Da scheint der FAZ entgangen zu sein, dass |
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Flughafen Hahn | |
Von Jochen Remmert Die Flugzeuge der Aeroflot Cargo landen seit Dienstag wieder planmäßig auf dem rheinland-pfälzischen Flughafen Hahn. Nichts dürften die Vorsteher, die das Flugfeld im Hunsrück im Auftrag des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport AG managen, mit größerer Erleichterung zur Kenntnis genommen haben. Denn für das Frachtgeschäft des Flughafens hat die Cargo-Tochter der größten russischen Fluggesellschaft eine ähnlich große Bedeutung wie die irische Billigfluggesellschaft Ryanair für das Passagiergeschäft. Letztere generiert rund 95 Prozent des Fluggastaufkommens, auf Aeroflot Cargo entfallen immerhin mehr als 50 Prozent des Frachtfluggeschäfts. Flugrechte kurzfristig entzogenDer Aeroflot-Frachtumschlag geriet zu Beginn der Woche ins Stocken, nachdem das Luftfahrtbundesamt der Gesellschaft kurzfristig die Flugrechte für Hahn entzogen hatte, wie das Wirtschaftsministerium in Mainz bestätigte. Das Bundesverkehrsministerium und das Bundesamt äußerten sich zunächst nicht dazu, später hieß es aus Berlin, einen solchen Entzug habe es nicht gegeben. Eine Sprecherin der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH sagte gestern dagegen, dass die Aeroflot-Frachtflugverbindung sehr wohl unterbrochen gewesen sei. Bei der russischen Fluggesellschaft war dies aus inoffizieller Quelle ebenso zu hören. Kurz zuvor hatte die russische Luftfahrtbehörde überraschend der Frachtflugtochter der Lufthansa die Überflugrechte entzogen, wie ein Unternehmenssprecher bestätigte. In der Branche wurde gestern spekuliert, dass die Sanktionen gegen Aeroflot eine Reaktion darauf gewesen sein könnten. Ursache des Disputs sind Brancheninsidern zufolge die Überfluggebühren in Russland, die nach Ansicht der ausländischen Fluggesellschaften überhöht sind. |
Sicher ist jedenfalls, dass es für den Flughafen Hahn einen dramatischen Verlust bedeutet hätte, wäre Aeroflot Cargo tatsächlich auf längere Frist die Frachtflugerlaubnis entzogen worden. Die Tätigkeit der Gesellschaft habe für den Standort und die Arbeitsplätze "eine sehr große Bedeutung", hob gestern eine Sprecherin des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministeriums hervor. Das Haus hatte prompt reagiert, als das Landeverbot bekanntgeworden war: Der Entzug der Flugrechte sei "unverhältnismäßig" und ungerecht, weil er nicht für andere deutsche Flughäfen gelte, hieß es, man habe sogleich in Berlin interveniert. Am seidenen FadenDie russisch-deutschen Irritationen weisen darauf hin, dass das Geschäftsmodell des Flughafens am seidenen Faden hängt – zumindest sehr eng mit dem wirtschaftlichen Erfolg einiger weniger Fluggesellschaften verbunden ist. Im vergangenen Jahr wurden 3,7 Millionen Fluggäste gezählt. 123.000 Tonnen Fracht wurden mit Flugzeugen befördert. Weitere 140.000 Tonnen brachten Lastwagen hin oder weg. Aeroflot Cargo hat dort vier DC-10-Frachter stationiert, zu denen bis 2008 noch weitere sechs geleaste Frachter vom Typ MD 11 hinzukommen sollen. Die russischen Frachtflieger betrachten den Flughafen Hahn inzwischen als ihr wichtigstes Drehkreuz für Cargoverbindungen in Europa und nach Asien, wie das Unternehmen wissen ließ. Neben den russischen Frachtfliegern ist die Air France auf dem ehemaligen Militärflughafen vertreten. Die Franzosen bieten aber keine regelmäßigen Frachtflüge zum Hahn an, sondern bereiten die Fracht in ihrem dortigen Cargozentrum auf, um sie dann per Lastwagen beispielsweise nach Paris zu fahren und von dort aus mit dem Flugzeug zu befördern, wie eine Sprecherin sagte. Auch die Cargoflieger von British Airways waren auf dem Hahn zeitweise vertreten, haben ihn aber inzwischen wieder verlassen. Aeroflot Cargo bietet zur Zeit knapp 30 Frachtflugverbindungen in der Woche auf den 120 Kilometer von Frankfurt entfernten Flughafen im Hunsrück an. |
(Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 31.10.2007)