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Flughafen Hahn bleibt hinter Erwartungen zurück

Von Jochen Remmert
15. April 2008 In den ersten drei Monaten dieses Jahres hat der Flughafen Hahn im Hunsrück gut zehn Prozent weniger Starts und Landungen gezählt als noch im ersten Quartal 2007, wie die Deutsche Flugsicherung mitteilte. Die meisten anderen Flughäfen hingegen gewannen hinzu oder stagnierten. Erst kürzlich musste der Geschäftsführer der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH, Jörg Schumacher, die Prognose der Passagierzahlen für dieses Jahr um 700 000 auf 4,3 Millionen senken. Und die bei dieser Gelegenheit für 2010 versprochenen schwarzen Zahlen sollten ursprünglich längst erreicht sein. Nach einer reinen Erfolgsgeschichte klingt das nicht.

Der Hunsrückflughafen, an dem der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport AG 65 Prozent und die Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz mit jeweils 17,5 Prozent beteiligt sind, profitiert nicht so wie gedacht an dem nach wie vor rasanten Wachstum der Billigflieger. Dabei entfällt inzwischen rund ein Viertel des Luftverkehrs auf Gesellschaften wie Ryanair, Easyjet oder Germanwings. 2001 hatte der Anteil noch unter fünf Prozent gelegen.


Flughafen Hahn belegt achten Rang bei "Low-Cost-Flügen"


Die Hauptschwäche des Flughafens Hahn dürfte dabei in der Lage weit abseits jedes Ballungsraums zu sehen sein. Denn die große Mehrzahl von "Low-Cost-Flügen" startet eben nicht von Flughäfen "in der Pampa". Köln/Bonn nimmt dabei nach Auskunft der Flugsicherung die erste Position mit 35.000 Billigflügen im vergangenen Jahr ein, München folgt auf Platz zwei mit 30.000 und Berlin-Tegel auf Platz drei mit 29.400. Der Flughafen Hahn belegt lediglich den achten Rang mit 14.200 Starts und Landungen.

Eric Heymann, Branchenexperte der Deutschen Bank, sieht Hahn - zumindest im Hinblick auf die Verkehrsentwicklung sowohl im Personen- als auch im Frachtverkehr - trotzdem als ein durchaus gelungenes Beispiel für die Umwandlung eines ehemaligen Militär- in einen Zivilflughafen. Geld allerdings hat die Betreibergesellschaft bisher nicht verdient. Per-Ola Hellgren, Analyst der Landesbank Baden-Württemberg, ist sich deshalb sicher, dass der Hunsrückflughafen nicht gerade zu den Hoffnungsträgern des Fraport-Managements gehört. Der erwartete positive Ergebnisbeitrag sei einfach schon viel zu lange ausgeblieben.

Dass der Flughafen Hahn noch immer keine schwarze Zahlen schreibt, begründet sein Geschäftsführer Schumacher damit, dass man durch die zwar leicht unter den Prognosen liegenden, aber insgesamt rasant gestiegenen Passagierzahlen und Frachtmengen zu großen Investitionen wie der Verlängerung der Piste gezwungen gewesen sei. Die entsprechenden Abschreibungen hätten dann das Ergebnis belastet. Operativ schreibe sein Haus ja längst schwarz, fügt Schumacher hinzu. 2007 lag der Umsatz bei 41,3 Millionen Euro, der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen bei 0,6 Millionen. Unterm Strich blieb aber ein Verlust von 15,8 Millionen.

Auch Nachholbedarf beim Geschäft jenseits der Fliegerei


Analyst Hellgren hält es dennoch für naheliegend, dass der Fraport-Vorstand lediglich auf eine gute Gelegenheit wartet, sich von der Beteiligung zu trennen. Tatsächlich gilt bei Fraport der gut 120 Kilometer von Frankfurt entfernte Flughafen zumindest als "sehr kritisches Thema", wie dort zu hören ist.

Anders als vor einiger Zeit noch Finanzvorstand Matthias Zieschang äußerte Stefan Schulte, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Fraport AG, auf Nachfrage allerdings, dass nach wie vor nicht daran gedacht sei, sich aus dem Hunsrück zurückzuziehen. Das Ziel des Vorstands, den Hunsrückflughafen in die Gewinnzone zu führen, bestehe unverändert. Zu dem Weg dorthin gehöre der Ausbau des Geschäfts auf dem Flughafengelände abseits des Flugbetriebs - mit dem Einzelhandel also, der Gastronomie, der Parkraum- und der Immobilienbewirtschaftung.

Außerdem sollten neue Fluggesellschaften als Kunden gewonnen werden. Gerade was das Geschäft jenseits der Fliegerei betrifft, sieht auch Hahn-Geschäftsführer Schumacher noch erheblichen Nachholbedarf. Der Erlös je Passagier mit solchen Angeboten sei mit nicht einmal 1,90 Euro um mehr als die Hälfte niedriger als der auf vergleichbaren "Low-Cost"-Flughäfen. In London-Stansted etwa liege der Umsatz bei 4,50 Euro.

Dass die Akquise von Airlines wie der russischen Vladivostok Avia, die von Ende des Monats an dreimal in der Woche von Hahn nach Moskau fliegen will, die Abhängigkeit seines Hauses von der irischen Ryanair mindern könnte, die von 2012 an 18 Maschinen im Hunsrück stationieren will, glaubt auch Schumacher nicht. Er hält es allerdings auch nicht für sehr ungewöhnlich, dass ein Flughafen von einer Airline dominiert wird. Beim Flughafen Hahn sei das eben Ryanair, in Frankfurt die Lufthansa.

(Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 15.04.2008)