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Hahn und Airbus jetzt vor Gericht
Naturschützer bekämpfen Flughafen-Bauprojekte

Der Hunsrück-Flughafen Hahn möchte seine Start- und Landebahn verlängern - dies soll vor allem dem Frachtverkehr zu Gute kommen.

Von unserem Redaktionsmitglied Markus Lachmann

HAHN/FRANKFURT In Rheinland-Pfalz ticken die Uhren anders. Das behaupteten die Naturschützer vom BUND mit Blick auf den Frankfurter Flughafen. Während sich dort der Betreiber mit der Waldrodung für den Bau der neuen Airbus-Halle noch zurückhält, fallen am Flughafen Hahn nämlich bereits die ersten Bäume.

Am Hahn soll die Start- und Landebahn um rund 700 Meter auf 3800 Meter verlängert werden. Vor wenigen Tagen wurde der Planfeststellungsbeschluss verkündet. Damit herrscht nun Baurecht, und dem Flughafen ist es erlaubt, sofort den Wald zu roden. Das wird nun auch auf dem Hahn gemacht.

Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel der geplanten Airbus-Halle am Flughafen. Rein rechtlich darf der Flughafenbetreiber bereits den Wald roden, denn seit Ende November besteht Baurecht. Dennoch sind bisher keine Bäume gefallen. Es zähle zur guten Gepflogenheit, "keine unumkehrbaren Fakten zu schaffen, bevor nicht das Verwaltungsgericht Gelegenheit hatte, die zu erwartenden Eilanträge auf Aufhebung des Sofortvollzugs ausreichend zu prüfen", ließ Fraport-Chef Bender nach einem Spitzengespräch mit Naturschützern in Hessen wissen.

Ulrich Mohr, Vorsitzender des BUND Rheinland-Pfalz, spricht am Hahn von einer "Nacht- und Nebelaktion". Er hält den Vorgang für "rechtswidrig", weil die betroffenen Ortsgemeinden und Verbände noch nicht den Planfeststellungsbeschluss erhalten hätten. Der BUND hat gestern nun Antrag beim Oberverwaltungsgericht im Koblenz gestellt, damit dieses in einem Eilverfahren die Rodung doch noch stoppt.

Das haben auch die Hessen gemacht. Der BUND Hessen bestätigte gestern, dass er beim hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel den Antrag auf ein Eilverfahren zur Airbus-Halle gestellt hat.

Während es bei der Airbus-Halle bei Frankfurt um Bannwald, geschützte FFH-Gebiete und Hirschkäfer geht, "fliegen" die Tierschützer am Hahn auf die Mopsfledermaus. Sie gilt als stark gefährdet und hat nach Angaben des BUND am Flughafen Hahn ihre "Wochenstuben". Laut Flughafen sind von den aktuellen Bauarbeiten "keine Auswirkungen auf den Lebensraum der Mopsfledermaus zu erwarten". Zudem handele es sich um "weniger wertvolle Nadelholzkulturen". Der Planfeststellungsbeschluss sehe "ausreichende Schutzanforderungen für die Wochenstube der Mopsfledermaus vor"; außerdem handele es sich nicht, wie von Naturschützern behauptet, um "vollendete Tatsachen": Die gerodeten Waldflächen könnten jederzeit wieder aufgeforstet werden.

Mit der Verlängerung der Piste will der Flughafen nach eigenen Angaben Frachtlinien am Flughafen halten und neue gewinnen. Erst die 3800 Meter lange Bahn ermögliche es den Linien, Frachtflugzeuge auf längeren Strecken wirtschaftlich einzusetzen. Insgesamt werden 90 Hektar Wald gerodet; derzeit werden davon 30 Hektar gerodet, um das Baufeld freizumachen.

Eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes in Koblenz ist in dieser Woche nicht zu erwarten. Es werde sich "eher um Wochen als um Tage" handeln, bis es einen Richterspruch gebe, sagte ein Sprecher.

(Wormser Zeitung vom 06.01.2005)