Magere Auslastung bei Emirates SkyCargo

Viel transportieren bedeutet nicht zwangsläufig wirtschaftlich handeln.
Da Emirates Sky Cargo als einzige Fluggesellschaft die Strecke Hahn - Toledo fliegt, läßt sich anhand dieser Route sehr gut die Auslastung ermitteln.
Laut Flugplan wurde die Route nach Toledo in den USA in den ersten vier Monaten des Jahres 2008 insgesamt 17 x geflogen. Laut den Daten des Statistischen Bundesamtes wurden dabei insgesamt 1.193 Tonnen Luftfracht (durchschnittlich 70 to) transportiert. Bei einer maximalen Ladekapazität von ca. 110 Tonnen der zum Einsatz kommenden Boeing B 747-400 waren demzufolge die Maschinen auf dem Weg in die USA nur knapp zu Zweidrittel ausgelastet.
Auf dem Rückweg von Toledo zum Flugplatz Hahn war es noch schlechter. Hier waren die Maschinen bei 17 Flügen mit 720 Tonnen (durchschnittlich 42 to) beladen, also knapp zu einem Drittel.

Angesichts dieser geringen Lademengen, aber insbesondere aufgrund der seit Jahresbeginn stark gestiegenen Treibstoffkosten stellen wir uns die Frage, wie Emirates Sky Cargo die Flüge vom Flugplatz Hahn in die USA und zurück überhaupt wirtschaftlich betreiben kann.
Ob die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH ähnlich wie bei Ryanair großzügigen Marketing-Support an Emirates Sky Cargo gewährt?


Wirtschaftsminister Hering verkündet Streckenausbau bei Emirates Sky Cargo!


Angesichts der dürftigen Auslastung der Flüge halten wir es für merkwürdig, dass das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium am 29. Mai 2008 verkündet, dass die "überaus erfolgreichen Flüge von Emirates Sky Cargo" auch noch ausgebaut werden. Ob das Land Rheinland-Pfalz diese Flüge finanziell unterstützt?

Auf jeden Fall halten wir es schon für eigenartig, dass der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hering den Ausbau der Flüge verkündet. Ansonsten übernehmen solche Aufgaben doch vorzugsweise die Geschäftsführer der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH.

Ob und inwieweit unsere Informationen stimmen, dass rheinland-pfälzische Politiker als eine Gegenleistung für entsprechendes Abstimmverhalten im Zusammenhang mit der Bahnreform gefordert haben, dass die hundertprozentige Bahntochter Schenker die Flüge von Emirates SkyCargo ab dem Flugplatz Hahn mit Fracht bestückt, konnten wir noch nicht ausreichend verifizieren.

Dass der Verkündigungstermin für den Ausbau der Flüge im direkten zeitlichen Zusammenhang mit dem Votum für die Privatisierung der Bahn steht, kann schließlich auch ein Zufall sein.

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Logistik weltweit
Die Bahn fliegt

Von Manfred Köhler

18. August 2008 Von solchen Wachstumsraten können Manager sonst nur träumen. Ein Angebot, das binnen zehn Monaten so erfolgreich ist, dass es verdoppelt werden muss: Von so etwas berichtete Hartmut Mehdorn, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG, bei der Vorlage der Halbjahreszahlen in Frankfurt. Die Rede war allerdings weder von einem besonders schnellen Zug noch einem attraktiven Sonderangebot - sondern von einer neuen Flugverbindung. Denn seit einem Jahr bietet Schenker, eines der Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, eine Verbindung für Luftfracht von Dubai über den Flughafen Hahn nach Toledo im amerikanischen Bundesstaat Ohio an - und damit hat das Unternehmen offenbar eine Marktlücke entdeckt. Flogen die Maschinen zunächst nur einmal in der Woche hin und zurück, so wurde die Kapazität schon im April auf zwei Flüge in der Woche erhöht.

Schenker setzt dabei keine eigenen Maschinen ein, sondern mietet Kontingente bei Emirates, der Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate. Von Dubai geht es stets am Sonntag und am Mittwoch los. Im Hunsrück und in Toledo nehmen Schenker-Mitarbeiter die Luftfracht in Empfang und befördern sie weiter - Toledo ist Knotenpunkt der Bahntochter für das Frachtgeschäft in den Vereinigten Staaten. Der Flug über drei Kontingente ist attraktiv vor allem für den Transport von Elektroteilen und von Textilien, wie ein Schenker-Sprecher berichtete.

Ein Zug nach China

Mehdorns Lob für die ungewöhnliche Frachtverbindung zeigt, wie weit sich die Deutsche Bahn inzwischen zu einem weltweit operierenden Logistik-Konzern entwickelt hat - auch wenn die meisten bei dem Konzern nach wie vor an ICE-Züge und S-Bahnen denken. Das Speditionsgeschäft von Schenker, für das Züge ebenso wie Lastwagen, Schiffe genauso wie eben Flugzeuge genutzt werden, hat am Umsatz des Deutsche-Bahn-Konzerns einen Anteil von gut vier Zehnteln, der Personenverkehr folgt mit weitem Abstand. Wenn bei der Deutschen Bahn von Fracht gesprochen wird, geht es denn auch rasch nicht mehr um Ware, die zwischen zwei Bundesländern transportiert wird, sondern um die weltweiten Güterströme.

Bei der neuen Flugverbindung über Hahn etwa hält man sich zugute, dass die Kundschaft See- und Luftfracht verbinden kann, indem Produkte aus Asien zunächst mit dem Schiff nach Dubai gehen und dort für den zweiten Teil des Weges nach Deutschland ins Flugzeug umgeladen werden, wodurch die Ware doppelt so schnell ankommt im Vergleich zum Transport über die gesamte Strecke - bei der Hälfte der Kosten, die beim gesamten Weg mit dem Flugzeug anfielen. Für größere Artikel, Stahlbleche etwa oder Flachglas, will die Deutsche Bahn außerdem in Zukunft Züge von China nach Europa anbieten. Konkurrenz innerhalb des Konzerns sei das keineswegs, sagte ein Schenker-Sprecher.


Spitze Worte gen RMZ


Um Deutschland ging es bei der gestrigen Vorlage der Halbjahres-Zahlen aber auch: Mehdorn berichtete von dem enormen Fahrgastzuwachs auf der Neubaustrecke nach Paris, die unter anderem von Zügen genutzt wird, die die Bahn in Frankfurt einsetzt - eine Nonstop-Verbindung, also ohne Zwischenhalt, so allerdings nicht geplant, äußerte der Vorstandsvorsitzende. Für die Kritik des RMV-Geschäftsführer Volker Sparmann, die Bahn betreibe bei der Instandhaltung Politik nach Gutsherrenart, hatte er nur die spitze Bemerkung übrig, mit solch einem Argument könne man die Bahn nicht "hinterm Ofen hervorlocken", der Konzern setze seine Anlagen bedarfsgemäß instand. Mit solchen Fragen immerhin haben die Konzerntöchter, die Güter rund um die Welt befördern, nichts zu tun: Die Flug- und Seehäfen besitzen ja andere.

(Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19.08.2008)