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Drehkreuz für Irak-Krieg Reger Flugbetrieb: Immer mehr Charterflüge für US-Truppen vom deutschen Billigflughafen Frankfurt-Hahn

Von Rainer Rupp

Pauschaltouristen und Kanonenfutter. Frankfurt-Hahn gilt als der am schnellsten wachsende Flughafen Deutschlands

Die Zahl der »zivilen« US-Militärflüge in Richtung Irak vom Flughafen Frankfurt-Hahn im Hunsrück habe in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen, berichtete am Mittwoch das konservative Regionalblatt Trierischer Volksfreund. »Offenbar«, so folgert der Lokalreporter etwas verwundert, habe »die von der US-Regierung angekündigte verstärkte Truppenpräsenz im Irak« – wie er vorsichtig die Eskalation des Krieges nennt – »auch Auswirkungen auf den Flughafen Hahn« und die Region. Eine beschönigende Umschreibung, wie ein Artikel in der US-Soldatenzeitschrift Stars and Stripes von Ende Januar deutlich macht. Er belegt in beeindruckender Weise, wie sehr Deutschland jenseits der bekannten US-Hauptquartiere immer noch ein Tummelplatz aller möglichen US-Militäreinheiten ist, die sich nach ihren Killer- und Foltereinsätzen in den Kriegsgebieten im Irak und Afghanistan ins »beautiful Germany« zur Ruhepause zurückziehen, bevor sie erneut losgeschickt werden.

Die Liste der US-Kasernen in Deutschland, aus denen die Soldaten kommen, liefert Stars and Stripes gleich mit. Den Angaben zufolge sollen in den nächsten Tagen und Wochen insgesamt 8500 US-Soldaten aus 43 Einheiten hauptsächlich aus Deutschland und zum kleineren Teil aus Italien im Rahmen der normalen Rotation wieder in die Schlacht geworfen werden.

Dagegen dürfte der verstärkte Betrieb auf dem sonst nur als Landeplatz von Billigfluglinien bekannten Airport Frankfurt-Hahn in Rheinland-Pfalz mit der Eskalation im Irak zusammenhängen. Die US-Luftbasen in der Region reichen einfach nicht mehr aus, den zum großen Teil über Deutschland laufenden Nachschub für den Irak-Krieg abzuwickeln. So ist Hahn zum wichtigsten Zwischenstopp für die Chartermaschinen des Pentagon geworden. Lokale Flughafengegner wollen allein im Januar 86 solcher »zivilen« Militärflüge gezählt haben. Und so viele wie in der vergangenen Woche seien es bisher noch nie gewesen.

Dabei handelt es sich insbesondere um Maschinen der Fluggesellschaften Omni Air Express und Evergreen Airlines, die immer wieder im Zusammenhang mit Truppentransporten im Auftrag des Pentagon genannt werden. Sie kommen zumeist von der US-Airbase Dover im US-Bundesstaat Delaware – wo sich auch das zentrale Leichenschauhaus der US-Armee befindet – oder von Hartfield Jackson in Atlanta und fliegen nach einigen Stunden Aufenthalt in Richtung Irak weiter. Nach Angaben des Trierischen Volksfreundes ist die Zahl der mit »zivilen« Militärflügen durch den Flughafen Hahn nach Irak als Transitpassagiere ins Kriegsgebiet geschleusten US-Soldaten von 74295 im Jahr 2005 auf 179274 im vergangenen Jahr gewachsen, Tendenz steigend. Da die Bundesregierung jedoch die Beihilfe zum völkerrechtswidrigen US-Krieg im Irak im Rahmen der mit Washington geschlossenen Verträge grundsätzlich erlaubt, gebe es – so der Völkerrechtler und außenpolitische Sprecher der Linksfraktion Norman Paech gegenüber junge Welt – »keine Handhabe« gegen die privaten Betreiber des Flughafens Hahn. Allerdings kann man letztere darauf aufmerksam machen, daß sie mit der Abfertigung der Pentagonmaschinen blutiges Geld verdienen.

Tausende US-Soldaten u.a. von folgenden US-Basen in Deutschland werden im Rahmen der nächsten Rotation nach Irak und Afghanistan abkommandiert: Einheiten der 12. Kampffliegerbrigade (CAB) aus Katterbach und Illesheim, des 412. Flugbetreuungsbataillons aus Hanau sowie die 535. Pionierunterstützungskompanie aus Grafenwöhr. Außerdems Aufklärungs- und Zielerfassungseinheiten aus Schweinfurt, das 319. luftgestützte Artillerieregiment sowie das 173. Spezialtruppenbataillon und die 173. Unterstützungsbrigade aus Bamberg. Die 18. Militärpolizeibrigade kommt aus Mannheim, die 212., 230. und 527. Militärpolizeikompanie aus Wiesbaden, Kaiserslautern und Gießen. Weitere werden laut Stars and Stripes ebenfalls von den oben bereits genannten US-Basen an die Front geflogen.

(Junge Welt vom 09.02.2007)