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Zuversicht am Flughafen Hahn trotz der Kerosinpreise

Von Jochen Remmert

05. August 2008 Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport AG bleibt dabei. Er erwartet spätestens 2010 einen Jahresüberschuss vom Konzernflughafen Hahn im Hunsrück – und nicht mehr nur ein Plus im operativen Geschäft, wie ein Fraport-Sprecher hervorhebt. Weder die zunehmend schwierige Lage in der Luftverkehrswirtschaft, der schwächelnde Konsum oder die Drohung der irischen Discount-Fluglinie Ryanair, im Fall deutlich höherer Gebühren den Verkehr auf dem Flughafen Hahn zu reduzieren, lassen Fraport von der Vereinbarung abrücken. Die Geschäftsleitung der Frankfurt-Hahn GmbH steht im Wort.

Danach gefragt, wie er denn angesichts der in der Ölpreisexplosion und ihrer Folgen den vereinbarten Gewinnbeitrag zustande bringen wolle, demonstriert Jörg Schumacher, Geschäftsführer der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH, große Zuversicht. Vom Winterflugplan verspricht er sich gar ein Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Genauer wird er nicht, die Zahlen trage man gerade zusammen. Dass Ryanair neue Verbindungen nach Lübeck und Klagenfurt sowie eine dritte Verbindung nach Berlin vom Hunsrück aus plane, begründet seine Hoffnungen. In der ersten Hälfte dieses Jahres konnte der Hunsrück-Flughafen allerdings nicht recht überzeugen. Mit 1,8 Millionen Passagieren wurden 5,8 Prozent weniger gezählt als vor einem Jahr. Schumacher tröstet sich mit einem Plus bei der Fracht von 36 Prozent und wagt sogar die These, dass gerade der hohe Kerosinpreis, auf den andere Fluggesellschaften mit Kerosinzuschläge reagierten, einer Billigfluggesellschaft wie Ryanair und damit auch dem Flughafen Hahn in die Hände spiele.


Flughafen Hahn bleibt hinter Erwartungen zurück
Basel, Budapest, Salzburg und Valencia vorerst tabu


Dass Ryanair und andere Niedrigpreisflieger tatsächlich auf gewissen Strecken davon profitieren könnten, dass andere Fluggesellschaften Kerosinzuschläge erheben und damit die Ticketpreise verteuern, will Eric Heymann, Branchenanalyst bei Deutsche Bank Research, zwar nicht ganz ausschließen. Ein solcher Effekt ist aus seiner Sicht aber allenfalls auf einzelne Fälle beschränkt und keineswegs ein bestimmender Trend in der Branche. Außerdem besteht kein Zweifel daran, dass die Kerosinpreise auch den wichtigsten Hahn-Kunden Ryanair zum Sparen zwingen und dies auch den Hunsrück-Flughafen nicht unberührt lassen wird. Die Fluggesellschaft wird eigenen Ankündigungen zufolge vom 4. November bis zum 19. Dezember einige Flughäfen nicht mehr anfliegen, darunter Basel, Budapest, Salzburg und Valencia, und damit werden auch die entsprechenden Verbindungen vom Flughafen Hahn aus entfallen. Mit dem Ende des Sommerflugplans im Oktober gibt es außerdem, allerdings planmäßig, die Sommerverbindungen nach Biarritz, Granada, Sevilla und Balaton nicht mehr. Weitere Zahlen zum Flughafen Hahn blieb die Airline gestern schuldig.

Branchenanalyst Heymann weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass bei Billigfluglinien der Anteil der Kerosinkosten an den Gesamtkosten in der Regel sehr viel höher sei als bei anderen Airlines. Die stark gestiegenen Treibstoffpreise belasteten sie also stärker als andere Fluggesellschaften. Außerdem seien die Kunden der Billigflieger deutlich preissensibler als die der großen Linienfluggesellschaften, die häufiger von Geschäftsreisenden genutzt werden. Unter dem Strich seien daher die Möglichkeiten der Low-Cost-Flieger begrenzt, die höheren Kosten auf die Ticketpreise zu übertragen.

Ryanair spart andernorts noch viel drastischer als zurzeit im Hunsrück. In London Stansted beispielsweise werden im Winter acht Maschinen vorübergehend stillgelegt. Begründet wird das mit den stark gestiegenen Kerosinpreisen und den nach Ansicht des Unternehmens zu hohen Flughafengebühren.


Unzulässige staatliche Hilfen gezahlt?


Die aber könnten alsbald in Folge einer Intervention der Europäischen Kommission auch auf dem Flughafen Hahn steigen. Für diesen Fall hat Ryanair-Vorstandschef Michael O’Leary nun mit drastischen Einschränkungen des Verkehrs auf dem Hunsrückflughafen gedroht. Dann könnten womöglich auch einige der bislang elf dort stationierten Flugzeuge, die von dort aus zu mehr als 50 Zielen starten, verlagert werden zu einem anderen der 28 Drehkreuze, die Ryanair in Europa betreibt.

Die Kommission untersucht zurzeit, ob der Flughafen unzulässige staatliche Hilfen bekommt, die zur Senkung der Flughafengebühren genutzt werden. Der Flughafen Hahn gehört zu 65 Prozent Fraport und zu je 17,5 Prozent den Ländern Rheinland-Pfalz und Hessen.

Wie ein Sprecher der Brüsseler Kommission wissen ließ, sollen zunächst noch alle Beteiligten gehört werden bevor die Kommission ihr Urteil darüber fällt, ob die Betreibergesellschaft oder die von dem Flughafen aus operierenden Airlines unzulässige Hilfe bekommen haben. Bei der Prüfung werde das Gremium auch die Bedeutung in Betracht ziehen, die er Flughafen für die Wirtschaft der gesamten Region habe, versicherte der Sprecher. Das könnte Geschäftsführer Schumacher nun wieder in seiner Zuversicht bestärken, denn die Bedeutung des Flughafens für den eher strukturschwachen Landstrich steht außer Frage. Immerhin arbeiten dort mehr als 3200 Männer und Frauen in zusammen 116 Unternehmen.

(FAZ vom 06.08.2008)