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Neue Luftfrachtlinie verlegt Zentrale nach Leipzig

von Ulf Brychcy (Hamburg)

In Ostdeutschland siedelt sich zum ersten Mal seit dem Mauerfall eine eigenständige und interkontinental operierende Fluggesellschaft an. Die Logistiktöchter von Deutscher Post und Deutscher Lufthansa werden ihr gemeinsames Luftfrachtunternehmen nach FTD-Informationen in Leipzig gründen.

Von dort aus wird dann die neue Fracht-Airline ihre Flugzeugflotte steuern. Das Investitionsvolumen dürfte sich auf insgesamt rund zwei Mrd. Euro belaufen. Für den Flughafen Leipzig/Halle und die Wirtschaftsregion ist die Ansiedlung ein großer Erfolg.

Verlierer ist erneut Deutschlands größter Airport Frankfurt am Main, dem vor allem bei seinem dominierenden Großkunden Lufthansa weitere Einbußen im Frachtgeschäft drohen. Bereits Ende August hatte des Express-Luftfrachtkonzern Fedex angekündigt, sein Drehkreuz von Frankfurt zum Flughafen Köln/Bonn zu verlagern. "Ich sehe keine Schwächung", sagte ein Sprecher des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport.

Am Donnerstag wollen die Vorstandschefs der Deutschen Post, Klaus Zumwinkel, und der Deutschen Lufthansa, Wolfgang Mayrhuber, die Luftfrachtallianz verkünden. Beide Konzerne werden über ihre Töchter DHL und Lufthansa Cargo jeweils eine Beteiligung von 50 Prozent an dem neuen Unternehmen halten, das eine führende Position im interkontinentalen Frachtverkehr besetzen wird.

Die Fracht-Airline soll zum Sommerflugplan 2009 den Betrieb aufnehmen und dann schrittweise bis 2011 ihre eigene Flugzeugflotte auf elf Maschinen des Typs Boeing 777-200 aufstocken. Dass die neu gegründete Gesellschaft sich am Flughafen Leipzig/Halle ansiedelt, kommt nicht überraschend. DHL, die Expresstochter der Post, hat an dem Airport für 300 Mio. Euro ihr neues Frachtdrehkreuz errichtet und bündelt dort das Luftfrachtgeschäft.

Doch auch Lufthansa Cargo wird Frachtkapazitäten nach Sachsen verlagern, die bislang in Frankfurt abgewickelt werden. Nach FTD-Informationen erwägt Lufthansa, am Airport Halle/Leipzig für einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag ein eigenes Umschlaglager zu bauen. "Wir werden mal sehen, was daraus tatsächlich für Lufthansa Cargo folgt", versuchte der Fraport-Sprecher zu relativieren.

(Financial Times Deutschland vom 19.09.2007)