Dann wird demnächst die Hahn-Hunsrück-Zeitung bestimmt melden, dass der Flugplatz Hahn trotz der schönen, doppelt gezählten LKw-Fracht von Air-France und den lediglich zwischengelandeten Miliärgut für das amerikanischen Militär auf Platz 5 der Frachtflughäfen zurückgefallen ist.
Ob es diese Nachricht aber auf Seite 1 schafft, steht noch in den Sternen

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Flughafen steuert die Königsklasse an
Leipzig/Halle setzt auf Luftfracht - Wenig Potential bei Passagieren

von Steffen Höhne, 08.10.07

Halle/MZ. Der Flughafen Leipzig/Halle will zum zweitgrößten deutschen Frachtflughafen aufsteigen. Im MZ-Redaktionsgespräch spricht Airport-Geschäftsführer Eric Malitzke über Frachtwachstum, Proteste gegen Nachtflüge und unliebsame Konkurrenten.

Der Flughafen Leipzig/Halle wird in den nächsten Jahren eine geteilte Entwicklung erleben. "Während wir im Frachtgeschäft in die europäische Champions-League aufsteigen, wird es im Passagierverkehr wohl nur ein verhaltenes Wachstum geben", sagt Flughafen-Geschäftsführer Eric Malitzke. Bei Fracht sei es möglich, die Güterströme zu lenken. Im Reiseverkehr ist der Airport mit 2,35 Millionen Fluggästen 2006 laut Malitzke von der Wirtschaftskraft der Region abhängig.


Ehrgeizige Pläne


Die Pläne des Flughafen-Chefs sind ehrgeizig: "In den kommenden zehn Jahren könnte Leipzig/Halle zum zweitgrößten deutschen Frachtflughafen nach Frankfurt am Main aufsteigen." Durch die Verlagerung des europäischen Drehkreuzes der Post-Tochter DHL von Brüssel nach Leipzig/Halle stehe der Flughafen nun im Blickpunkt internationaler Logistiker. "Ab Mitte 2008 steuern über 50 Flugzeuge für DHL nächtlich das Frachtdrehkreuz an", so Malitzke. Dadurch wird sich das Frachtaufkommen gegenüber 2006 auf etwa 400000 Tonnen verzehnfachen.

Malitzkes Ziel ist es, den Zuwachs von deutscher Luftfracht - der 2006 um 9,3 Prozent auf 3,3 Millionen Tonnen stieg - nach Mitteldeutschland zu lenken. Die erst kürzlich verkündete Ansiedlung der Frachtfluggesellschaft von DHL und Lufthansa Cargo sei hier ein wichtiger Schritt (die MZ berichtete).

"Der Flughafen Leipzig/Halle bietet die freien Kapazitäten, die Frankfurt am Main und Köln/Bonn fehlen", so Malitzke. Derzeit führe der Airport intensive Gespräche mit Logistik-Konzernen, um Fracht nach Mitteldeutschland zu verlagern. Ohne die breite Unterstützung aus der Bevölkerung ist diese Entwicklung nach seiner Ansicht nicht möglich. Mit dem Start des DHL-Drehkreuzes rechnet Malitzke mit einer Zunahme der Proteste gegen die Nachtflüge. "Wir wollen nicht schönreden, dass die Lärmbelastung steigt." Der Airport werde allerdings alle Zusagen zum Lärmschutz für die betroffenen Menschen einhalten. Malitzke zeigt sich enttäuscht, wie schnell einige "lokale Politiker" Stimmung gegen Nachtflüge machen. Schon heute arbeiten auf dem Airport 3000 Menschen. Er geht davon aus, dass die Zahl in den nächsten Jahren auf 10000 steigt. "Eine Logistikregion Mitteldeutschland ist ohne wachsendes Luftfrachtgeschäft undenkbar", so der 34-Jährige.

Rückschläge im Passagierverkehr, etwa durch den teilweisen Rückzug von Tuifly, hält er für verkraftbar: "Wir werden weiter auf die Fluggesellschaften zugehen, um attraktive Verbindungen anzubieten." Die Region müsse mehr Gäste aus anderen Regionen anziehen, um die Linien auszulasten. Beim Image blieben aber Leipzig und Halle hinter Dresden zurück.


Konkurrenz Altenburg

Unverständnis äußert Malitzke zum geplanten Ausbau des thüringer Flughafens Altenburg-Nobitz.„Das erinnert an den Boom der Spaßbäder Anfang der 90er Jahre im Osten." Mit einem expandierenden Billigflieger Ryanair werde kein profitables Geschäft aufzubauen sein. Dennoch werde der 50 Kilometer entfernte Airport Leipzig/Halle Einbußen bringen. Mit den Flughäfen Dresden, Erfurt und Leipzig/Halle sei Mitteldeutschland ausreichend abgedeckt.

(Naumburgr Tageblatt vom 08.10.2007)