Weiterführende Links
Zurück zur Übersicht

drucken

O‘Leary zaubert neue Kaninchen hervor

Von Panagiotis Koutoumanos

Frankfurt. Michael O‘Leary fällt es zwar zunehmend schwerer, neue Kaninchen aus dem Hut zu zaubern, mit denen er Ryanair auf Kurs halten kann. Aber da die irische Billigfluggesellschaft unter dem Druck hoher Ölpreise für das laufende Geschäftsjahr 2008/09 den ersten Nettoverlust seit ihrem Börsengang 1997 erwartet, mussten einfach neue Ideen her. Wie der Ryanair-Chef gestern in Frankfurt bestätigte, plant er nun Selbstbedienungs-Check-in-Kioske an den Flughäfen, «Null-Gepäck-Flüge» und die Einführung des Mobilfunks an Bord.

Demnach sollen im Herbst an den Flughäfen in London Stansted und in Dublin die ersten Kioske stehen, mit denen Ryanair weiteres Personal einsparen will. «Die sollen dann Schritt für Schritt an allen Flughäfen, die wir ansteuern, eingeführt werden», sagte O‘Leary. Für Frankfurt Hahn sei diese Selbstbedienungsform des Check-In für das kommende Frühjahr geplant. Im Winter will O‘Leary damit beginnen, auf Strecken mit hohem Geschäftsreise-Anteil nur noch Handgepäck zu erlauben. Den Anfang sollen die Verbindungen Duisburg – Berlin und Rom – Mailand machen. Weil damit Gepäcktransporte überflüssig werden, können die Flieger wieder schneller in die Luft; das steigert weiter die Produktivität. Derzeit müssen Kunden der größten Billigfluggesellschaft Europas saftige Gebühren für Check-in-Gepäck zahlen. Und schließlich bietet Ryanair von September an auf einigen Strecken den Gebrauch von Mobilfunk-Geräten und Blackberries an; bis Ende 2009 sollen Passagiere diesen Service in allen Ryanair-Maschinen geboten bekommen. Damit eröffnet sich für die Iren wieder eine neue Einnahmequelle.

Ob die neuen Maßnahmen geeignet sind, die Belastungen aus hohen Ölpreisen und sinkender Konsumneigung in nennenswertem Maße abzufedern, bleibt abzuwarten. Gestern kündigte O‘Leary eine erneute Preisoffensive an, um seine Flieger zu füllen. 300 000 Tickets für je drei Euro inklusive Steuern und Gebühren wirft Ryanair für die kommenden drei Tage auf den Markt – die sind allerdings nur für September gültig.

Um angesichts der hohen Ölpreise seine Kosten zu senken, hatte die Billig-Airline vor zwei Wochen angekündigt, die Zahl ihrer Maschinen und Verbindungen im Winter vorübergehend deutlich zu reduzieren. Wie O‘Leary gestern sagte, wird Ryanair auch in Hahn den Winterflugplan ausdünnen. So sind auch die für Hahn ursprünglich geplanten zusätzlichen zwei Maschinen gestrichen.

Mit einem «signifikanten Rückzug» von Hahn droht O‘Leary indes für den Fall, dass Brüssel die staatliche Beihilfen der Länder Rheinland-Pfalz und Hessen für den Hahn als unzulässig erklärt. Dann könnte der Flughafenbetreiber zu Gebühren-Erhöhungen gezwungen sein, die Ryanair empfindlich treffen würden. Derzeit läuft dazu ein Prüfverfahren der EU-Kommission. (pan)

(Frankfurter Neue Presse vom 02.08.2008)