine Spekulation" sagte ein Fraport-Sprecher gestern auf Anfrage.

Klar ist: Eine deutliche Erhöhung der Landegebühren dürfte weder Ryanair noch den Verbraucher freuen - denn das Fliegen vom Hahn würde spürbar teurer. Und die Iren haben Alternativen: Regionalflughäfen gibt es in Deutschland einige.

(Frankfurter Rundschau vom 08.11.2008)