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Hahn:Liaison mit Frankfurt offen
Die Genehmigung für das Flughafensystem zwischen dem Hunsrück-Aiport und seiner "Mutter" am Main lässt auf sich warten

Der Flughafen Hahn ist eng mit dem Frankfurter Airport verbunden. Die Fraport AG ist Hauptanteilseigner der Frankfurt-Hahn GmbH. Ein Flughafensystem soil Mutter und Tochter noch mehrverzahnen.

FLUGHAFEN HAHN. Die Genehmigung für das von der Fraport AG und der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH bereits 2002 beantragte Flughafensystem lässt auf sich warten. Derzeit liegt der Schriftsatz auf dem Schreibtisch von EU-Verkehrskommissar Jacques Barrot. Er muss darüber entscheiden, ob eine noch intensivere Kooperation zwischen den beiden Flughäfen europäischen Richtlinien entspricht oder nicht.

Doch welchen Sinn hat eigentlich dieses oft zitierte System? Der Hahn hat sich auch ohne diesen "Titel" rasant entwickelt. Die Frankfurter dürften wohl sehnsüchtiger auf das "Ja" aus Brüssel warte. Denn: Sie haben den geplanten Bau einer neuen Landebahn an ein Nachtflugverbot geknüpft. Ein Teil des vor allem nachts fliegenden Frachtverkehrs könnte deshalb auf den Hahn umgeleitet werden, so die Idee. Der Hunsrück-Airport verfügt über eine 24-Stunden-Flug-Genehmigung.

"Das Flughafensystem soll uns eine noch engere Zusammenarbeit ermöglichen", erklärt Jörg Schumacher, Geschäftsführer am Flughafen Hahn. Er rechnet damit, dass die Europäische Kommission im nächsten Jahr dem Antrag zustimmt, Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee habe bereits im vergangenen Jahr das Verfahren positiv beschieden. Doch auch Schumacher weiß, dass es derzeit in Brüssel Vorbehalte gegen die Anerkennung eines solchen Flughafensystems gibt.

Kritische Punkte sind vor allem die Entfernung zwischen den beiden Flughäfen, die mit 120 Kilometern den im Schnitt bei europäischen Airportsystemen üblichen Radius von 40 Kilometern deutlich übersteigt, sowie die Frage, ob Frankfurt/Main und Frankfurt-Hahn dm gleichen Ballungsraum zuzordnen sind beziehungsweise denselben Ballungsraum bedienen. Auch eine moderne Schienenanbindung ist nach dem derzeitigen Brüsseler Kriterienkatalog notwendig.

"Entscheidend ist, dass wir einen Ballungsraum bedienen", so Schumacher. "Das ist bei uns klar der Fall: 80 Prozent unserer Passagiere kommen aus dem Rhein-Main-Gebiet." Ein System bringt seiner Auffassung nach für beide Seiten klare Vermarktungs- und damit Wettbewerbsvorteile.

Werner Langen, CDU-Abgeordneter im Europaparlament (Oberfell), rechnet damit, dass die Vorbehalte der Kommission in zwei bis drei Jahren nicht mehr relevant sind: "Wir arbeiten derzeit an einer weiteren Liberalisierung der Boden- und Luftverkehrssysteme." Das könnte sich positiv auf das Antragsverfahren auswirken. Auch der rheinland-pfälzische Landeschef Kurt Beck und der hessische Ministerpräsident Roland Koch sprechen regelmäßig bei Barrot vor. Mit einer anderen Stoßrichtung steht auch Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber mit dem Verkehrskommissar in Verbindung: Die Lufthansa hat - wie der Bundesverband Internationaler Express- und Kurierdienste (BIEK) - Beschwerde gegen das Flughafensystem eingelegt. "Wir befürworten den Ausbau unseres Heimatflughafens Frankfurt, ein absolutes Nachtflugverbot wäre für uns aber eine existenzielle Bedrohung", erläuterte ein Pressesprecher gestern auf Anfrage unserer Zeitung. "Der Hahn ist für uns keine Alternative, weil zum einen unser Fracht- und unser Passagierverkehrssystem so eng miteinander verzahnt sind, dass eine Trennung der Geschäftsfelder nicht effektiv wäre, und wir zum anderen unsere Kunden und die nötige Infrastruktur hier in Frankfurt haben. Frankfurt ist unsere Basis für den Cargo-Bereich."

Ähnlich argumentiert Uwe Detering, Vorsitzender des BIEK-Luftverkehrsausschusses: "Eine Verkehrsverlagerung, wie sie das Flughafensystem impliziert, ist nicht kompatibel mit den logistischen Anforderungen unserer Mitglieder. Die Anbindung vom Hahn in die Ballungsräume fehlt und damit auch die Konnexität zu anderen Fluggesellschaften." Der BIEK vertritt globale Logistikunternehmen wie United Parcel Service (), FedEx express, den Deutschen Paket Dienst (dpd) und die Hermes Logistik-Gruppe.

Elisabeth Storz

(Hunsrücker Zeitung vom 12.09.2007)