Soviel zur Glaubwürdigkeit der Aussagen zu den so leisen Flugzeugen von Ryanair, die in Würrich angeblich keinen höheren Lärm als 65 dB(A) verursachen!
Da muss wohl jemand 5.356mal Tomaten auf den Augen gehabt haben.


Anzahl der Lärmereignisse mit einem Pegel > 65 dB(A)
an der Lärmmeßstation in Würrich im ersten Halbjahr 2006
bei Flügen von Ryanair-Boeings vom Typ 737-800
Januar Februar März April Mai Juni Gesamt
797 818 893 966 979 903 5.356

und

Auszug aus dem Lärmmeßprotokoll der Lärmmeßstation Würrich vom 01.08.2006,
gelb markiert die Flugbewegungen von Boeing B 737-800 (Ryanair)
mit einem Lärmpegel > 65 dB(A)
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Würrich: Nicht noch mehr Krach
Hunsrückhöhenstraße führt unmittelbar am Ort vorbei - Gemeinde fürchtet erhöhten Lärm durch Ortsumgehung Bärenbach

Welche Route der Verkehr künftig nehmen wird, der über die Hunsrückhöhenstraße zum Flughafen Frankfurt-Hahn rollt, steht noch nicht fest. Es gibt mehrere Varianten. Die derzeitige Umleitung von der B 327 an der Kappeler Kreuzung bis Kirchberg zur B 50 ist eine. Eine weitere Lösungwäre, über eine Ortsumgehung Bärenbach auf die B 50 bei Sohren zu gelangen. Die dritte Möglichkeit ist die der ursprünglichen Planung. Es war vorgesehen, die B 327 um die verlängerte Hahn-Startbahn zu führen. Es gibt Vor- und Nachteile bei allen Varianten.

WÜRRICH. Wenn die Hunsrückhöhenstraße um die neue Startbahn des Flughafens Frankfurt-Hahn geführt wird, wird es lauter für die Einwohner von Lötzbeuren. Die Lärmbelästigung wäre in dem Ort höher, denn die Gemeinde liegt in der Einflugschneise des Hahns, und die B 327 wäre mit 1400 Meter Abstand zum Dorf auch nicht weit weg.

In Würrich hat die Lärmschwelle aber schon jetzt die Schmerzgrenze erreicht. "Die Lötzbeurener Probleme, die vielleicht in der Zukunft auftreten könnten, sind nichts gegen unsere Situation", sagt der Ortsbürgermeister von Würrich, Elmar Herberts. "Ich lese immer nur Lötzbeuren. Stellen Sie sich mal bei uns in Würrich auf die Straße", empfiehlt Herberts. Er hat recht. Wenn eine Ryanair-Maschine zur Landung ansetzt, passiert sie das Dorf in nächster Nähe. Wenn sich auf dem Hahn ein Flieger startbereit macht, hört man im Dorf das Donnern der Triebwerke. Die Beschleunigung vor der Start, gehört mittlerweile zu Geräuschkulisse in Würrich. "Die Ryanair macht uns gar nichts. Die Maschinen gewinnen so schnell an Höhe, dass es nicht mehr groß stört", sagt Herberts.

Anders verhält es sich mit den Frachtmaschinen. Am Gemeindehaus befindet sich ein Lärmmeßerät. Das schlägt an, wenn die Geräusche lauter als 65 Dezibel werden. Eine Ryanair-Boeing sucht man vergeblich auf der Aufzeichnungsliste. Dafür sind aber nahezu alle DC 10-Flieger dabei.


Alte Flieger sind lauter


Die Frachtmaschine gehört einer älteren Flugzeuggeneration an und macht mehr Lärm als die moderne Ryanair-Flotte. Übrigens fliegt die Chartergesellschaft Omni-Air mit DC10. Das ist die Fluggesellschaft, die nach wie vor die Transporte der amerikanischen Streitkräfte via Hahn abwickelt (wir berichteten mehrmals).

Der Fluglärm ist in Würrich je nach Windrichtung unterschiedlich stark. Bei günstigem Wind ist die Belastung kaum spürbar, sagt Herberts.

Anders verhält es sich mit der Hunsrückhöhenstraße. Die führt direkt am Ortseingang vorbei. Kommt die Umgehung Bärenbach, dann wird der Schwerlastverkehr zunehmen und noch mehr Krach machen, vor allem in der Nacht, befürchtet OrtsbürgermeisterHerberts.

Ins gleiche Horn stoßen übrigens die Bewohner von Kappel. Auch sie liegen mit ihrer Gemeinde direkt an der B 327 und haben eine Menge Lärm durch die Straße zu ertragen. Wenn es nach Elmar Herberts geht, dann sollte man auf den Bau der Ortsumgehung Bärenbach verzichten. Herberts befürwortet dagegen das Herumführen der Hunsrückhöhenstraße um die neue Startbahn: "In diesem Fall wäre die Zeitersparnis für die Lkw-Fahrer nicht so groß. Sie würden gleich auf der A 61 bleiben und bei Rheinböllen auf die B 50 fahren", ist Herberts überzeugt. Herberts fordert, dass das Hinweisschild "Flughafen Hahn" an der Autobahnausfahrt Emmelshausen abmontiert wird: "Die Lastwagen sollen gefälligst bis zur Ausfahrt Rheinböllen und dort über die B 50 zum Hahn fahren", so Herberts.

Seine Gemeinde hat Widerspruch gegen den Bau der Bärenbacher Umgehung eingelegt. Begründung: Der Schwerlastverkehr würde zunehmen, die Lärmbelästigung für Würrich wäre größer und die Lebensqualität des Dorfes würde weiter sinken. Durch die Einflugschneise des Flughafens sei man schon genug mit Lärm belastet. Eine zusätzliche Belastung durch die Hunsrückhöhenstraße sei nicht hinnehmbar.


Neues Baugebiet ausweisen

"Das Dorf soll nicht aussterben. Schon jetzt haben zwei Mieter darauf verzichtet, bei uns zu bauen, weil es ihnen zu laut ist", sagt Herberts.

Das hält den Ortsbürgermeister aber nicht davon ab, darauf zu drängen, ein neues Baugebiet neben dem Friedhof auszuweisen.
Hintergrund: In der Nachbargemeinde Hahn darf wegen Lärmschutzauflagen nicht mehr gebaut werden. Eine Bestimmung aus der Zeit des Militärflughafens verhindert das, sehr zum Leidwesen der Hahner, die zwar immer noch stark vom Hahn-Krach betroffen sind, längst aber nicht mehr so stark wie zu Zeiten der US-Air-Base. Sollte diese Bestimmung aber irgendwann aktualisiert werden, dann befürchtet Herberts noch restriktivere Bestimmungen: "Wenn wir dann ein Baugebiet ausweisen wollten, werden wir es wohl nicht dürfen. Daher wäre es gut, wenn wir jetzt schon eins ausweisen würden, was wir dann schon hätten, falls es mal zu einer neuen Regelung käme", argumentiert Herberts.

Es geht ihm dabei lediglich darum, eine Fläche im Ort formal als Baugebiet ausweisen zu können. Weitere Schritte würde die Gemeinde derzeit nicht unternehmen.

Thomas Torkler

(Hunsrücker Zeitung vom 25.10.2006)