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Flughafen Hahn:
FFH-Gebiet verzögert Inbetriebnahme von Bahn

HAHN (dpa) Wegen der Ausweitung eines Naturschutzgebietes kann der Flughafen Hahn die neue Start- und Landebahn erst später als geplant in der vollen Länge nutzen. "Es besteht eine Möglichkeit, dass sich die volle Inbetriebnahme bis ins nächste Jahr hinein verzögert", sagte der Geschäftsführer der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH, Stefano Wulf, in einem dpa-Gespräch. Nach der Aufforderung der EU-Kommission in Brüssel hatte die Landesregierung das FFH-Gebiet am Flughafen ausgeweitet. Nun sei eine Ergänzung zum bestehenden Planfeststellungsbeschluss für die Bahn nötig, sagte Wulf.

"Wir haben eine neue Situation", erklärte Wulf. "Die verlängerte Bahn ist jetzt näher an das gemeldete FFH-Gebiet herangerückt." Der Flughafen müsse nun neue Gutachten erstellen lassen, die untersuchten, ob die Verlängerung der Bahn das FFH-Gebiet erheblich beeinträchtige. Die Ergebnisse würden Teil der Planfeststellungsunterlagen. "Soweit es Änderungen an dem alten Planfeststellungsbeschluss gibt, müssen die Umweltverbände und andere Betroffene noch einmal beteiligt werden", erklärte der Geschäftsführer. Schließlich werde das Oberverwaltungsgericht (OVG) Rheinland-Pfalz die Unterlagen prüfen.

Vor dem OVG ist derzeit ein Verfahren anhängig, in dem der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) die Rodung weiterer Waldflächen in dem jetzt erweiterten FFH-Gebiet verhindern will. In dem Wald lebt die besonders geschützte Mopsfledermaus. Nach einer Entscheidung des OVG darf die Bahn bislang eingeschränkt genutzt werden: auf einer Länge von 3300 Metern in die Hauptrichtung Südwesten und 3500 Metern in die Gegenrichtung Nordosten. Zur vollen Inbetriebnahme müssen laut Wulf weitere etwa 60 Hektar Wald gerodet werden, um Hindernisfreiheit für die an- und abfliegenden Maschinen zu schaffen.

"Wie das Gericht am Ende entscheidet, hängt davon ab, ob zwischen dem Umweltschutz und dem öffentlichen Interesse der richtige Kompromiss gefunden wurde", sagte Wulf. Der Planfeststellungsbeschluss sehe schon jetzt erhebliche Maßnahmen zum Schutz der Mopsfledermaus vor. "Von einer Entscheidung zwischen Umweltschutz und Ausbau des Flughafens kann also keine Rede sein", sagte der Geschäftsführer.

Der Flughafen hatte die Bahn um 700 auf 3800 Meter verlängert, um den Frachtverkehr ausweiten zu können. "Die Bahn steht jetzt fertig da", sagte Wulf. Sie müsse so schnell wie möglich in Betrieb gehen. Der Flughafen brauche den zusätzlichen Flugverkehr, um wirtschaftlich betrieben werden zu können und Arbeitsplätze im Hunsrück zu sichern.

(Allgemeine Zeitung vom 20.02.2006)